Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
Vom Netzwerk:
zusammen mit einer jungen Frau, die er dort trifft. Nach Überprüfung durch die NSA völlig unverdächtig. Vielleicht deshalb kein Foto.
    An dieser Stelle schweiften ihre Gedanken ab. Sie hatte sich vorsichtig über Talburns Verbindungen mit Frauen erkundigt, als sich unerwartet eine Gelegenheit geboten hatte.
    „Was macht dich so traurig?“, hatte sie Sarah Winter gefragt.
    Sarah war offensichtlich froh, dass jemand Notiz von ihr und ihrem Kummer nahm. Mühsam ihre Tränen zurückhaltend hatte sie von der Trennung von ihrem Freund berichtet. Alice hatte sie zu trösten versucht, und als Sarah sich wieder beruhigt hatte, schlug sie ihr lachend vor, sich doch an Bob Talburn heran zu machen.
    Sarah war der Scherzcharakter der Bemerkung entgangen. „Schön wäre das schon. Aber es ist zwecklos. Vor zwei Jahren ist seine Verlobte bei einem Verkehrsunfall gestorben. Er hat Angst und bindet sich nicht.“
    Alice überlegte, ob sie eine Anfrage an das Team in Crypto-City schicken sollte: Bitte Details zu Unfall Verlobte von Robert Talburn vor zirka zwei Jahren. Details zur Verlobten. Sie erschrak über sich selbst. Das Zusammentreffen mit Talburn heute im Büro hatte ihr mehr zugesetzt, als sie zugeben wollte. Seine Bemerkung über Einbruchsversuche der NSA bei DATA TODAY hatte sie erschreckt, weil sie im ersten Moment befürchtet hatte, dass er über ihre Identität Bescheid wusste und sie provozieren wollte. Ganz sicher konnte sie sich nicht sein, dass ihm ihr NSA-Hintergrund unbekannt war. Aber dann gewann nüchterne Überlegung die Oberhand. Nur sehr wenige Personen wussten von Ihrer Mission, und Verrat machte keinen Sinn. Es musste ein Zufall sein. Sie stand auf, ging hinüber zur Pantry und holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank.
    Die Einträge über Talburns Hackervergangenheit kannte sie auswendig. Sie war ein starkes Indiz dafür, dass die NSA sich auf ihn konzentrieren musste. Hinzu kamen die auffälligen Sicherheitsmaßnahmen im Glaskasten. Talburn schloss sein Notebook in den Tresor ein, wenn er das Büro verließ. Es war ihr gelungen, heimlich ein Foto mit ihrem Smartphone zu machen. Da hat sich einer verwählt, hatte sie Talburn erklärt und das Phone wieder in die Tasche gesteckt. Elliott & Messner Fortress K 35 30x6 lautete die Antwort des Teams, sehr modern, über eine Stunde TTO selbst für die besten Spezialisten. So lange würde niemand unbeobachtet im Glaskasten arbeiten können. Der selbst auch verschlossen war. Öffnung mittels biometrischer Iriskontrolle. Talburns und Limpes’ Augen erkannte das Gerät. Vielleicht auch noch die von Ferrentil. Jeweils beide, dachte Alice. Man könnte ja mal Probleme mit einem Auge haben. TTO ungefähr zwanzig Minuten, meinte das Team, aber leider nur unter Hinterlassung einer erkennbar aufgebrochenen Tür. Dann wäre time to open eine verharmlosende Umschreibung.
    Der Glaskasten war aussichtslos. Mindestens zwei Leute arbeiteten auch nachts im Büro. Auch der Empfang im Hochparterre war durchgängig besetzt, denn in der Redaktion im Stockwerk über DATA TODAY wurde rund um die Uhr gearbeitet.
    Üblicherweise würden sie mit dem Reinigungspersonal kommen. Das arbeitete täglich von sechs bis etwa halb acht Uhr. Aber das Büro bestand aus einem großen Raum; an unauffällige Arbeit am und im Glaskasten war da nicht zu denken. Talburn ließ den Glaskasten nur von Zeit zu Zeit reinigen. Dann kam er um sieben und blieb dabei.
    Von Talburns Wohnung war auch nicht viel zu erhoffen, obwohl sie ein einfacheres Ziel war. Das Haus wurde durchgängig von Conciergen überwacht, Schichtwechsel um 7 Uhr morgens und abends. Kameras einer Videoüberwachungsanlage am Eingang, in der Tiefgarage, an den Treppen und Fahrstühlen. Eine Bank aus neun Monitoren hinter dem Tresen. Notrufknöpfe überall in Reichweite. Kein großes Hindernis, sagte das Team. Aber Alice hatte von einem Besuch abgeraten, weil sie überzeugt war, dass er zuhause nichts aufbewahrte. Ein Mann mit seiner Hackervergangenheit wusste sehr genau, dass man dort zuerst suchen würde.
    Dann war da noch der kleine, kaum feuerzeuggroße Stick. Inzwischen war sie überzeugt, dass er von größter Wichtigkeit war. Talburn trug ihn in einer Metallschachtel mit einem Schraubdeckel bei sich und arbeitete ständig damit, wenn er im Glaskasten war. Mit Hilfe ihrer Beschreibungen konnte das Team feststellen, dass es sich um einen hochwertigen Stick für hohe Übertragungsraten handelte, allerdings mit lediglich acht Gigabyte

Weitere Kostenlose Bücher