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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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atmen.
    »Können Sie mir dann erklären, wieso Sie um 3 Uhr 15 vor dem Ü-Wagen gesehen wurden?«
    Das Zimmer neigte sich zur Seite, sie krallte sich an der Tischplatte fest und versuchte, mit fester Stimme zu sprechen.
    »Wie?«, fragte sie. »Wer hat mich gesehen?«
    »Mehrere Leute. Was hatten Sie nach drei Uhr nachts beim Bus zu suchen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Nein, nein, nein.
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Doch, das können Sie. Bis jetzt haben Sie sich recht gut erinnert.«
    Sie dachte wieder panisch nach. Mein Gott, was hatte sie getan?
    Was hatte sie gesagt? Wo war sie gewesen?
    »Ich … war ich vielleicht baden?«
    »Im strömenden Regen? Nun kommen Sie, Anne Snapphane. Wenn Sie schon lügen, dann bitte mit etwas mehr Ehrgeiz.«
    Sie hörte die Verachtung in seinen Worten.
    »Ich kann mich nicht erinnern«, sagte sie und spürte, wie ihr das Wasser in die Augen stieg.
    Sie sah auf und ließ den Tränen freien Lauf. Ihre Stimme brach schwankend und undeutlich aus ihr heraus.
    »Ich kann mich nicht erinnern! Sie müssen mir glauben! Ich war total betrunken, wahrscheinlich habe ich mich einfach verlaufen und wollte eigentlich hoch in mein Zimmer, ich bin wahrscheinlich nur rumgelaufen! Ich habe es nicht getan!«
    Die Warterei machte Annika rastlos. Das Sonnenlicht zeichnete auf seinem Weg durch das Laubwerk scharfe Flecken, die Luft stand. Neben den Journalisten drängelten sich die Schafe, sie rochen nach Wolle und Kot. Sie entfernte sich sowohl von den Tieren als auch von den Kollegen, war seltsam berührt von der ganzen Situation.
    Nach Mariana und Bambi war die Parade der Zeugen erst einmal zu Ende gewesen. Die anderen Journalisten schienen nicht weiter irritiert, sie lehnten an Mauern und großen Steinen und plauderten.
    Annika ging zum Stall hinüber und versuchte es an der Tür.
    Abgeschlossen. Dann setzte sie sich auf die Treppe. Sie zögerte einen Moment und nahm dann ihr Handy heraus.
    »Sie haben … keine neuen Nachrichten.« Sie schluckte die Enttäuschung hinunter. Natürlich hatte er keine Zeit anzurufen, mit den Kindern und allem.
    »Hast du sie mal kennen gelernt?«
    Sie sah erstaunt hoch, die Sonne blendete sie, so dass sie die Hand schützend über die Augen legen musste. Es war Bosse, der Mann von der Konkurrenz.
    »Ähm«, sagte sie etwas überrumpelt und musste einsehen, dass sie es nicht wusste.
    Sie ließ die Hand sinken und biss sich in die Wange. War sie bei der Arbeit mal auf Michelle Carlsson getroffen, oder hatte nur Anne Snapphane etwas erzählt, oder hatte sie Michelle lediglich auf der Mattscheibe gesehen?
    »Nein«, sagte sie zu der dunklen Silhouette. »Ich glaube nicht. Aber ich bin mit Anne Snapphane befreundet, das ist eine ihrer Mitarbeiterinnen, die auch manchmal bei Zero ist.
    Deshalb ist es so, als würde ich sie kennen.«
    Bosse von der Konkurrenz nickte und setzte sich unaufgefordert neben sie. Er streckte die Beine aus.
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte er. »Ich habe Karin Bellhorn ein Paar Mal auf Abendessen und so getroffen, und sie hat mir auch von Michelle erzählt. Wie schwer es für sie war, mit ihrem Erfolg umzugehen. Wie sie das fertig gemacht hat. Wie unausgeglichen sie sein konnte, reizbar und weinerlich. Und wie euphorisch die Sendungen und all die Aufmerksamkeit sie machten.«
    »Es ist fast schon traurig, dass Erfolg so große Bedeutung hat«, sagte Annika.
    Ihr Kollege nahm ein kleines Stöckchen und malte damit im Staub auf der Treppe.
    »Aber das geht uns doch genauso. Wir mögen es, wenn den Promis etwas gelingt. Das ist fast so gut, wie wenn sie scheitern.«
    »Da kommt noch einer«, meinte Annika.
    Sie standen auf, und wie auf ein gemeinsames Signal warfen sich die Fotografen ihre Schulterriemen und die Taschen mit den Linsen über, während Annika und Bosse nach Block und Stift suchten.
    Stefan Axelsson war hoch aufgeschossen, blond und trug einen leicht ergrauten Stoppelbart. Zusammen mit den anderen näherte sich Annika vorsichtig dem Sendeleiter. Da niemand einen Versuch unternahm, mit dem Mann Kontakt aufzunehmen, sondern alle nur dastanden und ihn anglotzten, trat sie auf ihn zu, stellte sich vor und versuchte es mit einer harmlosen Frage.
    »Lassen Sie mich in Ruhe«, zischte er. Seine Stirn glänzte, und er hatte rote Augen. »Und lassen Sie sie in Ruhe.«
    »Das war Axelsson, oder?«, fragte Bosse.
    »Das ist ja ein richtiges Arschloch«, antwortete Annika und sah zu, wie der Mann in seinem alten Saab davonfuhr. »Aber

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