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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Stuhlbein stieß, zwischen seine Knöchel zurückfederte. Er erinnerte Daniel an einen Clown auf der St. Bartholomew’s Fair, der sich verkleidet hat, um einen Gentleman nachzuahmen. Doch die bloße Tatsache, dass er sich so sehr bemühte, verhalf ihm zu einer gewissen Würde und galt wahrscheinlich etwas in einem Haus dieses Typs.
    »Mr. Baynes, Dr. Gatemouth«, sagte Saturn. »Doc, sagt guten Tag zu ihm, den wir Mr. Baynes nennen.«
    »Dr. Gatemouth, es ist mir sowohl ein Vergnügen als auch eine Ehre«, sagte der Neuankömmling.
    »Mr. Baynes«, sagte Daniel.
    »Gehört Ihr zufällig zu den Gatemouths von Castle Gatemouth?«
    Daniel hatte keine Ahnung, was er mit dieser Frage anfangen sollte.
    »Doc entstammt einer sehr alten Familie von wappenführenden Freisassen im Bezirk Gatemouth«, ließ sich Saturn in gelangweiltem Ton vernehmen.
    »Ah, vielleicht kannten Sie einige meiner Vorfahren«, rief Mr. Baynes aus und tätschelte das Heft seines Schwertes, »denn ich bin mir fast sicher, dass die Gatemouth Abbey gleich neben einem bestimmten Vikariat liegt, wo -«
    »Es ist nicht sein richtiger Name«, blaffte Saturn.
    »Natürlich, das liegt doch auf der Hand, haltet Ihr mich etwa für ein Kind? Ich habe lediglich versucht, ihn zu beruhigen.«
    »Das ist Euch gründlich misslungen. Reden wir von dem Flitter, vielleicht locken wir ihn so aus seinem Schneckenhaus.«
    An einen wirklichen Gentleman gerichtet, hätten diese Worte ein Duell zur Folge gehabt. Somit war Daniel an diesem Punkt ein ziemlich beunruhigter Knacker. Mr. Baynes jedoch ließ sich davon nicht durcheinanderbringen. Er brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen, und sagte dann: »Nun gut.«
    »Ist Euch klar, dass die in Rede stehende Menge groß ist?«
    »Es war von einem großen Gewicht die Rede, aber das sagt mir wenig über die tatsächliche Menge Flitter, bis die Reinheit des Metalls anhand einer Ecke geprüft worden ist.«
    »Eine wie große Ecke gedenkt Ihr denn abzuschlagen?«, fragte Saturn belustigt.
    »So groß, dass sie meine Mühen und Leiden aufwiegt.«
    »Wie viel auch immer Ihr prüft – unterstellt, Ihr tut es auch wirklich -, Ihr werdet feststellen, dass der Doc hier kein Großmaul ist. Menge und Gewicht sind so identisch, wie das Feuer des Feinbrenners sie nur machen kann. Und was dann?«
    »Eine Transaktion«, sagte Mr. Baynes vorsichtig.
    »Aber als ich das letzte Mal mit Euch zu tun hatte, Mr. Baynes, wart Ihr nicht in der Lage, eine so große Menge Flitter zu übernehmen, wie sie Dr. Gatemouth an der Hand hat. Ein flüchtiger Blick auf Eure Perücke verrät mir, dass sich Eure Geschicke keineswegs zum Besseren gewendet haben.«
    »Peter Hoxton. Ich weiß mehr von Eurer Geschichte als Ihr von meiner! Wie kommt Ihr dazu, mit Schmutz zu werfen?«
    Nun hatte Daniel kaum ein Wort davon verfolgt, so sehr verblüffte ihn Mr. Baynes’ Erscheinung. Doch etwa zu diesem Zeitpunkt war er imstande, eine Erklärung zu formulieren, die zu den beobachteten Phänomenen passte, nämlich: Mr. Baynes hatte aus Holz geschnitzte Zähne, die für einen größeren Mund ausgelegt waren. Sie versuchten ständig, aus den engen Grenzen seines Kopfes auszubrechen, was Mr. Baynes, wenn es passierte, ein recht beunruhigendes, pferdeähnliches Aussehen verlieh. Das Sprechen war für ihn ein ständiger Kampf, bei dem es darum ging, Worte auszustoßen und zugleich sein Gebiss im Griff zu behalten. Daher sprach er in einem langsamen, überlegten und buchstäblich beißenden Rhythmus und beendete jeden Satz mit dem unglaublichen Kunststück, seine zum Greiforgan umfunktionierten Lippen über seine Beißer zu stülpen und diese in die Mundhöhle zurückzuholen.
    Die schiere Anstrengung, die es kostete, Saturn diese Rüge zu erteilen – von dem damit eingegangenen Risiko ganz zu schweigen -, verlieh ihr ein eindrucksvolles Gewicht. Peter Hoxton wich zurück, ließ sich auf seinem Stuhl zurücksinken und hob eine Hand, um sich damit durch das Haar zu fahren.
    Nachdem er so für Ruhe gesorgt hatte, fuhr Mr. Baynes fort: »Angenommen, jemand hätte die Ressourcen« (ein für ihn sehr schwierig... auszusprechendes... Wort, das vorn und achtern ein Lippenüberstülpen erforderlich machte), »sich auf eine Transaktion in der von Dr. Gatemouth ins Auge gefassten Größenordnung einzulassen – würde er dann hierherkommen und sich mit einem Fremden treffen? Ich denke nicht. Er würde die Angelegenheit an einen Untergebenen delegieren, der seinerseits einen

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