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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Verhältnis zueinander nicht gerade besser.«
    »Was schrien sich die beiden denn zu, als Sie reinkamen?«
    »Es ging um irgendeinen Vertrag. Michelle war außer sich.
    Sie kreischte im Falsett und torkelte herum, als sei sie volltrunken.«
    Anne zögerte.
    »Und?«
    »Und sie hatte unten rum keine Kleider an. Es sah grotesk aus. Sie stolperte halbnackt herum und …«
    »Ja?«
    »Sie hatte den Revolver in der Hand. Das war ziemlich unangenehm, allerdings wussten wir ja, dass er nicht geladen war.«
    »Woher wussten Sie das?«
    In ihrem Inneren schlug eine Eisentür zu, und das Echo hallte bis in ihre Nerven und Fingerspitzen wider. Sie rang nach Luft.
    »Ich … das … ich weiß nicht.«
    Der Polizeibeamte sah mit seinen Fischaugen durch sie hindurch und ließ das Thema dann fallen.
    »Worüber stritten sich die beiden?«
    Sie bekam wieder Luft, suchte in ihrer Erinnerung, strich sich mit den Fingern über die Stirn.
    »Es ging um einen Vertrag. Ich weiß nicht genau, wie der Streit anfing, denn als ich kam, waren sie irgendwie schon völlig von der Rolle. Michelle war gar nicht richtig bei sich, sie wirkte irgendwie so zerrissen. Sie hat gesagt, jetzt könnte Mariana ja zufrieden sein, alle könnten an dem Abend ja so zufrieden und glücklich sein, alle hätten bekommen, was sie wollten, und sie würde durch den Fleischwolf gedreht werden und all so ein Zeug.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass Michelle Carlsson unausgeglichen war?«
    Sie lachte und seufzte.
    »Gelinde gesagt, ja.«
    »Bitte behalten Sie diese Frage für sich«, sagte Q, »aber könnte es möglich sein, dass Michelle sich selbst getötet hat?«
    Anne Snapphane erschrak. Sie riss die Augen auf, dann war sie so erleichtert, dass sie sich fast in die Hose gemacht hätte.
    »Sich selbst erschossen?«, flüsterte sie.
    Der Kommissar nickte.
    Ja!, dachte Anne. Sie hat sich umgebracht. Es war gar keiner von uns. Sie war es selbst, es war ihre eigene Schuld.
    Wir haben nichts damit zu tun.
    Einen Moment später traf sie die Einsicht wie eine Faust in den Magen.
    Dann war ihre Schuld noch größer.
    Sie schloss die Augen, dachte nach, könnte Michelle …?
    Nein.
    Sie sah den Beamten an.
    »Nein«, sagte sie. »Nein. Es war jemand anders.«
    Dann, plötzlich unsicher:
    »Warum fragen Sie? Haben Sie einen Brief gefunden?«
    Der konzentrierte Blick des Kommissars nagelte sie an die Stuhllehne. Ihr Körper war angespannt und steif.
    »Haben noch mehr Leute den Revolver in der Hand gehabt?«
    Anne presste Sauerstoff in ihre Lungen, Gedanken schossen ihr in Panik durch den Kopf.
    »Hm«, sagte sie, »ich weiß nicht.«
    Sie musste Zeit schinden.
    »Denken Sie nach.«
    Irgendwo tickte eine Uhr. Anne versuchte, den Kopf zu drehen, um zu sehen, woher das Geräusch kam, konnte aber nichts erkennen.
    »Wir haben Ihre Fingerabdrücke auf der Waffe gefunden«, sagte er. »Können Sie mir das erklären?«
    Ihr Kopf war völlig leer. Das Blut sackte ihr in die Füße.
    »Trinken Sie ein wenig Wasser«, sagte Q und schob ihr ein Glas hinüber.
    Anne versuchte es zu nehmen, verschüttete es aber, gab auf.
    »Ich war es nicht«, wisperte sie.
    »Wer war es dann?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wann hatten Sie die Waffe in der Hand.«
    »Im Gemeinschaftsraum im Südflügel.«
    »Vor dem Streit im Stall oder danach?«
    Anne schloss die Augen. Die Tränen brannten.
    »Danach, glaube ich.«
    »Warum?«
    »Ich wollte wissen, wie schwer sie war.«
    Sie bereute ihre Worte sofort. Ein hauchdünnes Argument, das höhnisch nachhallte.
    »Wann haben Sie die Waffe außer im Bus nach dem Mord zum letzten Mal gesehen?«
    Sie suchte in den Bildern ihrer Erinnerung, alles war unscharf und unsortiert, so betrunken war sie gewesen. Ein Fotoalbum voller fließender Konturen und verwirrter Gefühle.
    »Auf dem Tisch im Gemeinschaftsraum«, sagte sie schließlich.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich glaube schon.«
    »Um wie viel Uhr kann das gewesen sein?«
    »Keine Ahnung. Nach dem Stall. Vielleicht nach dem Streit zwischen Mariana und Bambi über die Pornobräute. Halb drei?«
    Sie begegnete dem kalten und distanzierten Blick von Kommissar Q.
    »Und dann? Wohin sind Sie dann gegangen?«
    Anne strengte sich an.
    »Ich habe versucht, ein wenig zu schlafen, aber es war dermaßen laut, dass ich wieder aufstand.«
    »Das heißt, dass Sie sich nach drei Uhr in Ihrem Zimmer im Südflügel aufhielten?«
    Sie dachte nach, nickte, ja, so musste es gewesen sein.
    Endlich konnte sie wieder richtig

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