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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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Kapazität. Daraus konnte man schließen, dass er wahrscheinlich nicht zur Speicherung von Personendaten verwendet wurde, aber sicherlich zur Speicherung von wichtigen Programmen, Verfahrensanweisungen, Zugängen, Adressen und Passwörtern. Beim Eindringen in fremde Rechnersysteme musste auf große Mengen schnell greifbarer Informationen zurückgegriffen werden, und es mussten kleine, sehr spezielle Hilfsprozeduren eingesetzt werden. Ein schneller Stick war dafür bestens geeignet.
    Ihr Social Engineering war nach dem heutigen Tag im Büro an eine Grenze gestoßen. Sie war sich nicht sicher, ob Talburn nur mit ihr spielte. Und wenn er mit ihr spielte, war das auf der rein intellektuellen Ebene, oder gab es da eine persönliche Komponente? Warum war sie in seiner Gegenwart so oft verunsichert? Warum ignorierte sie ihre Befehle und berichtete nichts über diese Empfindungen an die NSA?
    So wie sie ihn jetzt einschätzte, nachdem sie ihn etwas näher kennen gelernt hatte, würde er ihr niemals etwas über seine Einbrüche berichten, selbst wenn sie seine Verlobte wäre. Sie hatte diesen Gedanken kaum zu Ende gedacht, als sie erschrocken aufsprang und über sich selbst laut, sehr laut zu fluchen begann. Während sie geradezu wütend zwischen den Tischen hin und her stapfte, versuchte sie sich zu beruhigen und ihrem Verstand wieder die Kontrolle zu übergeben.
    Sie setzte sich hin, trank die Cola aus und schloss die Augen. Hatte sie eine Chance, an den Stick heran zu kommen? Das Team hatte ihr heute ein winziges, batteriebetriebenes Kopiergerät in die Leland Avenue geschickt. Es sah aus wie ein kleines Handy, würde so weniger auffallen, wenn es entdeckt würde. Sie brauchte den Stick lediglich hinein zu stecken. Nur maximal eine Minute würde es dauern, den Inhalt des Sticks fehlerlos auf das Gerät zu übertragen. Unter Inhalt verstand die NSA alles, alle acht Gigabytes, das heißt auch gelöschte oder sogar überschriebene Daten. Während der Übertragung würde eine Warteschlangenmelodie zu hören und die Anzeige Bitte warten sichtbar sein. Mit der Taste für die Gesprächsbeendigung konnte man den Stick auswerfen.
    Das Team hatte auch einen Exekutionsvorschlag übermittelt. Exekution! Sie sollte Talburn beim Mittagessen mit einer Pille betäuben, die sie in sein Glas fallen lassen sollte. Warum hatten sie vier Stück geschickt? Beim Zusammenbrechen von Talburn sollte sie ihm zur Hilfe eilen, dabei den Stick an sich bringen und ihn kopieren. Die anderen Gäste würden annehmen, dass sie mit dem Handy den Ärztlichen Notdienst rief. Tatsächlich würden das aber - sicherlich neben anderen Gästen - die beiden anwesenden NSA-Agenten erledigen, die im Übrigen ohnehin mithelfen würden, den Plan erfolgreich umzusetzen.
    Sie verabscheute Gewalt, soweit sie nicht zur Notwehr benötigt wurde. Das Wort Exekution verstärkte ihre Abneigung gegen den Plan, obwohl Talburn sich nach spätestens acht Minuten wieder völlig erholt haben würde. Außerdem hatte sie das ungute Gefühl, dass man in Fort Meade unzufrieden mit ihrem Fortschritt war und nun einen radikalen, notfalls auch gewaltsamen Abschluss suchte. Sie musste unbedingt und schnell einen Weg zum Erfolg finden! Was hatte die NSA Psychologie-Lektorin, die unvergleichliche Natália Radványi, ihr und den anderen Agentenanwärterinnen gepredigt? Mädels, merkt euch, eure wirkungsvollsten Waffen sind Weiblichkeit, Verführung und - Pause - Sex!
     

13
    Alice war entschlossen, aber sie hatte noch keinen festen Plan. Während der Fahrt mit der U-Bahn nach Manhattan musste sie wieder an die Radványi denken. Sie hatten ihr den Beinamen Miss Prozent gegeben, weil sie ihre Ausführungen häufig mit Prozentangaben untermauerte, als ob sie sie damit glaubhafter machen konnte. Dabei merkte jeder auch ohne Prozente sehr schnell, dass sie sehr klug, sehr welterfahren und hervorragend in ihrem Fach war. Die Agentinnen verehrten sie, und auch Alice sandte ihr Grüße, wenn sich eine Gelegenheit ergab.
    Miss Prozent scheute sich nicht, ihre Erkenntnisse und Erfahrungen in drastischer Weise auszusprechen. Wie hatte sie sich ausgedrückt? Männer sind biologische Maschinen. Die Biologie sorgt für das Animalische. Die Maschine sorgt für das Funktionieren. Entsprechend einfach sind sie zu manipulieren. Dann hatte sie die Steigerungsstufen der Annäherung aufgezählt. Alice konnte sie nicht mehr alle nennen, aber die Reihe startete mit dem sehr vereinzelten Blick zum Opfer und endete mit

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