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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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macht verdammt gute Arbeit.«
    Der Reporter von der Konkurrenz nickte.
    Der Staub auf dem Weg hatte sich kaum gelegt, als auch schon die nächste Zeugin vom Schlosshügel hinunterkam.
    Barbara Hanson musste nicht extra vorgestellt werden. Sie küsste Bertil Strand auf beide Wangen, redete laut davon, was für ein schlechtes Bett sie gehabt habe, wie schick die Polizisten seien und wie grauslich das Wetter gewesen sei.
    »Mein Gott«, stöhnte Bosse, »ist die immer so?«
    Annika verdrehte kurz die Augen.
    Eine Minute später kam Carl Wennergren, Annika konnte ihn schon von weitem sehen.
    »Den kannst du vergessen«, flüsterte sie Bosse zu. »Ich habe gestern versucht, mit ihm zu reden, aber er wollte nicht mal mir Informationen geben, obwohl wir in der Redaktion nur drei Meter voneinander entfernt sitzen.«
    »Gestern?«, fragte der Reporter erstaunt. »Wie hast du das denn gemacht?«
    Sie legte den Zeigefinger auf die Lippen und grinste. Carl Wennergren setzte sich in seinen BMW und fuhr davon, ohne dass einer der Umstehenden versucht hatte, ihn anzusprechen.
    »Der nächste Typ«, sagte Bosse und zeigte zum Schloss.
    Schon aus der Entfernung erkannte Annika den Geschäftsführer von TV-Plus, und das, obwohl sie ihn noch nie kennen gelernt hatte. Er zeigte sich gern auf VIP-Partys und warb in Fernsehspots für den eigenen Kanal. Der Highlander, der Unsterbliche. Er schwang rasch ein Bein nach dem anderen über die Absperrung. Sein schwarzes Haar glänzte, der Anzug saß tadellos, kein Gepäck. Annika ging mit den anderen Journalisten auf ihn zu. Sie spürte instinktiv, dass die Begegnung unangenehm werden würde.
    Der Mann versuchte, selbstsicher und entspannt zu wirken, aber sein Lächeln war nur aufgesetzt. Unter der Sonnenbräune war er bleich, um die Augen hatte die Schlaflosigkeit tiefe Ringe hinterlassen.
    »Zunächst einmal möchte ich sagen, dass dies eine unglaubliche Tragödie für TV-Plus ist«, sagte er, ohne eine Frage abzuwarten. Die spärliche Schar von Reportern und Fotografen versammelte sich schweigend um ihn, eine spontane Pressekonferenz mit blökenden Schafen im Hintergrund.
    »Alle Mitarbeiter unseres Senders sind tief getroffen von dem schrecklichen Verlust. Michelle Carlsson war eine unserer beliebtesten Kolleginnen«, sagte der Highlander und fingerte an einem zerknitterten Zettel herum.
    »Persönlich möchte ich sagen«, sagte er, »dass Michelle eine sehr liebe Freundin war, eine sehr gute Freundin, die ich wegen ihrer großen … Wärme und ihrer großen …
    Fachkompetenz sehr geschätzt habe.«
    Er verlor den Faden, zögerte, sah kurz auf den Zettel, ließ ihn wieder sinken, leckte sich die Lippen und setzte neu an.
    »Wir werden Michelle bei TV-Plus ein ehrendes Andenken bewahren«, sagte er mit einer Stimme, die sich mehr an die Vögel und die Bäume richtete. »Die Geschichte wird zeigen, dass sie eine der großen Persönlichkeiten unserer Zeit war.
    Ihre Sendungen werden weiterleben, als ein Erbe für Zuschauer und Fernsehschaffende kommender Generationen.
    Wir von TV-Plus treten nun an, dieses Erbe zu verwalten, und ich verspreche Ihnen, dass wir unseren Auftrag sehr ernst nehmen werden.«
    »Jesus«, flüsterte Bosse Annika zu. »Gleich kriegt er Flügelchen.« Sie biss sich auf die Lippen. Angesichts der pompösen Worte des Fernsehmannes und seines gelackten Aussehens hätte sie beinahe losgekichert.
    »Was werden Sie mit den Sendungen machen, die in dieser Woche aufgezeichnet worden sind?«, fragte die Frau vom staatlichen Fernsehen.
    »Das ist doch mal jemand mit klaren Prioritäten«, flüsterte Bosse Annika ins Ohr. »Das Wichtigste zuerst – was passiert mit den Sendungen?«
    Unterdrücktes Lachen blubberte aus ihr heraus, sie drehte sich um und hielt beide Hände vor den Mund, um es zu verbergen. Der Highlander, der gerade antworten wollte, verlor den Faden und starrte in Annikas Richtung.
    »Das ist … was ist denn so lustig?«, fragte er mit unruhigem Blick.
    »Entschuldigung«, sagte Annika mühevoll. »Ich habe meinen Kaugummi verschluckt.«
    Die dämliche Lüge ließ Bosse in lautloses Lachen ausbrechen, er drehte sich schnell um und entfernte sich ein paar Schritte von der Gruppe. Annika sah in die Baumwipfel hinauf, dort waren die Farben scharf und klar. Nichts war wirklich, alles nur Show, eine schlechte Dokusoap.
    »Diese Sendungen sind das wichtigste Sommerprogramm bei TV-Plus«, sagte der Highlander. »Mit diesen Sendungen werden wir den Kampf im Kabelnetz

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