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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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klein, wir warten auf Verstärkung“, scherzte Hoover. Dermott machte ein säuerliches Gesicht.
    „Haben Sie schon einmal die Besuchertour durch das Weiße Haus gemacht?“, fragte Alice und schaute hinauf zu Hoover.
    „Nein. Ich bin noch nie hierhergekommen. Nicht einmal durch den Tunnel vom FBI.“
    Dermott blickte Hoover an, als ob er ihn bei der nächsten Bemerkung verhaften würde. Alice fand das eigenartig, schließlich war doch allgemein bekannt, dass es ein ausgedehntes Bunker- und Tunnelsystem unter dem Weißen Haus und insbesondere unter dem Ostflügel gab. Nicht nur von dem Washingtoner FBI-Hauptbüro im Hoover Building in der Pennsylvania Avenue, sondern auch vom Washingtoner NSA-Büro gab es jeweils mindestens einen unterirdischen Zugang zu den Bunkern, der in Krisenzeiten benutzt werden konnten.
    Kurze Zeit danach kam ein Mann im Geschäftsanzug mit roter Krawatte auf sie zu. Er hatte eine Halbglatze, trug eine Brille und sah aus wie Alices Geschichtslehrer auf dem College. Er war nur wenig kleiner als Alice, aber neben Hoover wirkte er winzig. An seinem Revers baumelte eine Erkennungskarte mit Foto und einigen Symbolen und Textzeichen, von denen aber nur der Name A. McFarlane lesbar war.
    „Andrew McFarlane. Schön, dass Sie so schnell gekommen sind. Miss Lormant. Mr. Hoover. Haben Sie die Sachen nicht bekommen, Hoover? Ich hatte veranlasst, Ihnen Hemd, Anzug und Schuhe ins Hotel zu bringen. Bitte kommen Sie mit!“
    Zu viert gingen sie weiter in das Gebäude hinein. „Bis auf die Schuhe war alles zu klein, McFarlane. Trotzdem vielen Dank für Ihre Mühe. Ich habe noch von Antigua aus veranlasst, dass meine Tochter meine Sachen aus Seattle herschickt. Vielleicht sind sie mittags schon da, dann ziehe ich mich gerne um.“ Hoover warf Alice einen belustigten Blick zu. McFarlane kommentierte die Antwort nicht.
    „Sie können sich hier im Haus immer nur in Begleitung eines Mannes unserer Hauswache bewegen, auch wenn Sie nachher ihre Identitätskarten haben.“ McFarlane klopfte auf seine Karte. „Und versuchen Sie nicht, eine Waffe mit hineinzunehmen! Sie können sie vorn bei der Wache abgeben.“
    McFarlane führte sie nicht in das Kontrollzentrum, sondern nur bis in den Raum, wo sie mit den Utensilien für ihre Zugangsberechtigungen ausgerüstet wurden. Das war bereits weitgehend vorbereitet worden, und nachdem ihre Augen gescant und die Handabdrücke genommen waren, erhielten sie ihre gelben Identitätskarten. Dann begleitete sie Dermott in den Untergrund unter dem Weißen Haus. Entgegen Alices Erwartung benutzten sie die Treppe. Die Zugänge zur Treppe erschienen Alice erstaunlich schwach gesichert, bis sie bemerkte, dass sich hinter den einfachen Türen schwere, an Banktresore erinnernde Ungetüme befanden, die im geöffneten Zustand geschickt und unauffällig in die Wände eingelassen und mit Holzdekor kaschiert waren.
    Der Raum, den McFarlane als Büro bezeichnet hatte, war klein und nur kärglich möbliert. Eine Wand- und eine Deckenleuchte gaben schwer erträglich wirkendes Licht, weil die Lichtfarben nicht zueinander passten. Auf dem Schreibtisch stand ein Terminal, der aber samt Tastatur mit einem Plastiktuch abgedeckt war. Das Telefon wirkte verstaubt und unbenutzt. Da bis auf zwei dünne Aktenhefter keinerlei persönliche Dinge zu sehen waren, nicht einmal die in Büros obligatorischen Kaffeetassen, vermutete Alice, dass McFarlane den Raum nur benutzte, wenn er Einzelgespräche führen oder sonst ungestört sein wollte. Er bot Alice seinen Bürosessel und Hoover den einzigen anderen Stuhl an und setzte sich auf eine Ecke des Schreibtisches. Hoover war auf dem jetzt winzig wirkenden Stuhl sitzend größer als der halb aufgerichtete Leiter des Beagle-Gremiums McFarlane.
    „Ich weiß, dass Sie eigentlich noch gar nichts über Beagle wissen und woran wir arbeiten. Eigentlich sollte ich Sie zurück ins Hotel schicken, denn ich habe jetzt keine Zeit, Sie einzuweisen. Die Erpresser, die sich PRIM nennen, haben sich nämlich gerade wieder gemeldet, und wir werden in wenigen Minuten ein Briefing im Center durchführen, Einschätzungen vornehmen und unsere nächsten Schritte abstimmen. Ich habe mich entschlossen, Sie teilnehmen zu lassen, obwohl Sie unsere Geheimhaltungs- und sonstigen Vorschriften für Teilnehmer an Beagle noch nicht unterschrieben haben. Aber so kommen Sie wahrscheinlich am schnellsten zu einem Überblick. Und es entspricht der Arbeitsweise von Beagle: schnell, kompetent,

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