Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
Future.«
    Anders Schyman brach in ein derbes Lachen aus, das so erleichternd heftig war, dass er sich nach vorne lehnen musste, um nicht vom Stuhl zu fallen. Mein Gott, was für eine verdammte Ironie, das konnte doch nicht wahr sein! Die Überlegenheit des Reporters verschwand, er blinzelte ein paar Mal und befeuchtete seine Lippen.
    »Und was ist daran so lustig?«
    »Ich dachte, Global Future hätte dichtgemacht«, sagte Schyman, als er sich wieder erholt hatte.
    »Ganz und gar nicht. Der Betrieb wird lediglich umstrukturiert. Ich werde ihn selbst von der Eigentümerfamilie kaufen. Und ich habe einen verdammt guten Plan, um die Firma wieder auf die Füße zu bekommen.«
    »Gut«, sagte Schyman und erhob sich. »Dann können Sie ja noch hier arbeiten, bis Ihr Vertrag ausläuft. Global Future verlangt keine Tätigkeit, die zum
Abendblatt
in Konkurrenz steht.«
    »Sie machen wohl Witze«, rief der Reporter mit wildem Blick. »Das machen Sie nur, um mich festzuhalten.«
    Carl Wennergren machte auf dem Absatz kehrt, um aus dem Glaskasten zu fliehen, und rannte dabei fast seinen Vater um, der vor der Tür stand.
    »Schyman will mich nicht gehen lassen«, sagte er und zeigte anklagend auf den Redaktionschef.
    »Es ist immer schade, wenn Begabungen wie Sie sich entschließen zu gehen«, sagte Anders Schyman und bemühte seine Stimme aufs Äußerste. »Aber wenn wir kein Angebot für Sie finden, das Ihre Weiterbeschäftigung bei uns sichern würde, werden wir natürlich Ihren Entschluss respektieren, sich mit einer eigenen Firma selbständig zu machen.«
    Der Reporter gab einen verächtlichen und misstrauischen Laut von sich.
    »Igitt, was sind Sie doch für ein Schleimer«, sagte er.
    Dann ging er an seinem Vater vorbei in die Redaktion hinaus. Herman Wennergren zog etwas ungelenk die Tür hinter sich zu, sein Rücken war gebeugt und seine Miene ernst. Anders Schyman musste sich setzen, die Füße wollten ihn nicht länger tragen.
    »Chefredakteur Torstensson hat mich um ein Gespräch gebeten«, sagte der Vorstandsvorsitzende mit gesenktem Kopf und rotem Gesicht. »Er ist offenbar sehr bekümmert über einige Informationen, die im Fernsehen verbreitet wurden.«
    Anders Schyman nickte schwach.
    »Ich war heute Morgen dabei«, sagte er. »Es war ziemlich unangenehm.«
    Der Vorstandsvorsitzende baute sich vor dem Redaktionschef auf und sah mit Adlerblick auf ihn herunter.
    »Ich werde wahrscheinlich nie herausbekommen, wie Sie es angestellt haben«, sagte er, »aber ich habe Sie durchschaut, merken Sie sich das.«
    Der Redaktionschef begegnete seinem Blick. Er blieb stumm und neutral, sein Kopf war wie gelähmt.
    Ich muss etwas tun, muss etwas sagen, muss reagieren.
    Jetzt.
    Er nahm seine ganze Kraft zusammen, sprang plötzlich auf und schwang dabei die Arme.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte er.
    Herman Wennergren trat einen Schritt näher, kniff die Augen zusammen und zischte:
    »Sie sind ein gemeiner und böswilliger Mistkerl.«
    »Ich bin genau das, was diese Zeitung braucht«, erwiderte Schyman.
    Annika war außer Atem, als sie in Anne Snapphanes Kammer ankam.
    »Was hat Gunnar gesagt?«
    »Das Mikrofon des Sendeleiters war eingeschaltet«, keuchte Annika. »Ein Sicherungsband sollte für Michelles Dokumentarfilm über sie selbst alle interne Kommunikation aufnehmen. Es ist bis zwölf nach drei gelaufen.«
    Sie holte das Band heraus, ihr Körper fühlte sich an wie Wackelpudding. Anne Snapphane sah von ihrem Monitor auf.
    »Das Mikro vom Sendeleiter auf dem Regiepult? Aber, das ist ja genau …«
    Annika nickte, sie war drauf und dran, in Tränen auszubrechen. »Wie grauenvoll«, sagte sie.
    Sie begegnete Annes Blick und wusste, dass sie beide dasselbe dachten. Dann gab sie der Freundin das VHS-Band, sah sie es einlegen und ein paar Sekunden zurückspulen.
    Genau bei dem Luftzug spielte das Band wieder.
    »Did someone come?«
    Die flüsternde Männerstimme.
    »No, no one, come on …«
    Dann wieder Flüstern, Lachen und Stöhnen und Keuchen.
    Anne regelte die Lautstärke auf ein Minimum herunter.
    Annika spürte, wie ihre Wangen rot wurden und es im Unterleib schamhaft zu pochen begann.
    »Wir sollten uns das nicht hier anhören«, flüsterte sie. »Wir sollten die Polizei anrufen.«
    Anne Snapphane nickte.
    Völlig willenlos hörten sie noch eine Weile zu. Dann hörte man den Mann plötzlich wieder flüstern, ein Sirren, das so klang wie »… someone’s in the bus …«.
    Stille, Knacken, Rauschen,

Weitere Kostenlose Bücher