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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Beide
waren erleichtert, als Mavis mit dem Teetablett hereinkam.
     
    Das geduckte Aussehen der alten
Kirche versetzte Tracy Tyler immer wieder in Erstaunen. Alle anderen Kirchen in
Suffolk, die sie kannte, zeigten eine gewisse Majestät, die von Wuffinge jedoch
hatte in ihren Augen große Ähnlichkeit mit einer schon ziemlich
heruntergekommenen Scheune. Nachdenklich ging sie an ihr vorüber und weiter zum
Pfarrhaus. An der Tür angelangt, klingelte sie, doch drinnen rührte sich
nichts. Ob der Reverend vielleicht in einem der hinteren Räume war, dachte sie.
Sein Wagen stand in der Garage, doch die Fenster waren alle geschlossen. Der
Pfarrer schien wohl wirklich nicht da zu sein. Sie ging wieder nach vorne und
klingelte zur Vorsicht noch einmal, dann trat sie zögernd den Rückweg an.
Plötzlich kam ihr eine Idee. Entschlossen durchschritt sie das Friedhofstor und
ging auf die Kirche zu.
    Die schwere eichene Tür war
nicht abgeschlossen. Reg Terson! saß in der ersten Bank. Seine völlige
Reglosigkeit berührte sie merkwürdig. War er ins Gebet versunken? Sie räusperte
sich taktvoll. Er zuckte zusammen und wandte sich um. Sein Aussehen wirkte
kränklich.
    «Es tut mir leid, wenn ich Sie
störe. Wir haben noch eine Frage wegen Mrs. Leveret. Aber vielleicht sollte ich
Ihnen erst ein Glas Wasser holen?»
    «Nein, vielen Dank. Aber ich
glaube, ich brauche frische Luft. Können wir nach draußen gehen?» Vor der Tür
atmete er mehrere Male tief durch.
    «So, jetzt geht es mir
besser... Ich habe mich da drinnen richtig eingesperrt gefühlt...» Tracy setzte
sich auf eine der Friedhofsbänke.
    «Das ist mir in unserem Caravan
genauso gegangen», sagte sie. «Es kommt mir vor, als wären wir schon Wochen
darin eingepfercht.»
    «Sie wollten mir etwas sagen?»
    «Nein, ich wollte Ihnen eine
Frage stellen», verbesserte sie ihn. «Ihre Antwort könnte sehr wichtig sein...
Ist Mrs. Leveret an dem Abend, an dem sie ermordet wurde, noch bei Ihnen
gewesen?» Seine Miene war ausdruckslos. Das helle Sonnenlicht ließ die Spuren
der Müdigkeit in seinem Gesicht überdeutlich hervortreten. «Wir haben Grund zu
der Annahme, daß sie an jenem Abend zu Ihnen wollte.»
    «Mrs. Leveret und die anderen
Frauen sind den ganzen Mittwoch nachmittag bis in den frühen Abend hinein in
der Kirche gewesen, um Vorbereitungen für das Fest zu treffen — aber das wissen
Sie ja schon. Zuletzt gesprochen habe ich mit ihr vor dem Mittagessen, es gab
einiges zu klären wegen der Organisation des Ganzen. Wenn ich mich recht
erinnere, kam Mr. Pringle dazu, als wir uns gerade unterhielten.»
    «Deutete sie in diesem Gespräch
irgendwelche privaten Schwierigkeiten an?»
    «Ich weiß nicht, was Sie
meinen.»
    «Wir nehmen an, daß Mrs.
Leveret persönliche Schwierigkeiten hatte, um deretwegen sie Sie aufsuchen
wollte.» Er schwieg. «Verstehen Sie mich richtig — uns geht es nicht darum, den
Inhalt Ihrer Unterhaltung zu erfahren, wir haben sehr wohl Verständnis dafür,
wenn Sie sich als Seelsorger möglicherweise zu Stillschweigen verpflichtet
fühlen...»
    Der Pfarrer schüttelte den
Kopf. «Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht helfen. Ich habe Mrs. Leveret
gegen Mittag zum letztenmal gesprochen.»
    Tracy Tyler seufzte. «Schade.
Unsere Ermittlungen haben uns zu dem Schluß gebracht, daß Mrs. Leveret am
Mittwoch abend gegen halb elf noch einmal ihr Haus verließ, um Sie aufzusuchen
— doch sie traf ihren Mörder.» Er schien entsetzt.
    «Ich weiß nicht, wie Sie auf
eine solche Idee kommen! Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie an dem Abend
wirklich zu mir wollte. Wir hatten alles, was das Fest betraf, geklärt. Etwa
noch auftauchende Fragen hätten bis zum nächsten Morgen warten können.»
    «Aber ich sagte Ihnen doch»,
unterbrach ihn Tracy Tyler, «es ging um persönliche Probleme, nicht um das
Fest.»
    «Also, ich kann Ihnen nur
sagen, daß Sie sich da auf einer falschen Spur befinden, Miss...»
    «Tyler.»
    «... Miss Tyler. Wenn Mrs.
Leveret mich noch so spät hätte sprechen wollen, dann hätte sie in jedem Fall
vorher angerufen. Ich hatte aber an dem Abend keinen Anruf.» In diesem
Augenblick hielt ein in zwei verschiedenen Blautönen lackierter Allegro vor der
Kirche. Der Pfarrer schüttelte erstaunt den Kopf.
    «Was führt denn Pringle noch
einmal hierher? Wir hatten uns doch schon verabschiedet.»
    Mavis lehnte Mr. Pringles
Angebot, im Wagen auf ihn zu warten, rundweg ab. «Das kommt gar nicht in Frage.
Ich kenne dich. Wenn du

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