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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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Weiterleitung an PRIM über die Internetseite der Regierung zu verwenden.
    „Bei diesen drei Produkten können wir sicher sein“, sagte er, „dass ihre Erzeugung bei uns nicht auf irgendwelchen Wegen von PRIM ausgespäht worden ist. Denn das vermuten wir nach unseren bisherigen Erfahrungen mit PRIM, dass sie in die Rechnersysteme der Dienste und Ministerien eindringen und sich die Informationen dort holen. Und die Primfaktoren wird die CIA nicht vorher bekannt geben, auch nicht hier in Beagle.“
    Caroline Cooper fand den Vorschlag von Blunt großartig . Damit werde sich zeigen, dass PRIM nur blufften. Sie bezeichnete es als völlig offensichtlich, dass PRIM damit von den Einbrüchen ablenken und den Verdacht auf einen Verräter richten wollten. Der Außenminister sei über die Situation informiert.
    Paul Hoover lächelte bei der letzten Bemerkung. Er hielt sich in Beagle mehr und mehr zurück. Als McFarlane ihn nach der Meinung des FBI fragte, sagte er: „Wir halten es für wahrscheinlich, dass wir PRIM unterschätzt haben, und dass wir vielleicht den bisher wenig beachteten Aussagen von PRIM mehr Aufmerksamkeit widmen müssen. Aber das berührt Fragen, die am ehesten von der NSA beantwortet werden können. Dort sitzen die Mathematiker und Verschlüsselungsspezialisten. Ich möchte deshalb Miss Lormant bitten, uns über die Bewertung ihres Dienstes zu unterrichten.
    Alice fragte sich, um wie viel effektiver die Arbeit wohl sein könnte, wenn FBI und NSA allein mit dem Fall PRIM befasst wären. Sie sah hinüber zu McFarlane, und als der nickte, sagte sie: „Wir teilen Mr. Hoovers Ansicht bezüglich der PRIM-Äußerungen über die Zerlegung von Produkten in Primzahlen. PRIM haben von Anfang an darauf hingewiesen und es ständig wiederholt. Alle übermittelten Geheimdokumente waren zusammen mit den öffentlichen Schlüsseln der Empfänger in den Datenbanken archiviert. Zu deren Entschlüsselung wurden also entweder die jeweiligen privaten Schlüssel benötigt, oder aber die Zerlegung des öffentlichen Schlüssels in Primfaktoren und die Extrahierung der privaten Schlüssel aus diesen Faktoren. Die privaten Schlüssel sind aber nach Aussagen der Betroffenen an anderen Orten sicher und wiederum verschlüsselt aufbewahrt, wie es ja auch sein sollte. Es konnte bisher kein Diebstahl privater Schlüssel nachgewiesen werden, übrigens auch nicht bei den Stonington Schwestern, die ihre privaten Schlüssel nicht ganz so sicher aufbewahrt hatten. Es gibt außerdem einen Anteil von etwa sechzig Prozent bei den von PRIM geschickten Dokumenten, bei dem entschlüsselte Versionen, also Klartexte, nach Aussagen der Besitzer entweder gar nicht vorhanden oder aber als Ausdrucke nicht über Datenleitungen zugänglich waren.“
    „Heißt das, dass Sie Ihre Meinung über die Unlösbarkeit des Faktorisierungsproblems geändert haben?“, unterbrach Taizem Alice. „Das Pentagon hat jedenfalls keine entsprechende Warnung der NSA erhalten.“
    „Ich habe es nicht als unlösbar bezeichnet. Mathematische Probleme sind erst dann unlösbar, wenn für die Nicht-Lösbarkeit ein nachprüfbarer Beweis erbracht worden ist. Das Faktorisierungsproblem wird als sehr schwierig angesehen. Dafür spricht ja auch die seit Jahrhunderten andauernde Suche nach Lösungen, die nach Einführung des Public-Key-Verfahrens in den siebziger Jahren sogar noch deutlich verstärkt wurde. In der NSA gehen wir davon aus, dass die Faktorisierung, abgesehen von den trivialen Verfahren, die uns bei großen Zahlen selbst mit unseren heutigen Computerkapazitäten nichts nützen, mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter ungelöst ist. Und dass damit auch unsere Verschlüsselungsverfahren, die auf der Unlösbarkeit der Faktorisierung großer Zahlen beruhen, sicher bleiben. Aber ich plädiere dennoch dafür, dass wir zumindest die Folgen im Auge behalten, die eine Lösung des Faktorisierungsproblems durch PRIM verursachen würde. Ich erinnere in diesem Zusammenhang daran, dass wir gemeinsam darin übereinstimmen, dass für die Lösung des Problems am ehesten staatliche Geheimorganisationen in Frage kommen, und dass PRIM eine Gruppe von Leuten aus einer solchen Organisation sein könnten, die hier auf eigene Rechnung agieren.“
    „Es könnte dann aber genauso gut auch ein amerikanischer Geheimdienst sein“, warf Cooper ein. „Und wie steht es mit den Universitäten, dort wird doch auch mathematische Forschung betrieben?“
    Alice hatte mit diesen Einwänden gerechnet.

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