Prime Time
vom letzten Aufnahmetag auf Yxtaholm drauf ist.
Wissen Sie, was das ist?«
»Kommen Sie rein«, sagte er und winkte ihr einladend zu.
»Technisches Gerede? Was meinen Sie damit?«
Annika Bengtzon kam herein und wühlte in einer riesigen Tasche. Hübsch, sexy, großer Busen. Ihm wurde heiß.
»Ich weiß nicht recht«, sagte sie etwas peinlich berührt.
»Ich habe es nicht selbst angehört, aber Anne meinte, jemand würde sagen: ›Achtung, fünf Sekunden, Kamera, Klappe, und los …‹«
»Das ist die interne Kommunikation«, sagte er. »So reden die von der Regie miteinander. Ich habe die Ausrüstung schon eingeschlossen und gesichert, aber wenn Sie wollen, kann ich einen der Videorecorder anwerfen und es mir für Sie anhören.«
Sie blieb stehen und trat von einem Fuß auf den anderen, mochte das Band nicht loslassen.
»Was ist denn das Problem?«, fragte er vorsichtig.
Sie sah so aufrichtig sorgenvoll aus, dass Gunnar Antonsson von Unbehagen erfasst wurde. Da war das nagende Schuldgefühl. Hatte er etwas falsch gemacht?
»Wer das Band aufgenommen hat«, sagte sie, »und warum.«
»Wir machen ganz oft Aufnahmen von verschiedenen Sendungen, bei denen wir auch immer die interne Kommunikation mit aufnehmen«, sagte er ruhig.
»Warum denn?«
»Zum Beispiel haben wir eine Sondersendung über den Grand Prix gemacht, und um die Arbeit hinter den Kulissen illustrieren zu können, haben wir den Ton zwischen Regieraum und den Leuten unten aufgenommen. Wir brauchten die Sätze, die die Sendeleiter den Kameramännern sagen, den Dialog am Regiepult und all den Text, den man sonst nie im Fernsehen hört. Der richtige Ton von der Sendung ist dann auch dabei, liegt aber im Hintergrund.«
»Und das machen Sie oft?«
Gunnar Antonsson strich sich übers Haar, jetzt war er etwas ruhiger. Sie war Journalistin, neugierig, mit solchen Leuten konnte er gut.
»Wir haben das bei ›Wer wird Millionär?‹ gemacht«, sagte er, »auf den unterschiedlichsten Galas und bei ein paar Dokumentarfilmen.«
»Michelle«, sagte sie und riss die Augen auf. »Michelle hat Sie doch gebeten, die interne Kommunikation bei der letzten Folge vom ›Sommerschloss‹ aufzunehmen, damit sie die für ihren Dokumentarfilm über sich benutzen konnte.«
Gunnar Antonsson spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. »Ich war ein wenig spät dran«, sagte er, »oben im Musikraum gab es einen Wackelkontakt.«
»Wie?«, fragte Annika Bengtzon.
»Michelle wollte die ganze Sendung auf Band haben, aber ich habe den Vorspann verpasst. Mensch, das hatte ich einfach vergessen.«
Gunnar Antonsson wand sich ein wenig, plötzlich lief ihm der Schweiß den Rücken hinunter.
»Das war kein richtiger Auftrag«, sagte er, »aber ich hätte dafür sowieso keine Rechnung geschrieben. Ich habe einfach nur das Band eingelegt, mehr war es nicht. Ich wollte auf keinen Fall Geld dafür nehmen.«
Die Journalistin hob abwehrend die Hände.
»Natürlich nicht«, sagte sie, »das ist mir schon klar. Es ist nur so, wissen Sie, ganz am Ende des Bandes ist ein Gespräch zu hören. Wie konnte denn das da drauf kommen?«
Der technische operative Manager sah die junge Frau an. Er sah, wie konzentriert sie war. Deshalb also war sie gekommen. Das Unbehagen wuchs.
»Was meinen Sie damit?«
Er wich einen Schritt zurück und merkte, wie distanziert er klang. Annika Bengtzon rückte nach, ging einen Schritt vor.
»Am Ende des Bandes sprechen ein paar Leute miteinander«, sagte sie, jetzt voller Eifer. »Ich dachte nur, Sie könnten mir erklären, wie das aufgenommen werden konnte.«
Irgendetwas in ihrem Blick ließ ihn weiter zurückweichen.
»Das kann nicht sein«, sagte er. »Auf dem Set war bereits alles abgebaut. Sämtliche Mikros, Kameras und Aufnahmegeräte waren weggepackt. Das muss ein Rest von irgendeiner alten Aufnahme sein.«
Die Frau sah ihn forschend an.
»Wann haben Sie das Band eingelegt?«
Gunnar Antonsson schloss einen Moment lang die Augen.
In seiner Erinnerung hörte er wieder den Tontechniker rufen, sieben Minuten vor Start der Aufnahme: »Wackelkontakt im Musikraum, Gunnar, Gunnar!« Er hatte alles fallen lassen und war so schnell er konnte hingelaufen. Gemeinsam hatten sie ein Kabel mit Kurzschluss ausmachen können, etwas weiter unten auf dem Platz vor dem Schloss. Dann war er zum Bus zurückgerannt, nass und schlecht gelaunt.
»Die Sendung lief bereits zwölf Minuten, als ich eine VHS in einen der Sicherungsapparate eingelegt habe. Ich habe es
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