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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Ohnmacht gefallen und hat sich sonderbar verhalten.«
    »Sie ist eben ein Hypochonder und glaubt immer gleich, dass sie sterben wird«, sagte Annika mit erstickter und zittriger Stimme. »Glauben Sie, dass ich eine Mörderin schützen würde?«
    Der Polizeibeamte antwortete nicht, sondern ließ seine Skepsis im Raum stehen.
    »Was sagt Karin?«, fragte sie stattdessen.
    »Sie hat Essex geholt, und sie haben den Bus gemeinsam verlassen.«
    »Und was sagt er?«
    »Er erinnert sich nicht richtig. Außerdem war er unglaublich arrogant. Glauben Sie, dass Karin Bellhorn noch mit Michelle im Bus geblieben ist?«
    »Ganz offensichtlich.«
    Q schwieg einen Augenblick.
    »Wie komme ich an dieses Band?«
    »Zero Television. Ich bin gerade dort. Die fangen gleich mit so einer Mischung aus Gedenkfeier und Pressekonferenz über Michelle Carlsson an.«
    »Ist Karin Bellhorn auch da?«
    »Ich habe sie vor einer halben Stunde gesehen.«
    Q legte auf.
    Annika blieb noch ein paar Minuten auf der Treppe stehen.
    Sie ließ sich den Wind durchs Haar blasen und spürte die Anspannung im Bauch.
    Der Friedhof der Maria-Kirche lag in einem Sonnenlicht, das nicht wärmte. Die Äste der Bäume wurden im Sturm hin und her gerissen und ließen das Laub tanzen.
    Thomas stand am Fenster, die Besprechung am Vormittag hatte in ihm ein Gefühl der Lähmung hinterlassen. Er hatte das Mittagessen übersprungen und drei Cola und ein Mineralwasser getrunken. In ihm rangen Wünsche und Verzweiflung miteinander.
    Wie hatte es nur so weit kommen können, dass er so schlecht mit dem Leben zurechtkam? Warum wusste er das Einzigartige nicht zu schätzen? Was hatte ihn so blind gemacht, dass er Annika und die Kinder nicht mehr als das sah, was sie waren? Und wie kam es, dass plötzlich Eleonor für ihn zum Sinnbild einer idealen Frau geworden war?
    Er schloss die Augen, rieb sich über die Nasenwurzel und zwang sich, in die Erinnerung einzutauchen.
    Ihre hilflose Stimme (ich weiß nicht, wie man etwas auf Video aufnimmt, Thomas, kannst du mir nicht helfen, wo muss man da drücken?), ihr Unwille, Segeln zu gehen (da wird mir so schlecht), ins Ausland zu reisen (wir haben hier zu Hause doch eine viel schönere Aussicht), Kinder zu bekommen (bei unserem beruflichen Engagement? Thomas, ich bitte dich!).
    »Thomas, dürfen wir reinkommen?«
    Er fuhr herum, immer noch in seine Tagträume versunken.
    »Ich habe dieselbe Aussicht. Nur sitze ich ein paar Etagen höher«, sagte der Betriebsratsvorsitzende und nickte in Richtung Fenster. »Schön und etwas wehmütig, nicht wahr?«
    Thomas strich die Haare zurück und zeigte auf die Besucherstühle. Sie setzten sich alle drei hin, der Betriebsratsvorsitzende und der Chef des Entwicklungsressorts nahmen auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz.
    »Ihre Ausführungen heute Morgen waren sehr interessant«, sagte der Betriebsratsvorsitzende. »Wir haben sie kurz miteinander erörtert und sind uns einig, dass wir sie an den Vorstand weitergeben wollen.«
    »Ich habe eine kurze Unterredung mit dem Landtagsverband gehabt«, sagte der Ressortchef für Entwicklungsfragen, »und man hat dort spontan sehr positiv reagiert. Es sieht ganz so aus, als würde Ihr Vorschlag ohne Probleme seinen Weg machen.«
    Thomas schob seine zitternden Hände unter die Schreibtischplatte.
    »Wir können damit noch nicht an die Öffentlichkeit gehen«, sagte der Betriebsratsvorsitzende, »aber so wie wir es sehen, wird Ihr Auftrag eine Anstellung über vier Jahre erforderlich machen. Ihr Arbeitsplatz wird zwei Stockwerke tiefer sein, in der Entwicklungsabteilung, aber Sie werden auch viel Zeit beim Landtagsverband verbringen. Unser Vorschlag ist, dass wir Sie beim Gemeindetag fest anstellen, und wenn die Frage der Regionen einmal abgehandelt ist, werden Sie mit einem neuen Aufgabenbereich betraut. Wäre eine solche Perspektive für Sie interessant?«
    Der Betriebsratsvorsitzende gönnte sich ein Lächeln, Thomas räusperte sich.
    »Ich«, sagte er, »ich kann nur sagen … Natürlich. Na klar.
    Fantastisch.«
    Er brach in ein kurzes und lautes Lachen aus, fing sich aber schnell wieder.
    Die Männer auf der anderen Seite des Schreibtisches lächelten. »Es ist wirklich schön, Thomas, einen Mann wie Sie mit im Boot zu haben«, sagte der Betriebsratsvorsitzende.
    »Sie stehen mit beiden Beinen fest in der Wirklichkeit, sind pflichtbewusst und engagiert, und Sie leben dasselbe Leben wie die Leute, über die Sie forschen. Ich persönlich glaube, dass

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