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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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der Möglichkeit eine vergleichsweise hohe Wahrscheinlichkeit ein, dass PRIM junge Hacker waren, die lediglich ihre Kenntnisse auf spektakuläre Weise demonstrieren wollten. Ihre Behauptungen über die angebliche Lösung des Faktorisierungsproblems wären danach genauso wie ihre unrealistischen Diamantenforderungen nur Beiwerk zur Erhöhung der Aufmerksamkeit. Das Gefährliche in diesem Fall bestand nach Krienitz’ Meinung darin, dass solche Hacker früher oder später die Öffentlichkeit suchen würden. Deshalb war es so wichtig, PRIM spätestens bei der Übergabe der Brillanten zu fassen.
     

16
    Alice kam spät zurück in das Hotel. Sie hatte den Server in der Arena durchforstet, um sich einen genaueren Überblick zu verschaffen. Im Cure Bistro waren nicht mehr viele Gäste. Sie bestellte ein leichtes Gericht. Sie hatte das Essen kaum beendet, als Hoover und Campbell an ihren Tisch traten und darum baten, Platz nehmen zu dürfen. Hoover trug ein weißes Hemd und ein Jackett. Offenbar waren seine Sachen inzwischen aus Seattle eingetroffen.
    „Ich habe mittlerweile mit Aiden Campbell und auch mit unserer Einsatzgruppe in der Zentrale über PRIM und Beagle gesprochen“, eröffnete Hoover die Unterhaltung. „Haben Sie schon mit Possling und Kaestner die Situation erörtert?“
    „Nicht wirklich, nein. Dafür reichte die Zeit nicht.“
    Ein Kellner kam an den Tisch. Sie bestellten Getränke.
    „Aber Sie werden sich ein Bild von Beagle gemacht haben. Uns interessiert Ihre Meinung. Wir sagen Ihnen auch gerne unsere Meinung dazu, aber wir möchten vermeiden, dass Sie dadurch beeinflusst werden. Sind Sie einverstanden?“
    Alice überlegte einen Moment lang vergeblich, was das FBI mit dieser ungewöhnlichen Annäherung bezweckte. Sie beschloss vorsichtig zu sein.
    „Sicher, auch wenn ich nicht verstehe, worauf Sie hinaus wollen. Ich habe trotz des Organigramms auf dem Server die Beagle-Strukturen noch nicht verstanden. Oder besser gesagt: Die Strukturen im Organigramm scheinen mir nicht mit dem übereinzustimmen, was ich heute in Beagle beobachtet habe. Ich habe bisher nicht den Eindruck, dass Beagle eine wirklich effektive Arbeit leisten kann, wenn der Secret Service Beagle als Nebenschauplatz betreibt und allein alle Fäden in der Hand behält. Natürlich kann ich mich irren.“
    Campbell schaute hinüber zu Hoover. Sein Blick drückte aus, was in Worten Habe ich es nicht gesagt? lauten würde. Hoover wartete mit einer Antwort, bis die Getränke serviert waren.
    „Wir haben lange gezögert, Sie in dieser Sache, oder genauer mit diesen Fragen, anzusprechen. Aber wir sehen uns in unserer Einschätzung bestätigt, sowohl was Ihre Urteilskraft als auch was Beagle betrifft. Es würde uns freuen, wenn Sie unser Gespräch vertraulich behandeln, auch wir werden alles für uns behalten.“
    Hoover machte eine kurze Pause. Alice nickte kaum merklich.
    „Unsere Meinungen, die von Aiden hier und meine, sind nicht gleich. Er sieht es genauso wie Sie, und er hat guten Einblick in die Geschehnisse seit PRIM-1. Eigentlich ist die ganze Angelegenheit ganz klar eine Sache des FBI. Warum der Secret Service und die Administration so fest ihre Daumen darauf drücken, kann man bestenfalls vermuten, und diese Vermutungen bedeuten dann nichts Gutes. Meine Meinung deckt sich bis hierhin mit Campbells, aber ich füge hinzu: Das Ganze stinkt, und zwar in mehrfacher Hinsicht! Die Einberufung von Beagle zu diesem frühen Zeitpunkt macht wenig Sinn. Beagle in einen Bunker unter dem Weißen Haus zu verlegen ist total überspannt, es sei denn ich habe wesentliche Gefahren durch PRIM für unser Land noch nicht erkannt. Der Secret Service will uns da haben, wo er uns besser unter Kontrolle zu haben glaubt. Die Aufblähung von Beagle durch ständige Zugänge weiterer Leute und von Leuten anderer Dienste - Verzeihung Miss Lormant - lähmt ein zielstrebiges Arbeiten. Ganz abgesehen davon ist Beagle eine maßlos übertriebene Angelegenheit, wenn man die Ursache betrachtet. Könnte die Veröffentlichung mit kriminellen Methoden beschaffter, harmloser Mails tatsächlich dem Amt des Präsidenten schaden? Wer wollte einen Gegenbeweis antreten, wenn die Präsidentenfamilie die Echtheit solcher Veröffentlichungen bestreitet? Ich werde bei meinem Chef beantragen, mich wieder in meinen Urlaub zu entlassen.“
    Hoover lachte nicht bei seinen letzten Worten, er lächelte nicht einmal. Er war wirklich wütend. Alice sah sich in ihren eigenen Zweifeln

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