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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Uttern‹ am Empfang. Das ist jetzt … fünf Jahre her.«
    »Dann sind Sie lange dabei gewesen«, meinte Annika.
    »Die ganze Zeit«, erwiderte er und sah sie zum ersten Mal hinter der Brille an. Sie konnte nur ahnen, wo seine Augen waren.
    »Hatten Sie denn Kontakte zur Fernsehbranche?«
    »Die Frau meines Bruders arbeitete bei Zero. Ich habe den ersten Moderatorinnenvertrag ausgehandelt. Sie wurde sofort ein Star.«
    Annika nickte. Das stimmte.
    »Welche Klienten vertreten Sie noch?«, fragte die Frau vom staatlichen Fernsehen.
    Sebastian Follin zuckte zusammen, hob den Kopf und sah zu ihr hinüber.
    »Wie bitte?«
    »Sie sind doch Manager, oder? Vertreten Sie ausschließlich Fernsehleute, oder haben Sie auch andere Auftraggeber?«
    Das Gesicht des Mannes zog sich zusammen und wurde um den feuchten Mund herum faltig.
    »Von welchem Sender kommen Sie?«, fragte er mit veränderter, gellender Stimme.
    Sie nannte das überregionale Nachrichtenprogramm.
    »Mit denen arbeite ich nicht«, sagte er, machte auf dem Absatz kehrt und schloss seinen sportlichen Amischlitten auf.
    Auf dem Weg zur Ausfahrt fuhr er fast in die Mauer.
    Torstenssons Gesicht war gleichzeitig bleich und voller roter Flecken, als er die Redaktion betrat. Er hatte die Volkstracht abgelegt und trug nun eine Trainingshose und ein Polohemd.
    Wie immer wirkte er zwischen den Computern und Aushängern etwas verloren, sein Blick schweifte nervös über die Mitarbeiter. Schyman sah durch die Glasscheibe, wie er da so schwach und verwirrt saß, und wurde von Mitleid und Selbstzweifeln ergriffen.
    Das kann ich nicht, dachte er. So geht man nicht mit Menschen um.
    Dann sah er sich seine Mitarbeiter an, die Redakteure und Reporter, die Fotografen und Bildredakteure, die Textredakteure und die Korrektoren, die Nachrichtenchefs und die Nachtredakteure. Er bezweifelte stark, dass Torstensson wusste, wer sie waren oder was sie taten.
    Der Chefredakteur sah ihn durch die Scheibe und ging dann mit zusammengebissenen Zähnen zum Glaskasten.
    »Ich verlange eine Erklärung«, sagte er. »Was treiben Sie hier?«
    Schyman erhob sich von seinem Platz hinter dem Schreibtisch, ging an dem Chefredakteur vorbei und zog die Glastür hinter ihm zu. In den ausgebeulten Freizeitkleidern sah Torstensson gebeugt aus, irgendwie kleiner als in den übergroßen Anzügen, die er sonst immer trug.
    »Ich versuche, die Zeitung am Laufen zu halten«, sagte Schyman. Er stellte sich mit dem Rücken zur Tür, so dass der andere gezwungen war, in die Redaktion hinauszusehen, wo die Mitarbeiter schon zu ihnen herüberschielten und tuschelten.
    »Was sollen diese Spielchen vor dem Vorstandsvorsitzenden? Der hat gedacht, ich hätte beschlossen, dass die Namen und Fotos dieser Leute in die Zeitung kommen.«
    Die Lippen des Chefredakteurs waren weiß und trocken, er sprach gepresst, als würde es wehtun.
    Schyman sah den Mann einen Moment an und versuchte, seinen Kampfeswillen einzuschätzen.
    »Sie hätten das eigentlich beschließen sollen«, sagte Schyman, »oder etwa nicht? Aber wir haben Sie gestern den ganzen Tag nicht erreicht, obwohl wir alle verfügbaren Nummern angerufen haben. Sie haben sich nicht in der Redaktion gemeldet, obwohl wir massenhaft Nachrichten hinterlassen haben. Haben Sie sich gestern überhaupt informiert, was alles passiert ist?«
    »Ich hatte doch frei«, sagte Torstensson, und seine Ohrläppchen glühten.
    Der Redaktionschef starrte seinen Vorgesetzten verblüfft an. Die Inkompetenz und das fehlende Verantwortungsgefühl dieses Mannes waren bodenlos.
    »So geht das nicht weiter«, sagte Anders Schyman. »Die Angestellten müssen das Gefühl haben, dass sie eine Leitung haben, die sich einig ist und bei der sie Schutz suchen können, wenn der Wind mal von vorn kommt. Wir müssen uns auf eine gemeinsame Linie verständigen, im Großen wie im Kleinen.«
    Torstensson leckte sich die Lippen.
    »Wie meinen Sie das?«
    Anders Schyman ging um ihn herum und setzte sich wieder auf seinen Stuhl, »Barbara Hanson war auf Yxtaholm, als Michelle Carlsson ihre letzte Fernsehsendung aufzeichnete«, sagte er und sah seinen Chef unverwandt an. »Können Sie mir das erklären?«
    Zwischen Torstenssons Augenbrauen bildete sich eine Falte. Er drehte sich zum Schreibtisch des Redaktionsleiters um und verschränkte die Arme.
    »Sie hat den Wunsch geäußert, über die Sache berichten zu dürfen. Das ist ja schließlich auch ihr Job.«
    Anders Schyman bemühte sich, unbewegt dazusitzen und

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