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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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anfängst, dich mit jemandem zu unterhalten, dann
vergißt du die Zeit. Und wir müssen jetzt wirklich zusehen, daß wir hier
wegkommen, sonst geraten wir in die Rush-hour, und dann wirst du wieder
hektisch.»
    «Ich werde nie hektisch.»
    «Doch, glaub mir. Außerdem...»
Er wußte, was jetzt kam. Hätte er ihr doch bloß nie von seinem Check-up in der
Klinik erzählt!
    Und richtig. «Außerdem ist es
schlecht für deinen Cholesterinspiegel.» Er seufzte.
    Die Anwesenheit der blonden,
jungen Polizeibeamtin stellte für Mavis offensichtlich ein Ärgernis dar. Sie
nickte dem Pfarrer kurz zu und sagte dann zu Tracy Tyler gewandt: «Sollten Sie
nicht um diese Zeit im Dienst sein?»
    «Oh, ich bin immer im Dienst»,
entgegnete Tracy und lächelte freundlich.
    «Einer Ihrer Kollegen hat eine
Freundin von mir ziemlich in Angst und Schrecken versetzt...»
    «So?»
    «Ja. Und bloß, weil der
Bindfaden, den der Mörder für seine Tat benutzte, vielleicht von ihrem Knäuel
stammt.»
    «Was?!» Reg Terson schien
betroffen.
    «...von dem sich schließlich
alle möglichen Leute ein Stück hätten abschneiden können», warf Mr. Pringle
ein, «weil es nämlich den ganzen Mittwoch nachmittag über offen in der Kirche
herumlag.»
    «Aber woher will die Polizei
denn überhaupt wissen, daß es gerade von Mrs. Browns Knäuel stammt?» fragte der
Pfarrer mit kaum unterdrückter Erregung.
    «Unter einem Mikroskop läßt
sich eindeutig feststellen, woher ein Stück Bindfaden stammt», entgegnete Tracy
Tyler.
    «Das finde ich ja eigentlich
auch ganz beruhigend», sagte Mavis, «wenn man bedenkt, wie häufig sich die
Polizei in anderen Dingen irrt. Aber wie auch immer, ich hoffe, wir sind uns
jetzt einig, daß Felicity mit dem Mord nichts, aber auch gar nichts zu tun hat
und daß Sie sie nun endgültig von Ihrer Liste der Verdächtigen streichen.» Sie
schüttelte den Kopf. «Jemanden wie sie überhaupt ins Auge zu fassen!»
    W. D. C. Tyler lächelte noch
immer freundlich. Schon beinahe besänftigt, nahm Mavis auf einem umgestürzten
Grabstein, der an einen vor zweihundert Jahren verblichenen Petrie
Coombe-Hamilton erinnern sollte, Platz. «Entschuldigen Sie, daß ich so vom
Leder gezogen habe», sagte sie, «aber Felicity hat das schwer zu schaffen
gemacht, und da ich im Laufe der Jahre eine ziemlich gute Menschenkenntnis
erworben habe, würde ich einen Eid darauf schwören, daß sie als mögliche
Täterin nicht in Betracht kommt. Wenn man Abend für Abend hinter der Theke
steht, dann lernt man, Menschen einzuschätzen.» Sie senkte die Stimme. «Ein
paar von meinen Gästen sind auch schon hinter Gittern gewesen — meistens, weil
sie etwas hatten mitgehen lassen. Einer auch wegen Bankeinbruch. Ein Ire. Er
war scharf auf die Überwachungskamera, wollte damit seine Kinder in den Ferien
aufnehmen. Ein anderer hat seine Tante zusammengeschlagen, aber im großen und
ganzen neigen unsere Gäste glücklicherweise nicht zu Gewalttätigkeiten.» Sie
schüttelte sich ein wenig. «Nicht so wie hier auf dem Land.»
    Mr. Pringle und der Pfarrer
standen ein wenig abseits. «Wollten Sie mir noch etwas sagen?» fragte der
Reverend.
    «Ach, eigentlich wollte ich von
allem hier nur Abschied nehmen», sagte Mr. Pringle vage.
    «Und außerdem wollten wir Sie
bitten, doch Mrs. Brown zu besuchen», sagte Mavis, die hinzu getreten war. «Sie
ist wirklich ziemlich durcheinander, aber das ist ja auch nur zu verständlich,
nicht wahr? Wenn Sie Zeit hätten... Ich glaube, sie würde sich freuen.»
    «Aber natürlich.»
    Es war deutlich, daß Mavis
fand, man könne jetzt wieder ins Auto steigen. Mr. Pringles Gedanken waren wie
gelähmt. Er wollte dem Geistlichen etwas zu verstehen geben — bloß wie?
Möglichst beiläufig deutete er auf die Kirche.
    «Was für ein abweisender, fast
abstoßender Bau, wenn man genau hinsieht», bemerkte er. Tracy Tyler und der
Pfarrer blickten zur Kirche. Mrs. Bignell dagegen betrachtete ein wenig besorgt
Mr. Pringle.
    «Das habe ich vorhin auch
gerade gedacht», sagte die junge Beamtin ruhig. «Suffolk hat eine Reihe
großartiger Kirchen, diese hier paßt irgendwie gar nicht dazu.»
    «Ja, abweisend und so, als ob
sie ein Geheimnis zu verbergen hätte», fuhr Mr. Pringle fort, «aber was
bedeuten schon Geheimnisse angesichts der vielen unschuldigen Seelen, die hier
auf dem Friedhof ruhen.»
    «Was redest du denn da
eigentlich?» wollte Mrs. Bignell wissen. Sie begann, ernstlich um seinen
Verstand zu fürchten. Er überhörte ihre

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