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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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in das Zimmer.
    Alle fünf Ressortchefs waren da, dazu der Betriebsratsvorsitzende und der Direktor. Sie saßen in einer Reihe auf der anderen Seite des Konferenztisches. Er war verkatert, was seine Bewegungen ein wenig ausladend werden ließ. Er ging direkt zum Tisch, zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und lehnte sich zurück. In seinen Ohren klingelte es leicht. Er betrachtete die sieben Chefs vor sich, ihre Blicke waren undefinierbar, aalglatt, auf Tisch und Decke gerichtet. Die Einsicht kam augenblicklich und glasklar. Er würde den Auftrag nicht bekommen. Die Frau vom Landtag war ausgewählt worden.
    »Thomas«, sagte der Betriebsratsvorsitzende am Kopfende des Tisches, »wir möchten Ihnen zunächst einmal sagen, wie zufrieden wir mit Ihrer Arbeit zur Entwicklung der Sozialhilfenormen sind.«
    Thomas schluckte und faltete die Hände im Schoß. Sie waren feucht und kalt.
    »Wie Sie wissen, haben wir eine Zeit lang verschiedene Untersuchungsmethoden zur Frage der Regionen Schwedens in Erwägung gezogen«, fuhr der Betriebsratsvorsitzende fort und warf einen schnellen Blick nach rechts und links. »Das ist für uns im Gemeindetag eine heikle Frage gewesen, denn schließlich haben wir immer darauf beharrt, dass es keinen Grund gibt, über regionale Entwicklung zu sprechen. Uns ging es immer um die kommunale Organisation. Jetzt hat sich das Ganze in eine andere Richtung entwickelt, und wir müssen in ziemlich kurzer Zeit dafür sorgen, dass es so aussieht, als ob wir diese Frage schon seit Jahren auf unserer Agenda hätten. Sie werden verstehen, dass dies einen gewissen Balanceakt erforderlich macht.«
    Thomas beugte sich vor, legte die gefalteten Hände auf den Tisch und nickte der Sekretärin freundlich zu, die ihm seinen Kaffee hinstellte.
    »Ja«, sagte er und erkannte, dass seine Hände so heftig zitterten, dass er ihn nicht würde trinken können. »Es ist mir bewusst, wie heikel der Auftrag ist. Ich habe viel darüber nachgedacht, wie man um das Problem herumkommen könnte, und ich hätte da einen Vorschlag zu machen.«
    Die fünf Ressortchefs sahen ihn zum ersten Mal an, seit er an dem Tisch Platz genommen hatte. Ihre Gesichter waren erstaunt.
    »Es ist wirklich wichtig, dass der Gemeindetag jetzt, da die Frage so aktuell geworden ist, die Initiative nicht aus der Hand gibt«, sagte er. »Wir haben zwar dem Versuch, in Skåne ein regionales Parlament und eine Verwaltungsgemeinschaft einzurichten, nicht gerade applaudiert, aber wir haben auch keine Kritik geübt, ich glaube also nicht, dass wir uns zu weit aus dem Fenster gehängt haben. Allerdings ist es unbedingt erforderlich, dass wir von jetzt an eine klare Linie haben, eine entschiedene Einstellung, die mit unseren anderen Arbeitsbereichen in Einklang steht und politische Rückendeckung hat.«
    Der Betriebsratsvorsitzende sah ihn abwartend an. »Und wie stellen Sie sich das vor?«
    Sie fragen mich, fuhr es Thomas durch den Kopf, ich habe die Initiative ergriffen, und sie hören zu.
    »Ich glaube, wir sollten diese Entwicklung sehr ernst nehmen«, sagte Thomas, lehnte sich wieder zurück und ließ die Hände in den Schoß fallen. »Das ist für den Gemeindetag nicht nur eine kosmetische Frage. Sie wird vielmehr schon in naher Zukunft eine sehr konkrete Realität werden. Der Einfluss der Regionen wird dramatisch zunehmen, und wir sollten uns besser dieser Entwicklung anpassen. Mein Vorschlag ist, dass wir bei der Regionenfrage eng mit dem Landtagsverband zusammenarbeiten. Es müsste ein Joint Venture geben, bei dem die Entwicklung der Regionen Vorrang hat, natürlich gemeinsam mit dem kommunalen Einfluss …«
    Seine Stimme versagte, seine Kehle war ausgetrocknet.
    Der Betriebsratsvorsitzende räusperte sich.
    »Und unter welches Ressort sollte dieses … Joint Venture Ihrer Ansicht nach fallen?«
    »Natürlich unter das Entwicklungsressort«, sagte Thomas.
    »Kommunale und regionale Entwicklung werden sich nicht trennen lassen. Von jetzt an sind das zwei Bereiche, die sich in der Politik des Gemeindetags wie siamesische Zwillinge begleiten. Sie sind abhängig voneinander und stützen sich gegenseitig.«
    Einige der Ressortchefs nickten spontan, wie wahr, wie wahr.
    »Aber wie sollen wir Organisationen und Behörden dazu bringen, unsere neue Linie zu akzeptieren?«, fragte der Chef der Pflege- und Fürsorgeabteilung.
    »Sie ist nicht neu«, erwiderte Thomas rasch. »Im Gegenteil.
    Der Gemeindetag hat in der Regionenfrage schon immer diese Politik

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