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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Keuchen.
    »Haben die vorher schon mal geredet?«, fragte Annika erstaunt. Anne Snapphane schüttelte den Kopf, bleich um die Nase.
    »Könnte es sein, dass das Michelle und John Essex sind?«, fragte Annika.
    Anne zögerte, nickte dann aber.
    »Am Anfang war eine Menge interne Kommunikation drauf, weißt du, die Gespräche aus dem Regieraum, fünf Sekunden, Achtung, Kamera eins, Trailer, jetzt zwei starten … Michelle stellte John vor und so. Das heißt, es ist tatsächlich der letzte Abend.«
    »Wer hat das denn aufgenommen?«
    Anne Snapphane atmete hörbar durch, schüttelte dann aber den Kopf.
    »Ich habe keine Ahnung. Das Band lag in dem Durcheinander von VHS-Sicherungsbändern. Die erfüllen überhaupt keinen Zweck für die Sendung.«
    Das Paar auf dem Band stöhnte weiter, juchzte und schrie.
    Annika blieb stehen und hörte zu. Nach einer Weile drückte Anne den Schnellvorlauf und die Geräusche wurden in piepsende Mickey-Mouse-Laute verwandelt. Bumsen in Höchstgeschwindigkeit. Annika schluckte, die Halsschlagader pochte.
    »Da haben wir noch mal ein Gespräch verpasst«, sagte Anne Snapphane und spulte wieder zurück.
    »Wie läuft’s?«
    Hinter den Müllsäcken war das Gesicht von Karin Bellhorn zu sehen. Anne schaltete das Bums-Band ab und zog den Ton hoch. Die Produzentin hatte die Stirn gerunzelt und die Augenbrauen hochgezogen, als würde sie auf etwas warten.
    Ihr Blick wurde kühl, als sie Annika entdeckte.
    »Was machen Sie hier?«
    Annika versuchte zu lächeln.
    »Die Gedenkfeier«, erwiderte sie. »Ich wollte …«
    Aber Karin Bellhorn hatte sie bereits vergessen.
    »Hast du alles Material bis hunderteins und hundertzwei gefunden?«
    »Im Großen und Ganzen ja«, sagte Anne, die den Kopf wieder in dem Sack hatte. »Auf den Bändern, die ich gefunden habe, sind alle Timecodes gesetzt. Soweit ich es beurteilen kann, können die jetzt grob geschnitten werden.«
    »Kannst du das übernehmen?«, fragte die Produzentin mit einer von Stress und Zigaretten rauen Stimme. »Mach doch bitte, ehe du heute nach Hause gehst, noch eine Skizze für mich über den Ablauf mit den Codes für ein und aus. Du kannst das Ganze auf meinen Tisch legen.«
    Annika sah, wie Annes Kiefer mahlten.
    »Also, es ist hier noch ziemlich viel zu erledigen …«
    »Vergiss es, das kannst du nächste Woche noch machen.
    Du hast doch das Ablaufschema, sammle einfach die Bänder zusammen, die wir für die Endredaktion brauchen. Tausend Dank.«
    Karin Bellhorn drehte sich um und verschwand, ehe Anne ihren Protest formulieren konnte.
    »Blöde Kuh«, zischte sie mit Tränen der Wut in den Augen, als die schweren Schritte der Produzentin im Flur verschwunden waren. »Ich werde noch den ganzen Sommer hier hocken. Und die verdammte Gedenkfeier kann ich jetzt auch vergessen.«
    Annika war unangenehm berührt. Sie merkte, dass sie störte.
    »Weißt du was«, sagte sie und nahm ihre Tasche. »Ich gehe mal eine Runde spazieren.«
    Anne Snapphane beugte sich hinab und nahm das Bums-Band aus dem Apparat.
    »Das ist so ungerecht«, sagte sie. »In diesem Laden behandeln sie mich wie eine verdammte …«
    Sie wischte sich schnell die Tränen ab.
    »Nimm das hier«, sagte sie zu Annika und gab ihr das Band, »und geh zu Gunnar runter und frag ihn, was das ist und wer es aufgenommen hat und warum.«
    Annika nahm das Band, steckte es in die Tasche und zwängte sich hinter den Bildschirmen hindurch nach draußen.
    Thomas erkannte die Schritte, die sich über den dicken Teppich näherten, sie waren trippelnd und gleichzeitig schwer. Schnell zog er die oberste Schreibtischschublade heraus und legte ein paar Berichte unordentlich auf den Tisch. Dann schätzte er ab, wie weit die Schritte noch entfernt waren, drei Sekunden, zwei, eine …
    »Könnten Sie bitte einen Augenblick zum Ressortchef kommen?«
    Er sah überrascht und sehr beschäftigt auf.
    Die Sekretärin stützte sich mit der einen Hand am Türrahmen ab. Sie hatte einen harten Zug um den Mund, der sicher von den Einlagen in ihren Schuhen herrührte.
    Thomas lächelte.
    »Natürlich.«
    Er sammelte die Berichte wieder ein, schob sie ein paar Mal von rechts nach links und legte sie dann in die Schublade, die er zuschloss.
    Dann folgte er dem Rücken der Sekretärin den Flur hinunter, quer durchs Foyer, am Kaffeeraum vorbei und dann in die Ecke zum Büro des Chefs.
    »Kaffee?«, fragte sie und hielt ihm die Tür auf.
    »Ja, danke«, erwiderte Thomas. »Bitte mit Milch.«
    Er schluckte und schaute

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