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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Frage.
    «Also, wenn Sie meine Meinung
hören wollen, Herr Pfarrer, dann betreiben wir viel zuviel Aufwand bei der
Erhaltung alter Gebäude. Ich an Ihrer Stelle würde den verrotteten Bau dort
abreißen lassen und statt dessen eine schöne, moderne, saubere Kirche
errichten.»
    Tracy Tyler mußte über seinen
Eifer lachen. «Eine Kirche abzureißen ist Frevel!»
    Mr. Pringle zuckte die Achseln.
«Das kommt darauf an.» Und zu Mavis gewandt: «Können wir los?»
    «Von mir aus ja.»
    Mr. Pringle streckte seine Hand
aus. «Auf Wiedersehen!»
    Tracy Tyler sah ihn fragend an.
«Haben wir eine Telefonnummer, unter der wir Sie erreichen können?»
    «Ja, haben Sie.» Er reichte
auch dem Pfarrer die Hand.
    «Und Sie werden an Felicity
denken?» wollte Mavis sich vergewissern. Der Reverend nickte stumm. Die beiden
schritten den Friedhofsweg hinunter zum Auto. Tracy Tyler hörte, wie Mrs.
Bignell halblaut sagte: «Viel helfen wird er ihr bestimmt nicht. Im Moment
sieht er so aus, als ob er selber Hilfe braucht.»
    Mr. Pringle ließ den Motor an.
Die Sonne stand schon ziemlich niedrig und spiegelte sich auf den blanken Bruchflächen
der Feuersteine in der Kirchenmauer wider — glänzende schwarze Flecken vor dem
stumpfen ockerfarbenen Kalkstein. Mavis warf einen letzten Blick zurück.
    «Jetzt weiß ich, woran mich die
Kirche erinnert — Pudding mit Rosinen! Als Pub ließe ich mir den Bau ja noch
gefallen, aber als Kirche ist er schlichtweg unmöglich!»
    Oliver Kenny saß mit den beiden
Polizeibeamten im Wohnzimmer der kleinen Wohnung über der Werkstatt. Seine
Erklärungen kamen nur zögernd und widerwillig. «Mein Fortgehen hat nichts mit
den Vorgängen zu tun, in denen Sie ermitteln. Ich habe meine Frau verlassen.
Das ist alles.» Und das kann ich dir nicht verdenken, mein Junge, dachte
Detective Inspector Andrews.
    «Wir haben nur ein paar Fragen,
Mr. Kenny. Es wird nicht lange dauern.»
    «Woher haben Sie überhaupt
meine Adresse hier?»
    «Ihre Frau erinnerte sich, daß
Sie auf der Universität einen Freund hatten. Wir haben in der Werkstatt
angerufen. Dort sagte man uns, wo Sie zu finden seien.»
    «So einfach war das also.»
    Andrews nickte und kam gleich
zur Sache. «Mr. Kenny, Ihre Frau hatte offenbar eine Affäre mit einem der
Männer, die die Fresken in der Kirche restaurierten — Robert Simmons. Wußten
Sie davon?» Oliver wurde über und über rot. Es war deutlich, daß sie ihm damit
nichts Neues sagten. «Was geschah Mittwoch nacht?»
    Einige Sekunden überlegte
Oliver, ob er mit der Wahrheit herausrücken sollte oder nicht. Dann sagte er:
«Ich folgte Miranda Mittwoch nacht, als sie das Haus verließ. Jemand aus dem
Dorf hatte eine Andeutung gemacht, daß sie sich bei ihren nächtlichen Ausflügen
nicht nur mit Fröschen beschäftige... Aber mir war auch schon vorher ihr
verändertes Verhalten aufgefallen... Sie war in den letzten Wochen völlig
gleichgültig geworden gegenüber allem, was ich tat oder sagte.
    Ich sprach sie ein paarmal
darauf an, und sie versuchte sich damit herauszureden, daß sie mit den
Vorbereitungen zum Blumenfest so beschäftigt sei, aber ich wußte ziemlich bald,
daß da irgend etwas im Gange war. Und wenn sie sich tatsächlich heimlich mit
jemandem traf, dann kam eigentlich nur einer der beiden Restauratoren in Frage.
    Ich beschloß, ihr irgendwann,
wenn sie wieder spät abends das Haus verließe, nachzugehen. Am Mittwoch war es
dann soweit. Ich folgte ihr über den Treidelpfad zur Rückseite des Pfarrhauses.
Sie warf Steinchen gegen eines der Fenster im ersten Stock. Der Mann — es war
Simmons — rief ihr von oben zu, sie solle aufhören. Doch sie machte immer
weiter. Schließlich kam er herunter, und Miranda begann, ihm Vorwürfe zu
machen.» Oliver zögerte. Das, was jetzt kam, zu erzählen war ihm offensichtlich
peinlich. Doch er gab sich einen Ruck. «Nachdem ihr erster Zorn verraucht war,
kippte ihre Stimmung um, und sie begann plötzlich, ihn anzuflehen, sich doch
wieder mit ihr zu treffen. Es war nicht mitanzusehen... Dabei war ganz
deutlich, daß er genug von ihr hatte. Schließlich packte er sie am Arm und zog
sie hinunter zum Fluß.»
    «Ist er tätlich geworden?»
    «Nein. In einem der unteren
Zimmer brannte Licht, ich nehme an, daß Reg zu Hause war. Ich könnte mir vorstellen,
daß Simmons keine Lust hatte, den Pfarrer etwas von ihrem Streit hören zu
lassen.»
    «Sind Sie den beiden
nachgegangen?»
    «Ja, aber nur ein kleines
Stück. Es war furchtbar. Miranda

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