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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Transaktion. Ich bin nicht hier, um eine Ecke von Eurem Flitter abzuschlagen, sondern um Eure Geschichte zu prüfen; und wenn ich ihm heute Abend kein prächtiges Piratengarn bringe, tja, dann hat sich die Sache erledigt.«
    Vom Herd kam ein sonderbares, puffendes Geräusch, als hätte jemand eine Handvoll Staub auf die Kohlen geworfen. Ein Blick hinüber zeigte Daniel, dass der Knacker sich fieberhaft Augen und Mund rieb. Vielleicht hatte der Rauch seine Schleimhäute gereizt und dazu geführt, dass er niesen musste und an den verschorften Stellen kratzte, die sein Gesicht derart entstellten. Dann bemerkte Daniel, dass das Feuer aufflammte, jedoch erheblich mehr Rauch als Licht produzierte. Der Rauch zog rasch durch den Kamin ab, was ein Glück war, denn er sah übel, dick und rötlich aus.
    Daniel wandte seine Aufmerksamkeit von den seltsamen Handlungen des Knackers ab und wieder der vorliegenden Angelegenheit zu: Mr. Baynes, der immer noch über den ausländischen Gentleman schwafelte, und einem leeren Stuhl.
    Der leere Stuhl erforderte einen zweiten Blick, dann einen dritten.
    Mr. Baynes selbst wurde gerade erst bewusst, dass Saturn verschwunden war. Nun sahen sich beide suchend im Salon um, da sie annahmen, dass ihr Tischgenosse vielleicht aufgestanden war, um sich die Beine zu vertreten oder seinen leeren Becher loszuwerden.
    Zwielicht hatte sich über den Salisbury Square gesenkt, aber es sickerte noch genug durch die Fenster ein, um erkennen zu lassen, dass Peter Hoxton nicht mehr im Raum war.
    Dieses Licht wurde nun größtenteils abgehalten. Die Frauen, die vor dem Spitzenvorhang gehockt hatten, stürzten davon weg. Eine packte eine Faustvoll Rock, zog ihn über ihre Knöchel hoch und benutzte die andere Hand wie einen Dreschflegel, um ihren Weg – eine gerade Linie zum nächsten Ausgang – von Hindernissen zu befreien. Sie sah aus, als verspürte sie große Lust zu schreien, hätte im Augenblick aber Wichtigeres zu tun, und so drang nur eine Art leises Johlen aus ihrem Mund.
    Einen Moment lang war es im Raum fast völlig dunkel, dann spürte Daniel in seiner Seele, wie etwas Riesiges gegen das Fenster prallte. Durch ein rutschiges Feld aus zersplittertem Glas kamen Stücke zerbrochenen Holzes über den Boden gewirbelt.
    Er stand auf. Eine Menge Leute schienen in seine Richtung unterwegs zu sein, da die Hälfte des verfügbaren Raums von einer schwarzen Masse beansprucht wurde, die durch das zerstörte Fenster hereingeschoben worden war. Daniel zog sich in Richtung der Kaminecke zurück, denn er wusste, dass er bei einer Massenflucht der Erste sein würde, der mit Stiefelabdrücken im Gesicht endete; doch plötzlich hörte man ganz in der Nähe ein zischendes Geräusch, und der Raum war mit höllischem Licht bepflastert. Aus der Düsternis brachen die Gesichter der anstürmenden Gäste hervor, ein Chor von weißen Ovalen, die Münder aufgerissen, aber nicht zum Singen, sondern zum Schreien; dann hoben sie allesamt Hände oder Arme, um ihre Augen zu schützen. Sie drängten zu den Seitenwänden des Raums, taumelten, während sie gegeneinanderstießen und über Möbelstücke stolperten, und kamen schließlich zum Stehen.
    Die Mitte enthielt nun nur noch ein tückisches Durcheinander umgestoßener Stühle, und Daniel hatte freie Sicht auf das Ding, das hereingekommen war. Es handelte sich um einen großen, robust gebauten Wagen, wie man ihn zum Transport von Barren verwendete, jedoch zum Rammbock verstärkt und in einem so tiefen Schwarz gestrichen, dass er selbst in dem alles auflösenden Strahlen, das den Raum nun erfüllte, nichts weiter als ein verschwommener Klotz war. Ein Teil davon stach deutlich hervor. An der Nase dieses irdischen Widders war eine silberne Plakette angebracht: eine flache Platte aus poliertem Stahl, zur blitzenden Silhouette eines Windhundes in voller Jagd zugeschnitten.
    Auf beiden Seiten des Wagens flog eine Tür auf, und gute Stiefel knallten auf den Boden; Daniel konnte wenig sehen, aber er hörte das Klingeln von Sporen und das Klirren von Stahlklingen, die aus der Scheide gezogen wurden: Beleg dafür, dass Angus’ neue Gäste Standespersonen waren.
    Die Augen mit einer Hand beschattend, wandte sich Daniel halb der Lichtquelle zu und sah Mr. Baynes an, der sein Gebiss verloren hatte und sehr alt und hilflos wirkte. Von allen seltsamen Phänomenen, die sich Mr. Baynes’ Sinnen während der letzten zehn Herzschläge aufgedrängt hatten, nahm ausgerechnet das Emblem des

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