PRIM: Netzpiraten (German Edition)
winkte den anderen zu, sich zu bedienen.
„Das Pentagon will uns leider keine weiteren Informationen geben“, sagte sie dann. „Sie sind aber sehr an einer Zusammenarbeit mit Beagle interessiert. Es gibt eine Abstimmung mit uns. Einer ihrer Experten für IT-Sicherheit wird ab morgen hier in der Arena mitarbeiten.“ Krienitz machte eine Pause und ergänzte dann mit leiser und dennoch deutlich hörbarer Stimme: „Ich habe zehn Minuten benötigt. Das Pentagon davon abzubringen, uns zwei oder sogar drei Leute zu schicken.“
Krienitz senkte den Kopf, als ob sie nachdenken musste. Es war klar, dass sie noch etwas sagen würde.
„Das Pentagon hat unsere neue Spezialabteilung zur Abwehr von Angriffen über das Internet auf militärische Dienste und Einrichtungen ins Spiel gebracht. Die wir, das heißt die Vereinigten Staaten, ja bekanntlich gerade aufbauen. Und die bis auf weiteres bei der NSA angesiedelt wird. Zum Leidwesen des Pentagon, wie ich vermute. Bei PRIM handelt es sich keineswegs um einen Angriff auf die nationale Sicherheit. Sagen der Präsident und Mr. Joergensen. Sie wollen die Sache im Kreis der hier anwesenden Dienste unter Leitung des Secret Service behalten.“
Krienitz nahm einen Schluck Kaffee aus ihrem Becher. Einige im Raum meinten, dass sie ihre Ausführungen nun beendet hatte, und meldeten sich zu Wort. Aber Krienitz ignorierte es.
„Einen Moment, bitte! Da war noch eine Frage gestellt worden. Ob die Schwärzungen in den Mailtexten von Mrs. Stonington und Mrs. Sinclair den Längen der dadurch unleserlich gemachten Texten entsprechen. Antwort: Ja, das ist der Fall.“
Krienitz lehnte sich zurück. „Das Weiße Haus nimmt PRIM weiterhin sehr ernst. Die Überzeugung hier ist: Die Erpresser nehmen die Präsidentenfamilie nur deshalb als Geiseln, weil sie sich damit den schnellsten Erfolg versprechen. Und jetzt würden mich Ihre Fragen interessieren. Und der Stand Ihrer Untersuchungen und Einschätzungen.“
Charles Moore wartete nicht ab, bis ihm das Wort erteilt wurde. „Der Präsident legt Wert auf die Feststellung, dass die gestohlenen Mails keinerlei ungewöhnliche Inhalte haben, sondern einfach nur privater Natur sind. Aber er und die First Lady werden keiner Weitergabe - auch nicht an Beagle - von Inhalten zustimmen, die auch nur im Entferntesten persönliche Belange berühren.“
„Das ist bereits nach den Schwärzungen ersichtlich gewesen, Mr. Moore“, antwortete Krienitz ohne Moore anzusehen und ließ dabei nicht erkennen, ob sie das Schwärzen unter den gegebenen Umständen für berechtigt hielt. Sie erteilte Campbell das Wort.
„Ich habe eine neue Nachricht von unserer FBI-Einsatzgruppe, die ich noch nicht auf den Beagle-Server legen konnte. Sie besagt, dass auf dem Notebook von Walter Ingram keinerlei Hinweise auf illegales Kopieren oder Eindringen in die private Kommunikation von Mrs. Stonington gefunden worden sind. Auch wenn ein paar Dateien nicht entschlüsselt werden konnten, konnten unsere Leute doch mit einiger Wahrscheinlichkeit Zusammenhänge zwischen diesen Dateien und der Erpressung ausschließen. Die Secret-Service-Agenten, die Ingram ertrunken aufgefunden haben, weisen in ihrem Bericht darauf hin, dass kein Handy oder Smartphone von Ingram zu entdecken war. Inzwischen glauben wir zu wissen, dass Ingram nur ein Smartphone besaß. Es ist nach unserer Einschätzung in den See gefallen, denn auch in seiner Washingtoner Wohnung wurde es nicht gefunden. Ingram ist nach Meinung des FBI aus der Reihe möglicher Verdächtiger zu streichen, ohnehin auch schon wegen des Eingangs von PRIM-4 erst nach seinem tödlichen Unfall.“
Die anschließende Diskussion und Lageeinschätzung war kurz. Alice und Hoover beteiligten sich nicht daran. Alice vermutete, dass Hoover sich ebenso wie sie selbst erst weiter einarbeiten wollte, bevor er Fragen stellte oder weitere Vermutungen äußerte. Die Meinungen der anderen über PRIM gingen weit auseinander. Während Moore die Möglichkeit nicht ausschloss, dass es ein politisch motivierter Angriff auf den Präsidenten aus dem demokratischen Lager mit dem Ziel der Verunglimpfung war, reichte die Palette der Möglichkeiten aus Sicht des FBI von Scherz über Heimzahlung eines Insiders für irgend ein vermeintlich oder tatsächlich erlittenes Unrecht bis zum Werk ausländischer Geheimdienste mit bisher unbekannter Zielsetzung. Krienitz wollte sich zu einer bevorzugten Beurteilung durch den Secret Service nicht auslassen. Aber sie räumte
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