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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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knirschte Saturn so leise, dass Daniel ihm die Äußerung von den Lippen ablesen musste, »und dass es stattdessen der Wechselbalg 3 wird, dann wird es tatsächlich dazu kommen, nicht wahr? Dann werden solche Leute – die ständig einen Ort brauchen, wo sie zusammenkommen und konspirieren können – anfangen, hierherzukommen.«
    »Was spielt das denn für eine Rolle?«, flüsterte Daniel wütend. »Das Lokal ist doch von vornherein voller Verbrecher!«
    »Und genauso möchte Angus es auch haben, denn er war früher ein Meister unter den Diebesfängern«, sagte Saturn, dessen Geduld sichtlich schwand. »Er weiß, wie das alles funktioniert mit der Wache, den Konstablern und den Richtern. Aber wenn die Anhänger des Wechselbalgs anfangen, hier zusammenzukommen, dann wird das alles auf den Kopf gestellt, nicht wahr, dann ist das Haus ein Paradies für Hochverrat wie für Diebstahl, und er muss sich mit den Queen’s Messengers auseinandersetzen.«
    »Ich glaube kaum, dass sich die Queen’s Messengers an einen solchen Ort wagen würden!« Sogar Daniel besaß so viel Verstand, den Namen eher mit den Lippen zu formen als laut auszusprechen.
    »Seid versichert, dass sie das tun würden, wenn hier ein Hochverrat im Gange wäre! Und Angus würde am Treble Tree aufgehängt, ausgeweidet und gevierteilt werden, zusammen mit einer Horde syphilitischer, jakobitischer Adeliger. Kein anständiges Ende für einen schlichten Diebesfänger.«
    »So habt Ihr ihn schon einmal genannt.«
    »Wie habe ich ihn genannt?«
    »Einen Diebesfänger.«
    »Natürlich.«
    »Aber ich dachte, ein Diebesfänger wäre jemand, der Diebe vor Gericht bringt, um von der Königin eine Belohnung zu bekommen. Kein -« Doch hier verstummte Daniel, denn Peter Hoxtons Gesicht hatte einen Ausdruck angenommen, der an Übelkeit grenzte, und er schüttelte heftig den Kopf.
    »Wie ich sehe, hast du meine Kohle direkt durch den Scheißschornstein gejagt!«, verkündete Angus, während er auf sie zustolziert kam. Er hatte sich des Mantels und der Ginflaschen entledigt und wurde nun, in klugem Abstand, von einer sehr nach Bridewell aussehenden jungen Frau gefolgt, die einen Becher Kaffee in jeder Hand hielt.
    »Ich habe dir wohl eher den Dienst erwiesen, das Feuer in Gang zu halten«, antwortete Saturn ruhig, »und das übrigens kostenlos.«
    »Ich wollte von vornherein keins haben!«, gab Angus zurück. »Aber die Schnapsdrossel da hat nach ein bisschen Wärme gewinselt und gejammert! Jetzt hast du’s wieder in Gang gebracht! Das kostet dich extra!«
    »Natürlich«, sagte Saturn.
    Der Kaffee wurde serviert, und Geld in Form von Kupfermünzen – die Angus eingehend untersuchte – wechselte den Besitzer.
    »Warum habt Ihr gesagt, dass ich mich mit der Tätigkeit des Parlaments beschäftigen soll?«, fragte Saturn, während sie ihren Kaffee zu trinken begannen. »Welchen Zusammenhang könnte ich denn zwischen der Lage des Herzogs von Cambridge 4 und Eurem Loch in der Erde in Clerkenwell herstellen?«
    »Überhaupt keinen. Außer dass die sehr viel lautere und augenfälligere Tätigkeit des Parlaments vielleicht als eine Art Schirm oder Blende zur Tarnung heimlicher, raffinierter Machenschaften herhalten kann, die vielleicht Eure Aufmerksamkeit verdienten.«
    »Das ist schlimmer, als überhaupt keine Informationen zu bekommen«, grollte Saturn.
    Ein einzelner Mann trat ein und begann sich umzublicken. Daniel wusste sofort, dass es ihr Käufer war. Anstatt aber aufzuspringen und ihn auf sie aufmerksam zu machen, ließ er sich tiefer in seinen Stuhl sinken, um den Neuankömmling ein paar Augenblicke lang in Augenschein nehmen zu können. Als Silhouette vor dem leuchtenden Schirm des Vorhangs war er leicht mit einem wirklichen Gentleman zu verwechseln, denn er trug eine Perücke, festgehalten von einem Hut mit breiter, aufgebogener Krempe, wie es gerade der Mode entsprach. An seiner Hüfte baumelte ein Schwert. Doch wenn er stand, duckte er sich, und wenn er ging, trippelte er, und wenn er etwas bemerkte, zuckte er zusammen. Und als dieser Mann zum Herd herüberkam und sich auf einen Stuhl setzte, den der untypisch gastfreundliche Peter Hoxton für ihn heranzog, bemerkte Daniel, dass seine Perücke aus stinkendem Pferdehaar bestand, sein Hut zu klein war und sein Schwert in der Scheide eine größere Gefahr für ihn selbst darstellte, als es, gezogen, für andere darstellen würde. Zweimal stolperte er beinahe darüber, weil es jedes Mal, wenn es gegen ein Tischoder

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