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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Schulter zu.
    Sie hielt die Zigarette zwischen zwei Fingern ganz nah am Mund und lächelte sehr müde.
    »Insgesamt etwa vier Jahre«, sagte sie. »Ich habe gesehen, wie ein Stern aufging und wieder verlosch …«
    Sie sah regungslos auf den See.
    »Die Berühmtheit macht seltsame Dinge mit den Menschen«, sagte sie. »Sie ist wie eine Droge, wenn man sich einmal daran gewöhnt, wird man süchtig. Hat man das Scheinwerferlicht erst einmal genossen, tut man alles, um mehr davon zu bekommen.«
    »Aber das ist doch nicht bei allen so«, gab Annika zu bedenken. »Viele entscheiden sich trotz allem gegen die Öffentlichkeit.« Wieder ein Blick über die Schulter, ein trauriges Lächeln.
    »Nicht ohne Entzugserscheinungen«, sagte die Fernsehproduzentin. »Es ist für alle schwer. Die Berühmtheit ist wie eine Wunde in der Seele, sie kann heilen und verschwinden, aber sie hinterlässt Narben. Und jeder, der eine hat, kratzt an ihr und kann sie nicht in Ruhe lassen.«
    »Hatte Michelle Narben?«, fragte Bosse.
    Eine Träne lief der Frau aus dem Augenwinkel herab. Sie ließ sie laufen, ohne sie wegzuwischen.
    »Sie war eine einzige blutende Wunde«, sagte Karin Bellhorn sehr leise, »aber schreibt das bloß nicht. Lasst ihr noch ein bisschen Würde.«
    Annika und Bosse nickten stumm.
    »Was können wir denn schreiben?«, fragte Bosse.
    Karin klopfte etwas Asche von der Zigarette ab und seufzte tief. »Es waren unglaublich chaotische Dreharbeiten, das sage ich euch. Einerseits lag das am Regen, denn wenn alle die ganze Zeit klatschnass sind, dann geht die Laune einfach gegen null. Aber es hat viel auf dem Spiel gestanden, TV-Plus hat jede Menge Geld und Prestige in das Projekt gesteckt, und für Michelle ging es um hopp oder topp.«
    »Und, wie ist sie gewesen?«, fragte Annika.
    Die Produzentin sog den letzten blauen Rauchkringel ein, drückte die Zigarette an der Schuhsohle aus und steckte die Kippe in ihre Tasche.
    »Sie war einfach großartig«, sagte sie ruhig, drehte sich zu ihnen um und nahm die Sonnenbrille ab. »Michelle ist nie besser gewesen. Die ganze Idee der Sendung war auf ihre Persönlichkeit zugeschnitten, sie konnte alle Register ziehen, und das ist ihr auch wirklich gelungen. Wenn TV-Plus sich entschließt, die Sendungen zu bringen, wird Michelles Kritikern das Wort im Hals stecken bleiben. Sie war wirklich eine kompetente Journalistin, und ihre Präsenz vor der Kamera war außerordentlich. Ich glaube, sie hätte eine internationale Karriere machen können …« Karin Bellhorn verstummte, ihre Stimme brach, und sie senkte den Kopf.
    »Entschuldigt«, sagte sie. »Es ist alles so furchtbar.«
    Annika sah zu dem Reporter neben ihr, der jedes Wort, das die Produzentin sagte, aufsog und Worte und Begriffe notierte.
    »Was ist denn während der Nacht passiert?«, fragte Annika.
    »Ich habe gehört, oben im Stall hätte es einen ziemlichen Streit gegeben.«
    Karin Bellhorn holte sich noch eine Zigarette heraus, zündete sie selbst an und sog gierig das Nikotin in sich hinein.
    »Ich war nicht dabei«, sagte sie kurz.
    »Und wer hat sie gefunden?«
    »Wieso?«
    Annika zuckte mit den Schultern.
    Karin Bellhorn sah sie mit klaren und unergründlichen Augen an. Sie rauchte ein wenig, ehe sie antwortete.
    »Ich«, sagte sie dann. »Unter anderem. Und Ihre Freundin Anne, und Sebastian, Bambi war auch dabei, und Mariana.«
    »Und Gunnar«, sagte Annika. »Er hat doch wohl aufgeschlossen.«
    Karin nickte.
    »Na klar, Gunnar, den vergisst man so leicht.«
    »Warum waren Sie so viele?«
    Die Produzentin sah sie wieder lange an und fing plötzlich an zu lachen.
    »Das ist eine gute Frage«, sagte sie. »Warum waren wir so viele …? Nun ja, wir haben sie gesucht. Wir wollten mit ihr reden.«
    »Worüber?«
    »Jeder hatte seine eigenen Gründe.«
    Sie machte die Zigarette wieder aus, ließ die Kippe diesmal jedoch im Gras liegen.
    »Bis bald, Bosse«, sagte sie, warf ihm einen Handkuss zu und ging zu ihrem Auto.
    »Das waren jetzt neun von elf«, bemerkte Bosse, als Karin Bellhorn ihren Volvo anließ und die Auffahrt hinunterfuhr.
    »Bleiben noch Anne und die von den Neonazis«, sagte Annika. Bosse drehte sich mit einem neuen Glitzern in den Augen zu ihr um.
    »Sag bloß«, sagte er. »Ist Hannah bei den Neonazis? Davon habt ihr gestern in der Zeitung gar nichts geschrieben.«
    Sie hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen.
    Er sah ihre Verlegenheit und lachte herzlich.
    »Das hätte ich doch sowieso rausgekriegt.«
    Als

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