PRIM: Netzpiraten (German Edition)
Patuxent Freeway?“
„Ja, etwa dreißig Meilen.“
„Das ist zu weit vom Kontrollzentrum. Der Secret Service möchte die Mitglieder des Gremiums spätestens eine Stunde nach einer Alarmierung im Kontrollzentrum sehen. Sie wohnen im Grand Hyatt Hotel, nur ein paar hundert Schritte vom Weißen Haus. Sehr komfortabel, wird mir berichtet.“
Tessenberg machte eine Pause, deutete aber an, dass er noch nicht fertig war.
„Was Ihre zweite Frage betrifft: Nein, Sie bleiben in unseren Diensten; noch recht lange, hoffe ich. Ich stelle Sie nur ab zu den Kollegen im Weißen Haus. Die Hopeman-Preisvergabe verschieben wir. Trotzdem befördere ich Sie bereits jetzt in die Gehaltsgruppe GS-12. Ich gratuliere.“
Er stand auf und gab ihr die Hand. Erst im letzten Moment erhob auch sie sich. Sie hatte keine Ahnung, welche Steigerung mit Gehaltsgruppe GS-12 verbunden war. Sie wusste nur, dass auf ihren gegenwärtigen Abrechnungen GS-10 vermerkt war.
Er setzte sich wieder hin und deutete an, dass sie auch Platz nehmen sollte. „Beagle wird von Chief Officer Andrew McFarlane vom Secret Service geleitet. Sieht kein bisschen schottisch aus. Ich habe ihn heute kennen gelernt. Betrachten Sie Beagle wie eine hoch qualifizierte Arbeitsgruppe mit einem gemeinsamen Ziel. Niemand wird Befehle erteilen. Niemand muss Befehle entgegennehmen. McFarlane ist der Moderator und Berichterstatter. Es wird viele gemeinsame Beratungen geben. Beagle wird externe Expertise einfordern, wenn das nötig wird. Das heißt in erster Linie natürlich die Expertise der jeweiligen Dienste, von denen die Mitglieder abgestellt worden sind.“
„Dann ist die NSA extern?“
„Richtig. Sie müssen bestimmte Auflagen beachten, wenn Sie Anfragen nach draußen richten, selbst bei Anfragen an unsere Truppe oder bei der Mithilfe Ihrer hiesigen Spezialistengruppe. Und die Presse ist außen vor zu halten, das dürfte klar sein.“
„Bin ich allein?“
„Nein, wir haben noch zwei Leute in Beagle: Neil Kaestner, er ist Spezialist für Funknetze, und Jerome Possling. Der ist Philologe und Linguist. Kennen Sie einen von ihnen?“
„Nein. Wozu der Linguist?“
„Possling hört drei Sätze von Ihnen und sagt Ihnen dann, wann und wo Sie aufgewachsen sind, ob Sie ein Mann oder eine Frau sind und ob Sie eine höhere Schule besucht haben.“
„Dann hat sich der Einbrecher gemeldet. Am Telefon. Was will er?“
„Sie haben nur gemailt. Auch damit kann Possling arbeiten. Geben vor, mehrere zu sein. Sie wollen Diamanten.“
„Was ist dann so aufregend daran? Ein einfacher Fall für das FBI.“
„Die Mails. Es sind vertrauliche, verschlüsselte Mails, die nicht einmal ich lesen darf. Nicht von irgendwem. Und die Burschen sind Profis. Sie werden sehen.“
„Wann und wo melde ich mich?“, fragte sie.
„Da sind noch ein paar Sachen, Miss Lormant. Sie haben eine sehr hohe Geheimhaltungsstufe bei uns in der NSA. Das hängt weniger mit Ihrer Stellung innerhalb unserer Hierarchie zusammen, Sie sind ja noch sehr jung, als von Ihrem herausragenden Können und von Ihrer sehr speziellen Arbeit. Diese Stufe gibt Ihnen auch Zugang zu einigen hoch geheimen Projekten in unserem Haus. Ihre Unterschrift unter der Geheimhaltungsklausel bezüglich aller als S-4 eingestuften Projekte gilt auch für Ihre Arbeit in Beagle. Es ist durchaus denkbar, dass andere Leute in Beagle bestimmte Vermutungen über unsere Fortschritte haben und versuchen werden, Sie im Zusammenhang mit der Arbeit bei Beagle auszuhorchen. Seien Sie also vorsichtig! Das gilt auch für Ihre Ferrets, ganz besonders für die neuesten, die Sie für das Deep Web entwickelt haben.“
Alice wurde sehr hellhörig, aber gleichzeitig wehrte sie sich gegen ihre Müdigkeit. „Ich könnte meine Ferrets voraussichtlich nutzbringend einsetzen, Mr. Tessenberg, Sir.“
„Das ist sicherlich richtig, und ich will es auch nicht verbieten, wenn Sie den Einsatz für dringend erforderlich halten. Sie sollen nur den anderen nicht sagen, dass wir diese speziellen Ferrets haben oder sie ihnen gar zeigen. Lassen Sie die Ferrets von Ihren Leuten hier bei uns losschicken, auf keinen Fall aus dem Weißen Haus! Und kommunizieren Sie keine vertraulichen Mitteilungen über die Leitungen des Weißen Hauses oder des Hotels! Ich hoffe Sie verstehen mich, ohne dass ich in die Details gehe.“
Tessenberg sah sie an, als ob er sich mit ihr zu einer Verschwörung zusammengetan hätte. Offenbar wollte er sie vor den Telefonabhörpraktiken DCSNet
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