PRIM: Netzpiraten (German Edition)
…“
„Ich glaube nicht, dass das in Ordnung ist. Ich darf nur von Gold Befehle der Handwerker entgegennehmen.“
Krienitz fluchte am Telefon, hatte sich aber sofort wieder unter Kontrolle. Sie gab das Telefon an die First Lady weiter.
„Bel, ich bin am Telefon.“
„Okay.“
„Ihr sollt jetzt die Fünfte Avenue heruntergehen und dann rechts in die West 57. Straße einbiegen. Etwa auf der halben Länge zwischen der Fünften und Sechsten Avenue ist ein Geschäft von Tiffany. Entfernung vom Brunnen bis dorthin etwa dreihundert Meter. Ihr sollt bei Tiffany einen der Brillanten aus dem Stoffbeutel schätzen lassen. Irgendeinen, nehmt einen von den größeren! Nur eine grobe Schätzung, ihr wollt vor allem auch wissen, ob der Stein echt ist. Bei entsprechenden Fragen gebt ihr vor, kein Zertifikat zu besitzen. Der Brillant ist ein Erbstück. Danach sollt ihr zum Brunnen zurückgehen und auf weitere Anweisungen warten. Alles klar?“
Die über die Mikrofone undeutlich hörbare Stimme Rusts, die für Werback die Mitteilung PRIMs wiederholte, wurde von Hoover laut übertönt: „Companion, warten Sie drei Minuten, bis Sie losgehen, und gehen Sie langsam!“
Hoover wartete keine Antwort ab. Es schien ihn auch nicht zu stören, dass sein Befehl überall mitgehört worden war. Mit einer Handbewegung forderte er Alice zum Mitkommen auf. Sie verließen Camper, umrundeten den Block Madison Avenue und 57. Straße und eilten dann die 57. Straße in Richtung zur Fünften Avenue entlang.
„Die Zeit reicht nicht, einen Agenten zu instruieren. Wir müssen uns beeilen, aber nur so, dass denen nichts auffällt, falls sie die Straße beobachten.“ Hoover klopfte auf die Brusttasche seiner Weste. „Haben Sie Ihren Ausweis mitgenommen?“
„Ja. Aber nicht meine Waffe.“
„Das ist okay. Wir brauchen sie nicht.“
Alice konnte nur mit Mühe mit Hoover Schritt halten, aber sie war dankbar für die Bewegung nach stundenlangem Sitzen. Sie gingen durch eine der attraktivsten Einkaufsgegenden New Yorks. Neben den Käufern hielten sich hier viele Leute auf, die nur einmal die eleganten Geschäfte aufsuchen oder auch nur in die originell und aufwändig gestalteten Schaufenster sehen wollten.
Hoovers Smartphone meldete sich. Samantha Krienitz verlangte Erklärungen. Hoover vertröstete sie auf später.
Bei Tiffany schien alles nur aus Kristallglas und silber- und goldfarbenem Metallglanz zu bestehen. Trotz des Tageslichts brannten unzählige Lampen. Hoover verlangte von einem der beiden Empfangsleute, zum Geschäftsführer gebracht zu werden. Hoover und Alice waren nicht gerade wie schwerreiche Kunden gekleidet. Der Mann zögerte und wollte Gründe für Hoovers Wunsch erfahren. Hoover holte seine Marke hervor. Auch Alice hielt ihm ihre unter die Nase.
Der Mann ging voraus. Hoover sagte ihm, dass es sehr, sehr dringend sei und dass sie keine Zeit verlieren dürften. „Mrs. Callins, diese beiden Herrschaften möchten Sie dringend sprechen“, sagte der Mann und schob sie durch eine schwarze, unmarkierte Tür.
Die Filialleiterin saß an ihrem Schreibtisch. Sie schob ihre kunstvoll gerahmte Lesebrille etwas hinunter und schaute Hoover und Alice über den Rand hinweg an. Hoover verlor nicht viel Zeit mit Höflichkeiten und zeigte Callins seine Marke. Er erklärte ihr, dass gleich eine Frau und ein Mann mit einem Reisekoffer in das Geschäft kommen würden, um eine erste, einfache Werteinschätzung über einen zertifizierten Brillanten zu bekommen, dessen Zertifikat sie aber nicht vorlegen würden. Der Mann würde seine Sonnenbrille nicht abnehmen. Tiffany sollte die Prüfung in der Weise durchführen, wie sie es immer machten. Aber man sollte sich nicht verwundert zeigen, wenn man nach Überprüfung der Gravur feststellen würde, dass das Zertifizierungsdatum erst wenige Tage zurück lag. Tiffany könnte gern anhand der Registrierung prüfen, ob der Stein als gestohlen gemeldet sei, wenn das zum üblichen Ablauf bei einem Bewertungswunsch gehörte. In diesem Fall sollte man den beiden dann auch sagen, dass es keine Diebstahlanzeige gäbe. Und man sollte die beiden völlig unbehelligt wieder aus dem Geschäft gehen lassen und auch nicht anschließend die Polizei rufen.
„Falls der Stein aber doch als gestohlen vermerkt ist, widerspricht das unseren ethischen Grundsätzen, Mr. Hoover, und ich muss die Polizei informieren“, wandte Callins ein und trat etwas zurück, um nicht so steil zu Hoover hinaufblicken zu müssen.
„Nicht
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