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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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man ein bisschen von König Salomons Gold fände und es in einen Tiegel gäbe, könnte man winzige Spuren von Philosophischem Merkur daraus extrahieren. Ich glaube, unser Käufer hat irgendwie von dieser Geschichte über die alchimistische Auferstehung in Bedlam vor fünfundzwanzig Jahren gehört und angenommen, der kürzeste und schnellste Weg, um an eine Probe des Philosophischen Merkur zu kommen, bestehe darin -«
    »London nach Hookes alten Aufzeichnungen und Nippsachen zu durchkämmen.«
    »Ja. Nun bedenkt, dass ich Ende Januar, kaum zurück in London, unverzüglich anfing, nach Hookes alten Aufzeichnungen und Gerätschaften zu suchen. Arlanc war der erste Mann, den ich danach fragte. Das muss er seinem Kontaktmann in Jacks Organisation gegenüber erwähnt haben. Binnen kurzem muss es unserem Käufer zu Ohren gekommen sein.«
    »Der ohnehin bereits zu der Annahme neigte, Hooke habe dieses Ding von unendlichem Wert irgendwo versteckt.«
    »Ja. Stellt Euch vor, welche Wirkung die Neuigkeit auf ihn gehabt haben muss!«
    »Er muss außer sich gewesen sein«, sagte Saturn, »denn er glaubte, Ihr wärt auf der Suche nach denselben Dingen und würdet als Erster an sie drankommen.«
    »So ist es. Wie wir jetzt wissen, führte das zu einer Reihe von Einbrüchen. Ich hatte nur eine vage und bruchstückhafte Vorstellung von diesen Angelegenheiten, bis wir vor zwei Wochen in der Mauer von Bedlam dieses Dokument fanden. Da war plötzlich alles sonnenklar. Auch, dass die Suche des Käufers zum Scheitern verurteilt war, denn in Hookes Rezeptur wird eine bestimmte Zutat erwähnt, ohne dass es eine Erklärung dafür gäbe, wie man sie sich beschaffen kann. Aus diesem Grund war das Dokument als Köder für die Überwachung nutzlos.«
    »Weshalb Ihr und Sir Isaac die Fälschung anfertigen musstet.«
    »Die Fälschung und die Kiste, in die sie hineinkam«, ergänzte Daniel. »Der Käufer glaubt, dass in dem Fach unter dem Boden dieser Kiste eine kleine Menge des Salomonischen Goldes verborgen ist.«
    »Nicht mehr lange«, bemerkte Saturn. Er blickte unverwandt aus dem Fenster.
    »Warum sagt Ihr das?«
    »Weil Sean Partry unter dem fraglichen Fenster steht und mir zuwinkt.«
    Daniel machte eine ruckartige Armbewegung und stieß sein Tintenfässchen um. Die Tinte verzierte die Seite des Logbuchs mit einer schwarzen Parabel, lief dann über den Rand und spritzte auf den Fußboden.
    Saturn war aufgesprungen. Er winkte zurück, ohne den Blick vom Tatler-Lock zu wenden.
    »Welche Richtung zeigt Partry an?«, fragte Daniel, während er vorsichtig von der Schweinerei zurücktrat. Die Tinte hatte bereits eine Ritze zwischen den Fußbodendielen gefunden. Aus der Schankstube drangen Laute der Verwüstung und des Entsetzens.
    »Er zeigt auf die Brücke«, antwortete Saturn und löste schließlich den Blick von Partry, um ihn auf seine Uhr zu richten.
    »Auf unserer Höhe müsste der Käufer dann -«
    »- in weniger als zwei Minuten sein«, vollendete Saturn seinen Satz. »Aber der Verkehr ist jetzt dichter als vorhin, als ich die Zeit genommen habe. Ich werde zu Fuß die Brücke entlangspurten, vielleicht bin ich ja schneller als er. Versucht Ihr, eine Droschke oder Sänfte zu bekommen.« Damit ging er vor Daniel zur Tür hinaus und die Treppe hinunter. Was für Daniel von Vorteil war, da sich inzwischen mehrere tintenbespritzte Stammgäste der Großmars mit Rachegelüsten am Fuß der Treppe eingefunden hatten. Ihr Eifer kühlte etwas ab, als Saturn vorwärts stürmte und sich einen Pfad durch die kleine Menschenansammlung bahnte, auf dem Daniel ihm schleunigst folgte. »Unsere Arbeit oben ist abgeschlossen«, verkündete Saturn im Hinausgehen über die Schulter, »und alle Verluste werden umgehend erstattet – aber nicht jetzt.« Und damit stürzte er aus der Haustür der Großmars hinaus und in die wogende Menge auf der Brücke.
    Saturn schaute nach links – Richtung Southwark und Tatler-Lock -, wandte sich aber nach rechts, da er annahm, dass die Kutsche des Käufers ihn jeden Moment überholen würde. Als Daniel zur Tür herauskam, hatte Saturn bereits einige große Schritte in Richtung London gemacht. Daniel folgte seinem Beispiel und schaute nach links – was ihm jedoch nichts nutzte. Ihm fehlte sowohl Peter Hoxtons Größe , die es ihm ermöglicht hätte, über die Menge hinweg bis zum Great Stone Gate zu sehen, als auch sein jugendliches Alter , in dem die Augen sich noch schneller an die plötzliche Helligkeit der offen daliegenden

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