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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Protest hoch und winkte die Produzentin fort. Dann fummelte er nervös mit ein paar Blättern herum, ging zum Mikrofon, sagte eins, zwei, eins, zwei, bekam ein positives Signal von einem Tontechniker, der wiederum der Rückmeldung aus dem Regieraum lauschte.
    Die Kameras summten leise und verbreiteten einen Elektrosmog, der die Haut jucken ließ. Die Hitze nahm unbarmherzig zu, Annika trocknete sich die Stirn mit dem Arm.
    Dann konnte man Barbara Hansons Stimme hören. »Gott, ist das heiß, muss man wirklich die ganze Zeit stehen, und was ist das überhaupt für eine Vorstellung?«
    Auf der andere Seite des Raumes sah sie kurz Carl Wennergren mit verbissenem und rotem Gesicht, der Mariana von Berlitz am Ellbogen nach vorn schob.
    Ganz hinten stand Stefan Axelsson, die Arme verschränkt, das Gesicht kreidebleich.
    Und da war natürlich auch noch Sebastian Follin, er flüsterte dem Highlander etwas zu.
    »Dreißig Sekunden.«
    Karin Bellhorn zog sich zurück und blieb rechts von der kleinen Bühne stehen. Bambi Rosenberg hatte sich genau unter dem Highlander aufgebaut und weinte bereits so heftig, dass ihre Schultern zuckten. Gunnar Antonsson hatte fluchtbereit direkt an der Tür Posten bezogen, sein Gesicht wirkte leicht verwirrt.
    Alle waren da, außer John Essex, der Neonazifrau und Anne.
    Journalisten und Zeitungsfotografen drängelten sich unterhalb des Podiums. Bertil Strand, Sjölander. Als sie den Fotografen von der Konkurrenz entdeckte, sah sie etwas genauer hin. Bosse war nicht bei ihm. Sie schluckte die Enttäuschung hinunter.
    »Fünfzehn.«
    Annikas linkes Bein fing an zu zittern, die Fensternische war zu schmal. Sie sah sich nach einem anderen Platz um, konnte aber keinen entdecken. Sie stemmte sich gegen den Heizkörper. Dann sah sie zu dem großen Fernsehschirm links vom Highlander hinauf und versuchte noch einmal, das Gewicht von einem Fuß auf den anderen zu verlagern.
    »Sieben, sechs, fünf, vier …«
    Die letzten drei Sekunden vor dem Beginn der Sendung zeigte der Studiomann mit den Fingern an.
    Ein Vorspann lief an, und aus den Lautsprechern unter der Decke erschallten bombastische Mollakkorde. Die Wände und Fensterscheiben vibrierten. Annika war plötzlich tiefbewegt, die ganze Brust wurde von einem schweren Gefühl erfüllt, und sie musste leicht und schnell mit offenem Mund atmen, um nicht in Tränen auszubrechen. Bambis Schluchzen unten bei der Bühne wurde immer lauter und klang schräg und falsch gegen die schmetternde Musik.
    Als die Musik langsam ausgeblendet wurde, trat der Highlander im Scheinwerferlicht an das Stehpult.
    »Liebe Freunde«, begann er ernst, »Kollegen, Mitarbeiter und, ja … Freunde. TV-Plus heißt Sie zu dieser Gedenkfeier, in der wir unserer lieben Freundin und hoch geschätzten Mitarbeiterin Michelle Carlsson gedenken und Sie gleichzeitig darüber informieren wollen, wie TV-Plus Michelles Vermächtnis bewahren wird, herzlich willkommen.«
    Annika schluckte. Die von der Musik erzeugte sentimentale Stimmung verflog bereits und wich der Verärgerung.
    »Wir werden weiterhin in Michelles Sinn arbeiten«, fuhr der Highlander auf dem Bildschirm unter der Decke fort, »und zwar auf eine Weise, von der wir wissen, dass sie selbst sie geschätzt hätte. Wir sind sehr stolz darauf, Ihnen eine neue und enge Zusammenarbeit mit Sebastian Follin ankündigen zu können, Michelle Carlssons bestem Freund und Kollegen, den wir nun an den Sender binden wollen, damit er sich einzig und allein um das Gedenken an Michelle kümmern kann.«
    Der Manager betrat die Bühne und streckte die Arme aus, als wollte er den Jubel des Publikums entgegennehmen. Der spärliche Applaus ließ ihn erröten.
    »Deshalb haben wir heute den Entschluss gefasst, die letzte Produktion von Michelle in Gänze zu senden«, fuhr der Highlander fort. »Die erste Folge aus der Serie ›Das Sommerschloss‹ wird, wie ursprünglich geplant, am Samstag gesendet werden.«
    Annika beobachtete die Leute und versuchte, ihre Reaktionen abzulesen.
    Neutral. Reserviert. Leicht ergriffen.
    Sebastian Follin stand immer neben dem Highlander. Die Lichtstrahlen der Scheinwerfer wurden von seiner Brille reflektiert.
    Er hat gewonnen, dachte Annika. Er ist als Sieger aus dieser Sache hervorgegangen.
    »Die Folgen werden in der Reihenfolge gesendet, in der sie aufgezeichnet wurden. Wir werden Michelle Carlsson so begegnen, wie sie es am liebsten gehabt hätte, in ihrem Beruf und in einer Produktion, für die sie sich sehr engagiert

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