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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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aufnehmen, nicht nur im Satellitenuniversum.«
    »Werden Sie die Sendungen bringen, und wenn ja, wann?«, hakte die Frau vom Fernsehen nach.
    Der Highlander trocknete sich einen kleinen Schweißbart von der Oberlippe.
    »Darauf kann ich Ihnen heute noch keine Antwort geben«, sagte er. »Ich muss natürlich erst Gespräche mit der Konzernleitung in London führen und absprechen, wie wir Michelles Andenken ehren werden. Die Sendungen aus dem Sommerschloss haben ihren selbstverständlichen Platz in unserer Strategie, und die muss sehr gründlich geplant und abgewogen werden.«
    Der Mann sah wieder zu Boden und fingerte mit seinem Zettel herum. Der Schweiß drang ihm jetzt aus jeder Pore und ließ seine gegelten Haare an der Stirn kleben. Annika sah den Mann plötzlich, wie er wirklich war: leichenblass, gestresst, kurz vorm Weinen.
    »Wie geht es Ihnen eigentlich?«, hörte sie sich sagen.
    Er sah auf, ohne jemanden direkt anzusehen.
    »Das waren harte Tage«, sagte er. »Richtig hart. Die ganze Zukunft des Senders ist ins Wanken geraten.«
    »Ich habe eigentlich mehr an Sie gedacht und wie Sie es empfunden haben, dass Ihre Moderatorin während der Dreharbeiten hier ermordet wurde.«
    Der Highlander knüllte den Zettel zu einem kleinen Ball zusammen, stopfte ihn in die Jackentasche und ging mit langen Schritten zu seinem Auto. Die Fotografen blieben ihm auf den Fersen, was zur Folge hatte, dass der Mann fast rannte. Annika blieb stehen und sah ihn in seinen großen Jeep steigen, wo er über das Lenkrad gebeugt sitzen blieb.
    »Wenn du geglaubt hast, dass es dem Mann schlecht geht, dann sieh dir mal den da an«, sagte Bosse und zeigte über ihre Schulter. Ein kleiner und etwas korpulenter Mann mit schütterem Haar ging den Schlosshügel hinunter. Den Mund hatte er halb geöffnet, die Lippen glänzten, und er schwankte fast, bewegte sich ruckartig und unkoordiniert. Die Tragik und Verzweiflung, die ihn umgaben, schien bodenlos zu sein.
    »Der arme Kerl«, sagte der Reporter neben ihr.
    Sebastian Follin hatte auf seine normale Brille schwarze Sonnengläser geklemmt. Seine Haut war matt und grau und voller Falten. Er schleppte sich, scheinbar ohne seine Umwelt zu bemerken, langsam zum Parkplatz. Die Journalisten ließen ihn in Ruhe, bis er seinen Wagen erreicht hatte. Die Frau vom staatlichen Fernsehen sprach ihn zuerst an. Er begriff die Frage nicht, schaute sich verwirrt um und sah dann erschrocken die Reporter und Fotografen an.
    »Was?«, fragte er. »Was wollen Sie?«
    »Wir werden natürlich in der morgigen Zeitung über Michelle schreiben«, sagte Annika, trat auf ihn zu und nahm zur Begrüßung seine Hand, die kalt und feucht an seiner Seite herunterhing. »Ich kann das nicht begreifen«, sagte er. »Ich kann nicht begreifen, dass sie nicht mehr da ist.«
    »Haben Sie schon länger mit Michelle zusammengearbeitet?« Annika spürte hinter sich die Konzentration der anderen Journalisten, sie hingen an den zitternden Lippen des Mannes.
    »Sie war mein Werk«, sagte er. »Meine erste Klientin. Wir waren ein Team. Ich habe sie gemacht.«
    Annika nickte und versuchte den Blick des Managers hinter dem blanken Schwarz der Sonnengläser einzufangen. Doch er sah über das Wasser.
    »Wie haben Sie sich kennen gelernt?«
    Sebastian Follin holte schnell ein paar Mal Luft. Sein Blick war immer noch abwesend.
    »Bei der Verkehrsbehörde«, sagte er. »Bei einer Produktion der Verkehrsbehörde in Växjö. Ich war dort der Organisator und brauchte einen Conferencier für die Präsentation …«
    Er hielt inne, und ein Spuckefaden kam aus seinem Mundwinkel und lief das Kinn hinab. Annika lief ein Schauer des Unbehagens über den Rücken.
    »Das heißt, Sie haben sie mit einer Präsentation betraut?«
    Der Mann senkte schnell den Kopf, wischte mit einer erstaunlich raschen Geste die Spucke vom Kinn und packte seinen Koffer fester.
    »Sie war einfach unglaublich«, sagte er. »Es war die beste Pressekonferenz, die wir je hatten. Sie war witzig, klug, schön, und alle hörten zu, wenn sie redete. Einfach traumhaft.«
    Er nickte, wie um seine Worte zu bekräftigen.
    »Traumhaft. Hinterher habe ich gefragt, wie sie das so brillant meistern konnte, und da hat sie nur gelacht. So war sie. Ein Naturtalent. Ich habe sie dann für alle anderen Events, die wir später hatten, engagiert.«
    Er schluckte.
    »Wie haben Sie sie denn entdeckt?«, fragte Annika.
    »Sie war Fremdenführerin beim Fremdenverkehrsamt in Gränna und stand im ›Gyllene

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