PRIM: Netzpiraten (German Edition)
erforderlichen Angaben aus. Nick lief zurück zum Camper, wo der Plan studiert wurde. Alle Kellergeschosse mit den leicht brennbaren Buchbeständen waren mit Inergen-Löschanlagen ausgestattet. Das Gas reduzierte im Auslösungsfall den Sauerstoffgehalt der Luft auf zehn bis vierzehn Prozent, zu wenig, um einen Brand zu erhalten, aber immer noch ausreichend zum Atmen, um das jeweilige Geschoss zu verlassen. Die Fahrstühle fuhren im Alarmfall zum Erdgeschoss und ließen sich dann nicht mehr bewegen. In den Treppenhäusern gab es keinerlei brennbare Stoffe. In ihnen wurde im Brandfall ein leichter Überdruck erzeugt, um das Eindringen von Qualm zu verhindern. Darüber hinaus wurden die Flüchtenden mit kaltem Wasser geduscht. Und die Handläufe bestanden aus Stahlrohren, in denen kaltes Wasser zur Kühlung floss.
Die Ventilationsschächte wie auch die Rauchabzugsrohre waren zwar groß genug, um sich darin kriechend zu bewegen, aber sie waren in weiten Teilen vertikal und ohne Steigeisen. Trotzdem beorderte Decker jemanden auf das Dach, um die Auslässe zu überwachen.
Nachdem sichergestellt worden war, dass es keine Verbindungen zu Nachbarhäusern gab, schloss Hoover die Treppenausgänge im Erdgeschoss in die Beobachtung ein. Außerdem ließ er die Notausgänge aus dem Erdgeschoss von der Straße her überwachen. Es waren keine Türen, sondern besondere, bodentiefe Fenster, die im Brandfall eingeschlagen werden konnten. Danach kehrte erstmals eine Art Ruhe in Camper ein, zumindest hatte man das Gefühl, nun alles Erforderliche getan zu haben.
„Es sieht so aus, als ob die Übergabe hier stattfinden soll“, meldete sich Moore aus der Arena.
„Woraus schließen Sie darauf? Und ist Mrs. Krienitz der gleichen Meinung?“, fragte Hoover.
„Sie ist nach oben zu Mrs. Stonington gegangen. In Beagle - also unter denen, die noch hier sind - glauben wir, dass die Handwerker sich sonst längst wieder gemeldet hätten. Sie müssen auf einen geeigneten Zeitpunkt warten. Oder sie versuchen, unsere Überwachungsmaßnahmen zu erkennen.“
„Das ist alles durchaus möglich“, war Hoovers knapper Kommentar. Er hatte ganz offensichtlich keine Lust, sich über Vermutungen mit Beagle auszutauschen.
Auch Belinda Rust und Agent Werback wurden unruhig. Werback holte sich Zeitschriften und blätterte darin. Rust ging zur Damentoilette. Sie war erstaunt über den Betrieb. Zuerst dachte sie, dass dies alles Secret-Service- oder FBI-Agentinnen sein mussten, und hütete sich, ein Gespräch anzufangen. Aber dann fiel ihr auf, dass die Damen sich ganz unbefangen miteinander unterhielten. Sie lobten die Sauberkeit der Anlage und den großen Komfort. Und waren sich einig darin, dass hier die beste Gelegenheit weit und breit gegeben war, sich beim Bummel durch Manhattan zwischendurch frisch zu machen.
Ab 4 Uhr am Nachmittag begann man, ernsthaft über mögliche Motive PRIMs für die lange Wartezeit nachzudenken. Wollten sie eine aus Ungeduld herrührende Aktivität provozieren? War doch eine Mail an Pamela Stonington irgendwo hängen geblieben? War die ganze Übergabe bereits geplatzt, weil PRIM die Überwachung beobachteten?
Es gab keine begründeten Antworten. Dafür eine beunruhigende Nachricht von PRIM.
Liebe Mrs Stonington.
Entgegen unseren Vorgaben werden Mrs Rust und der
FBI Agent überwacht. Wir warnen hiermit letztmalig.
Veranlassen Sie die Einstellung der Überwachung
binnen 30 Minuten. Andernfalls werden wir die
Faktorisierungsmethode im Ausland verkaufen und
Ihre Mails und die entschlüsselten Anlagen der
Presse zukommen lassen.
PRIM
Aus der Arena meldete sich Samantha Krienitz: „Mr. Wheelwright, der Präsident ist hier und möchte Sie sprechen. Sind Sie bereit?“
Wheelwright beriet sich gerade über einen geschützten Kanal mit Hoover und beendete das Gespräch abrupt. „Sir“, war alles, was er zur Antwort gab.
„Spezialagent Wheelwright, wie schätzen Sie die Lage ein? Sind unsere Leute zu auffällig eingesetzt worden?“ Die zweite Frage klang eher wie eine Feststellung.
„Wir haben nur einen Agenten von uns im Gebäude, Sir. Alle anderen haben Decker und Hoover vom FBI postiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das aufgefallen sein könnte.“
„Wie bekomme ich Hoover?“, hörten alle den Präsidenten fragen.
„Einfach ansprechen. Gleiche Leitung.“, sagte jemand im Hintergrund.
„Mr. Hoover, haben Sie
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