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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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kann. Trotzdem sind unsere Möglichkeiten zurzeit natürlich sehr begrenzt. Die Aufnahmebänder müssen wir leider auch beschlagnahmen und durchsehen, denn möglicherweise ist auf ihnen etwas zu sehen, das für die Ermittlungen von Nutzen sein könnte.«
    Gunnar Antonsson räusperte sich.
    »Von Nutzen, zur Aufklärung des Mordes?«
    Die Staatsanwältin lächelte, sie trug farblosen Lippenstift.
    »Ja, wer weiß? Vielleicht ist mit einer Kamera etwas festgehalten worden.«
    Der TOM schüttelte langsam den Kopf.
    »Nein«, sagte er. »Das kann nicht sein. Wir haben den ganzen Drehort unmittelbar nach dem Schnitt abgebaut. Alles ist unter meiner Anleitung eingepackt und gesichert worden.
    Es gab keine Leitungen mehr, die nach 22 Uhr 45 irgendeine Art von Information hätten aufzeichnen können.«
    »Wie können Sie da so sicher sein?«
    Der Ärger brachte Gunnar Antonsson ins Schwitzen.
    »Alle Kameras, Mikrofone, Sender und alles Zubehör sind in Zinkkästen gepackt und im Laderaum verstaut worden.
    Nirgendwo im Schloss oder im Bus gab es auch nur eine einzige Apparatur, die noch einen einzigen Laut hätte aufnehmen können.«
    Die Frau betrachtete ihn eingehend, das verunsicherte ihn.
    Die Stille brachte ihn zum Reden, die Worte kamen zu schnell, er verhaspelte sich.
    »Ich habe diesen Bus fünfhundertdreißigmal gepackt, und ich habe nicht ein einziges Mal auch nur eine einzige Sache vergessen. Um acht Uhr gestern Morgen hätte ich hier wegfahren müssen. Das Einzige, was noch zu tun war, war, die Längsseite hydraulisch einzufahren.«
    Er verstummte wieder, erhob sich und ging zum Fenster, von wo aus er das große Fahrzeug betrachtete.
    Unvorstellbar, welche Möglichkeiten für Sendungen und Ton sich durch die neue Technik ergaben, und zwar in jeder Hinsicht: sowohl für meisterhafte Produktionen als auch für schreckliche Rückschläge. Das digitale Zeitalter, in dem man Bild und Ton auf Disketten bannte und nicht wie früher auf Bänder, ermöglichte vielerlei Tricks, aber auch vernichtende Fehlgriffe. Ein Band, das kaputtging, konnte jeder wieder zusammenkleben. Ein Profiler, der kaputtging, konnte eine ganze Serie von Sendungen zerstören, und das nur wegen irgendeines Virus, das jemand irgendwo in Japan sich ausgedacht hatte. Er selbst arbeitete mit Netz und doppeltem Boden. Das interessierte natürlich niemand, seine Bemühungen waren den anderen gleichgültig, bis sie eines Tages mit ihren kaputten Betabändern und ihren abgestürzten Computern dastanden. Dann waren sie betroffen, rauften sich die Haare und verfluchten erst die Technik und dann ihn.
    Michelle nicht. Sie fragte immer nach, hat es heute mit dem Band geklappt? Und er ging die Aufnahmen mit ihr durch, erzählte und erklärte.
    Die Staatsanwältin stand jetzt auch auf und stellte sich hinter ihn, recht nah, sie war groß und gut aussehend.
    »Der Kommissar möchte noch mal mit Ihnen reden«, sagte sie, »dann brauchen wir Sie nicht mehr.«
    Gunnar wandte sich um. Er roch ihr Parfüm.
    »Wie bitte?«, fragte er.
    »Sie können nach Hause fahren«, erklärte sie.
    »Aber«, sagte der Techniker, »was ist mit dem Bus? Und ich habe kein Auto.«
    Das Lächeln der Frau wurde jetzt etwas gequält.
    »Vielleicht nimmt Sie ja jemand mit, oder Sie rufen sich ein Taxi.«
    Nachdem sie gegangen war, stand er noch eine Weile lang da und starrte die geschlossene Tür an. Was hatte ihr Besuch zu bedeuten?
    Erstens: Er würde den Bus nächste Woche zurückbekommen. Vielleicht würde man den Auftrag in Dänemark noch retten können.
    Und zweitens: Er durfte hier wegfahren. Das konnte nur heißen, dass er nicht des Mordes verdächtigt wurde.
    Beide Erkenntnisse erleichterten ihn sehr.
    An dem grauenhaft überdimensionierten Bahnhof von Flen, einst als eine repräsentative Haltestelle für die Gäste von Prinz Wilhelm auf dem Weg zum Stenhammar-Schloss errichtet, übernahm Annika den Dienstwagen von Berit. Es gab keinen Grund, warum sie beide den ganzen Tag auf Yxtaholm stehen und auf die Zeugen warten sollten.
    Zusammen mit der Leiche war auch ein Teil der Story nach Stockholm verlegt worden – die gerichtsmedizinische Untersuchung, die Sache mit John Essex, die Trauerbekundungen der schwedischen Unterhaltungsbranche und all das. Da Annika schon mit dem Tatort vertraut war, hatte sich die Arbeitsverteilung ganz natürlich ergeben. Sie übernahm Flen, Berit fuhr mit dem Zug zurück in die Redaktion.
    »Heute wird da draußen sicher nicht mehr so ein Zirkus sein«,

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