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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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bestehenden Zahlen?“
    McFarlane blickte in die Runde. Offenbar wollte niemand Stellung nehmen. „Sie bluffen wohl nur“, war sein Kommentar. „Kommen wir zurück zu den Faktoren für PRIM, die die CIA beziehungsweise Lawrence Blunt ausgesucht hat“, fuhr er fort. „Gibt es dazu Wortmeldungen? Miss Lormant, bitte.“
    Alice schaute hinüber zu Blunt. „Bitte sagen Sie uns, woher die CIA die drei Zahlen hat, die Sie vorhin beschrieben haben.“
    Blunt hielt seinen Kopf gesenkt. Dadurch wurde das Rot seiner unteren Augenlider sichtbar, was Alice sofort wieder an das faltige Gesicht eines Boxerhundes erinnerte. „Wir haben sie von der Fakultät für Mathematik am MIT“, sagte er.
    „Das ist bestimmt eine seriöse Quelle“, antwortete Alice, „aber ich möchte einen Gegenvorschlag zur Auswahl der Zahlen machen. Jede der hier vertretenen Organisationen beschafft zwei Produkte mit der von PRIM verlangten Länge und hält die Primzahlen, aus denen sie berechnet sind, zurück. Dann losen wir hier in der Arena die vier Produkte zur Weitergabe aus. Ich bin sicher, dass die Gründe für dieses Verfahren keiner Erläuterung bedürfen.“
    Es trat eine Pause ein. Einige der Teilnehmer griffen zu ihren Getränken, um ihr Nachdenken über die Gründe, die Alice gemeint haben könnte, zu verbergen. Hoover benötigte keine Zeit. Alice sah, wie er ihr wieder den aufgerichteten Daumen zeigte.
    „Sehr gut, danke Miss Lormant“, sagte McFarlane. „Ich bitte das Pentagon, das FBI, das Außenministerium, die CIA, die NSA und unseren Secret Service, jeweils zwei 500 Ziffern große Produktzahlen zu beschaffen und die Primfaktoren, mit denen sie berechnet wurden, geheim zu halten.“
    Beim Verlassen der Arena flüsterte Hoover Alice zu: „Ich wusste schon immer, dass die dem FBI und der NSA nicht trauen.“
     

29
    Die Diskussionen am Nachmittag waren hitzig und zerfahren. Vorwürfe einzelner Teilnehmer, dass der Secret Service seinen Bericht an den Präsidenten über die Vormittagssitzung nicht mit dem Gremium abgestimmt hatte, wurden von McFarlane mit Hinweisen auf die Terminnot abgewehrt. Und es sei ja genau das berichtet worden, was in der Sitzung besprochen worden sei. Die Mehrheit der Beagle-Mitglieder hätte sich der Meinung des Pentagon angeschlossen, dass PRIM Insider sein mussten, die sich Zugang zu den unterschiedlichen Diensten und Institutionen verschafft und dort die geheimen Dokumente gestohlen hatten. Genau das wurde nun von einigen wieder bestritten.
    Alice ärgerte sich darüber, dass weder McFarlane noch Krienitz den Versuch unternahmen, die unterschiedlichen Meinungen zu kanalisieren, ihren Gehalt an Tatsachen zu messen oder überhaupt Bewertungen vorzunehmen und darüber abzustimmen. Die Informationen, die von Beagle an den Präsidenten und seine Berater gingen, spiegelten zwar die ganze Meinungsvielfalt der an Beagle Beteiligten wieder, aber regelmäßig mit deutlicher Hervorhebung der Ansichten des Secret Service.
    Als McFarlane die Sitzung schloss, war es kurz nach 7 Uhr. Alice wollte noch mit Peter Cornwell telefonieren und freute sich auf das Abendessen und die Ruhe im Hotel. In diesem Moment kam Charles Moore auf sie zu, fasste sie am Arm und beugte sich so weit zu ihrem Ohr herab, dass seine Stimme ihre Haare bewegte: „Der Präsident möchte Sie sprechen, Miss Lormant. Ich werde Sie zu ihm bringen. Kommen Sie bitte!“
    Alice glaubte an einen Scherz. Moore hatte sie schon einige Male mit unpassenden Annäherungsversuchen behelligt. Sie stand auf und sagte: „Sagen Sie ihm, er soll mich heute Abend um 9 Uhr im Hotel anrufen!“
    Moore schien amüsiert. „Ihre Antwort wird uns bestimmt erheitern“, er sagte tatsächlich uns , „aber es ist mein Ernst. Ich kann den Präsidenten anrufen und ihn bitten, es Ihnen persönlich zu sagen.“ Moore griff nach dem gelben Telefon an Alices Platz.
    Alice hielt ihn auf. Sie erkannte, dass Moore sie diesmal nicht anzumachen versuchte. Es war eine dieser überraschenden Situationen, in denen sie sich selbst von außen zu sehen schien. Das half ihr, ganz ruhig und souverän zu reagieren.
    „Gut, ich komme sofort. Bitte warten Sie!“
    Die Sitzung in der Arena hatte fast vier Stunden gedauert. Sie ging in den Waschraum, wusch die Hände und überprüfte ihr Aussehen. Was konnte der Präsident wollen? Hoffentlich keine persönliche Einschätzung zu PRIM. Der er sich vielleicht anschließen würde. Die Auswirkungen waren unkalkulierbar, wenn sich später

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