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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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ahnungslos. Nach seiner Graduierung hat er die Universität verlassen. Sein Mail Account wurde aus Nachlässigkeit nicht abgemeldet und nicht gelöscht. Die Log- und Mailarchivdateien wurden jetzt teilweise gelöscht und teilweise bis zur Unkenntlichkeit überschrieben. Der Zeitpunkt der Überschreibungen wurde protokolliert. Er liegt unmittelbar nach dem Zeitpunkt der Absendung der Mail. Gemäß diesem Protokoll hat der Systemadministrator die Löschungen vorgenommen. Der liegt aber nach einer Operation seit Tagen im Boulder Community Hospital. Offenbar hat ein weiterer Student Administratorrechte. Allerdings nur eingeschränkt. Danach konnte er die Dateien nicht löschen. Trotzdem überprüfen wir ihn noch weiter. Denn er ist früher mit illegalen Internetaktivitäten aufgefallen. Es verdichtet sich aber ein Verdacht. Dass sich Hacker die Administratorenrechte verschafft haben. Das wären in unserem Fall die PRIM-Erpresser. Wir haben den Server stillgelegt, FBI und wir, also der Secret Service. Wir suchen in Colorado weiter nach Spuren.“
    Krienitz vermied es offenbar weitgehend, Nebensätze zu benutzen. Oder sie benutzte sie wie Hauptsätze. Das war noch umso auffälliger, weil sie hinter jedem ihrer kurzen Sätze eine kleine Pause machte, als ob er besondere Aufmerksamkeit erforderte. Alice vermutete, dass Possling an Krienitz’ Ausdrucksweise seine berufliche Freude hatte. Wenn sie Tessenberg glauben konnte, dann wusste Possling bereits alles über Krienitz’ Hintergrund.
    Nurdock und eine Angestellte des Restaurants brachten Gläser und Becher auf zwei Tabletts aus der Messe. Eigentlich sieht man das nur im Film, dachte Alice, Büros im Weißen Haus mit intensiv arbeitenden Regierungsangestellten, die dabei pausenlos Kaffee aus Muggen trinken. Erst als die junge Frau die Arena wieder verlassen hatte, sprach Krienitz weiter.
    „PRIM-4-1. Das ist der Mitschnitt von dem Telefongespräch der Engländer. Er kann inzwischen als echt angesehen werden. Er gibt Fragen und Ergebnisse aus der Konferenz wieder. Das hat der Leiter unserer Delegation bestätigt. Es ist auch keine Abhöraktion vom Ministerium ausgeführt worden. Sagt er. Das lasse ich mal unkommentiert stehen. Natürlich ist man im Handelsministerium entsetzt. Man fragt sich dort, wer dahinter steckt. Wir haben einen Verdacht auf ausländische Spionage erwähnt. Und dass wir der Sache nachgehen. Und dass sie um Gottes Willen nicht die Engländer informieren sollten. Die würden nämlich sofort unsere Dienste verdächtigen. CIA und NSA wissen nichts über das Gespräch. Sagen sie. Wir können also zur Zeit noch nichts dazu sagen. Woher PRIM den Mitschnitt haben.“
    McFarlane hatte PRIM-4 aufgerufen und auf die Bildwand gelegt. Als Krienitz den Anhang 4-1 erwähnte, öffnete er ihn auf einem Feld neben PRIM-4 an der Wand. Krienitz nickte zustimmend und fuhr fort:
    „Bei PRIM-4-2 besteht kein Zweifel an der Echtheit. Das ist das Konferenzprotokoll aus dem Pentagon. Sie haben es in verschlüsselter Form in den Archiven. Einmal im Mailarchiv und einmal im Dokumentenarchiv. Das Dokumentenarchiv wird gespiegelt. Für das Dokumentenarchiv wurde das Protokoll ausgedruckt und unterschrieben, dann gescant. Die Scandatei wurde verschlüsselt und abgelegt. Die Ausdrucke wurden vernichtet. Im Pentagon werden seit einigen Jahren solche Papiere nach der Digitalisierung nicht mehr aufbewahrt. Es gibt also eine original-verschlüsselte Datei des Protokolls und zwei anders verschlüsselte Scandateien im Pentagon. Dort schließt man aus, dass ein Ausdruck erhalten geblieben ist. Wie und in welcher Form das Protokoll in Großbritannien in entschlüsselter Form kopiert und weiter verteilt wurde, ist unbekannt. Es muss sich nach Meinung des Pentagon um den Diebstahl der entschlüsselten Datei in England handeln.“
    McFarlane unterbrach seine Nachbarin: „Was ist mit den Rechnern der Konferenzteilnehmer im Pentagon? Gibt es da keine Kopien?“
    Krienitz legte ihre Hand auf McFarlanes Hand, als ob sie ihn beruhigen müsste. „Bei denen ist es so wie bei uns, Andrew. Die Terminals haben gar keine permanenten Speicher. Vielleicht waren irgendwelche Notebooks im Spiel. Das überprüfen sie gerade noch.“
    Bei ihren letzten Worten wurde an die Messetür geklopft. Nach McFarlanes Ruf brachte die Angestellte aus der Messe zwei Thermoskannen Kaffee, Milch und Zucker herein und gleich darauf einen ganzen Korb mit Wasser, Säften und Softdrinks. Krienitz schenkte sich Kaffee ein und

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