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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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Methoden beschafft worden sind. Ich habe mal so einen Fall gehabt, als ich für eBay als IT-Berater gearbeitet habe. Da war das FBI mit sehr cleveren Methoden kurz davor, illegal in die Datenbanken einzudringen. Ich konnte das nur eindeutig feststellen, nachdem ich selbst ein wenig Rückverfolgung betrieben hatte. Ich habe das eBay natürlich gemeldet und weitere Sicherungen eingebaut. Sie haben nichts gegen das FBI unternommen.“
    Alice nickte. So sah die eBay-Episode also aus Sicht von Robert Talburn aus. Und in dem geschwärzten FBI-Blatt befand sich vermutlich eine Aussage über die erfolgreiche Rückverfolgung bis in die FBI-Systeme hinein. Das lässt man ungern andere Dienste wissen.
    „Dann versucht DATA TODAY also erst gar keine Rückverfolgungen wegen dieser Bedingungen?“ fragte sie und bemühte sich, ihre Anspannung hinter der Frage nicht zu zeigen.
    „Ab und zu versuchen wir es mit Erfolg. Wenn uns zum Beispiel jemand attackiert, um an unsere besonders geschützten Daten zu kommen. Stellen Sie sich vor, Ann-Louise, sogar die NSA hat schon versucht, unsere Systeme zu knacken.“
     

12
    Die Tischleuchte auf Alices Tisch im NSA-Büro in der Bronx ließ den größten Teil des Raumes im Halbdunkel. Players hatte versucht, sie zu einem spätabendlichen Barbesuch zu überreden, und war dann allein losgezogen. Ohanian, die hier nicht Tante Debra genannt werden wollte, war mit unbekanntem Ziel verreist. Eine Einbruchssirene, nicht laut, aber mit unangenehm durchdringendem Heulton, die niemand abschalten wollte, störte ihre Konzentration. Sie stand auf und schloss alle vier Fenster, durch die nach der Hitze des Tages endlich frische, wenn auch nur etwas kühlere Luft hereingekommen war. Sie hatte sich gerade wieder hingesetzt, als das Geheule aufhörte. Sie öffnete die Fenster erneut.
    Wo stand sie heute? Sie war nicht zufrieden. Sie zwang sich dazu, das wenige Erreichte zu rekapitulieren, um danach hoffentlich klarer erkennen zu können, wie sie weiter vorankommen konnte. Sie klappte den Bildschirm ihres Notebooks wieder auf, das sie beinahe unbewusst jedes Mal schloss, wenn sie für kurze Zeit wegging, strich die Fingerkuppe über den Abdrucksensor und rief das NSA-Dossier über Limpes auf. Ihre Ergänzungen nahmen inzwischen fast ähnlich viel Platz ein wie das ursprüngliche Dokument. Limpes hatte sich zugänglich gezeigt. Aber er würde ihr nichts über die Methoden verraten, mit denen sich DATA TODAY in hochsichere Rechnersysteme einschlich. Und nachdem Talburn sich zunehmend mit ihr beschäftigte, hatte Limpes’ Interesse nachgelassen. Er besaß ein Haus weit im Norden, in Kingston an der anderen Seite des Hudsons. Seine Frau arbeitete in der örtlichen Leihbücherei. Sie hatten keine Kinder. Die Ehe war glücklich, jedenfalls nach den Auskünften, die man eingeholt hatte. Limpes ersparte sich die tägliche Fahrt mit dem Zug oder dem Auto zum Büro, morgens und abends jeweils mindestens zwei Stunden, und übernachtete während der Woche in einer kleinen Pension in der 31. Straße gleich neben dem Broadway.
    Man hatte sie gefragt, ob sich das Anzapfen der Telefonleitungen in Limpes’ Haus oder in der Pension lohnen könnte, und ob er Datenträger zuhause aufbewahren würde. Sie hatte für beides ein negativ zurückgegeben. Limpes arbeitete viele Stunden über die üblichen Arbeitszeiten hinaus im Büro. Vielleicht handelte er auch nur mit seinen Whiskyflaschen. Sie hatte noch niemanden gefunden, der morgens vor Limpes im Büro war, außer am Wochenanfang. Für jemanden, der nicht zuhause, sondern in der Nähe übernachtete, waren seine langen Arbeitszeiten nicht ungewöhnlich. Es gab bis auf die Whiskygeschäfte keine Hinweise auf Limpes’ Freizeitbeschäftigungen im Dossier. Als beim Mittagessen einmal das Segeln erwähnt worden war, hatte sie sofort von diesem heiklen Thema abgelenkt. Aber Limpes hatte angemerkt, dass jeder Sport schwachsinnig sei.
    Sie öffnete Talburns umfangreiche Akte, die sie sich schon so oft angesehen hatte. Schnell überflog sie die Einträge. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie sehr interessiert an ihm sein musste, wenn sie so vieles über ihn im Kopf hatte. Nicht verheiratet. Keine ständige Begleiterin. Die Eltern leben irgendwo in Kalifornien, ein Bruder ebenso. Teures Vier-Zimmer-Appartement in der E 72. Straße. Ein kurzer Fußweg durch den Central Park vom Büro. Bastelt in der Freizeit an naturgetreuen Modellen. Joggt fast jeden Morgen im Park. Manchmal

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