PRIM: Netzpiraten (German Edition)
bat um ein wenig Geduld. Nichts anderes hatte Alice erwartet. Er kam nicht mehr zu einer Antwort, denn aus der Arena wurde der Eingang einer neuen Mail von PRIM gemeldet.
Liebe Mrs Stonington.
Rufen Sie jetzt Mrs Rust an. Sie soll mit dem FBI
Agenten zur U Bahnstation an der Park Avenue
Ecke 33 Straße gehen und mit der Linie 4 oder 5
oder 6 nordwärts bis zur Station 59 Straße fahren.
Von dort sollen beide auf der 59 Straße westwärts
bis zur Südostecke des Central Parks gehen und
am Pulitzer Brunnen auf weitere Anweisungen
warten.
PRIM
Hoover und Decker nutzten die Gelegenheit, ein paar Leute auf den vier Bahnsteigen der von PRIM genannten Fahrstrecke und in dem Zug unterzubringen. Hoover war nicht nur von der Richtigkeit dieses Handelns überzeugt, er behauptete auch, keine anderslautende Anordnungen bezüglich der Überwachung außerhalb der Bibliothek zu kennen. Belinda Rust war froh, dass das Warten endlich ein Ende hatte. Außerdem war es ihr in der Bibliothek zu kalt geworden.
Noch bevor Rust und Werback den Bahnhof an der 33. Straße erreicht hatten, wurden sie von Krienitz über Wheelwright an den ausdrücklichen Wunsch des Präsidenten erinnert, bei der Übergabe zu kooperieren und den Vorgaben PRIMs zu folgen. Inzwischen hatte der Berufsverkehr eingesetzt. Es waren viel mehr Menschen auf den Straßen unterwegs als am frühen Nachmittag. Und auch in der U-Bahn waren trotz der engen Zugfolge auf der Mitte der Strecke in Manhattan keine Sitzplätze frei. Werback hatte den Koffer an sein linkes Handgelenk angeschlossen. Es waren nur drei Stationen bis zur 59. Straße. Rust rechnete jeden Moment mit einer Übergabe. Im Zug.
Camper wurde näher an den Central Park verlegt. Auch Wheelwright brachte Spider weiter nach Norden. Er ließ sich keinen Platz zuweisen, sondern fuhr so lange am Südrand des Central Parks auf und ab, bis er einen Parkplatz in der Parkverbotszone am Straßenrand gefunden hatte.
In der Arena war man beunruhigt, weil das Signal aus dem Koffer nicht mehr empfangen werden konnte. „Wissen Sie genau, wo Silber ist?“, fragte Krienitz ohne zu sagen, an wen sie die Frage richtete. Hoover legte den Finger an den Mund, um in Camper zu zeigen, dass man nicht antworten sollte. „Wir haben einen Mann im Zug, aber wir können ihn im Moment nicht erreichen.“ Wheelwrights Stimme klang angespannt.
Rust und Werback kamen die Treppe vom Bahnsteig an der 59. Straße herauf. Der rote Punkt leuchtete auf den Bildschirmen auf, noch bevor sie das Straßenniveau erreicht hatten. Sie blickten sich um zur Orientierung und schlugen dann den Weg in Richtung Central Park ein.
„Haben Sie keine Videobilder von Silber?“, fragte Krienitz, erneut ohne einen Adressaten für die Frage zu nennen.
„Wir könnten jemand dafür abstellen“, antwortete Hoover sofort, bevor Wheelwright etwas sagen konnte. „Aber wir dürfen ja nicht mehr so nah an Silber heran.“
„Reden Sie keinen Unsinn, Hoover! Sie sollen die Überwachung nicht übertreiben. Aber sie dennoch weiter durchführen.“
„Am besten wäre es, wenn wir selbst die Art der Überwachung bestimmen könnten. Aber offensichtlich haben Sie übernommen.“
Nach diesem Schlagabtausch herrschte minutenlang Ruhe. Alice konnte sich sehr gut vorstellen, was in der Arena vorging. Sie fragte sich, ob der Präsident noch dort war. Eher wohl nicht; er hätte etwas gesagt.
Bis zum Pulitzer Brunnen benötigten Rust und Werback nur sechs Minuten. Es waren viele Besucher unterwegs. Einige Leute stellten sich zur Kühlung an die Seite des Brunnens, an der vom leichten Wind aufgewirbelte Wasserschleier vorbeitrieben. Es war immer noch sehr warm. Am Parkrand gegenüber hielten ständig neue Busse und brachten Besucher, die den Park besichtigen wollten. Jugendliche umkreisten den Brunnen auf Skateboards. Dann erschien ein Bild der beiden auf den Monitoren. Die Teleoptik ließ sie direkt an der Brunnenumrandung stehen. Immer wieder verdeckten Vorbeilaufende kurzzeitig den Blick. Werback hielt den Koffer nach wie vor mit der linken Hand. Und was Alice besonders auffiel: Mit der anderen hielt er Belinda Rusts Hand.
Rusts Smartphone klingelte. Zu ihrer Überraschung hörte sie Krienitz’ Stimme: „Silber. Es gibt eine neue Anweisung der Handwerker. Können Sie mich verstehen?“
„Ich höre Sie gut. Wo ist Pamela?“
„Sie ist hier. Die Mitteilung lautet wie folgt:
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