Pringle vermisst eine Leiche
Nattern
— nicht der Rede wert.»
«Uhh...» Mavis verzog angeekelt
das Gesicht.
«Ted, hör sofort auf, unserm
Gast solchen Unsinn zu erzählen», sagte Felicity streng.
«Entschuldigen Sie, Mavis»,
sagte Ted, «das war gemein, ich gebe es zu... besonders, nachdem Sie uns diese
phantastischen Cocktails gemixt haben. Wenn ich Witwer bin, heiraten Sie mich
dann?»
«Also Eddie hat Doris’ Leiche
ins Zelt geschleppt und ihr dort die Mütze von Mrs. Kenny aufgesetzt, um diese
in Teufels Küche zu bringen», faßte Mr. Pringle noch einmal zusammen.
Ted nickte. «Ja, und wir dürfen
nicht vergessen, daß das Zelt ja sozusagen Mirandas Herrschaftsbereich ist, das
heißt, dort hätte sie die Entdeckung der Leiche besonders getroffen.»
«Aber warum hat er sie dann
wieder... abgeholt?» wollte Mr. Pringle wissen.
«Na, er hat das Zelt natürlich
die ganze Zeit über im Auge behalten», sagte Felicity eifrig. «Und als er Sie
erst hineingehen und dann ziemlich schnell wieder herauskommen und zum Pub
rennen sah, da hat er es vielleicht doch mit der Angst zu tun bekommen. Eddie
ist ja kein Dummkopf. Er wird gewußt haben, daß er unter Umständen Spuren
hinterlassen hat.»
«Und wo hat er die Leiche
dann... aufbewahrt?» fragte Mr. Pringle weiter.
«Im Klo», sagte Ted. «Hinten im
Garten. Sobald es dunkel war, hat er sie wieder rausgeholt und in den Wuffen
geworfen. Daß sie unter der Brücke hängenbleiben würde, war klar.»
Mr. Pringle dachte nach.
«Ja», meinte er nach einer
Weile, «klingt plausibel... Allerdings nur, wenn man die Prämisse akzeptiert,
daß Miranda Kenny tatsächlich so dumm gewesen ist, eine solche Tat zu begehen.
Und ich muß sagen, ich habe mit dieser Vorstellung meine Schwierigkeiten.»
«Aber sie muß es ja nicht
vorsätzlich getan haben», sagte Ted. «Vielleicht hat sie einfach die Beherrschung
verloren. Die beiden haben auch früher schon furchtbare Kräche miteinander
gehabt.»
«Mrs. Kenny ist doch eine
intelligente Frau», beharrte Mr. Pringle. «Zugegeben, sie ist manchmal
vielleicht etwas naiv, aber daß sie sich so sehr vergißt und Doris Leveret
ermordet, wo jeder hier weiß, wie feindselig sie einander gegenüberstanden...»
Er schüttelte den Kopf.
«Das Weibchen ist
unversöhnlicher als das Männchen», tönte Ted, «und viel reizbarer. Das sehe ich
ja an Flick. Neulich hat sie einen Wutanfall bekommen, nur weil ich mit meinem
Flemd einen Tropfen Diesel vom Kotflügel wischen wollte. Und ich wette, Mavis
rastet auch ab und zu aus.»
«Aber nur, wenn er etwas
wirklich Dummes angestellt hat», sagte Mavis. «Dann würde ich ihn allerdings
manchmal am liebsten prügeln.»
«Aber du tust es nicht, und
genau das ist der Punkt», stellte Mr. Pringle fest. «Und Sie, Felicity, werden
sicherlich auch nicht handgreiflich, nehme ich an. Das habt ihr nämlich gar
nicht nötig. Ihr schafft es auch so, uns unsere Grenzen aufzuzeigen. Und Mrs.
Kenny glaube ich auch. Die hat Doris Leveret doch noch allemal in die Schranken
weisen können, wenn sie das wollte. Ich bin zum Beispiel ziemlich sicher, daß
sie ganz genau gewußt hat, daß Doris’ Behauptung, sie sei in Ely auf das Gymnasium
gegangen, schlicht und einfach gelogen war.»
«Es hat mich sehr gewundert,
daß Doris Ihnen dieses Märchen auch aufgetischt hat», sagte Felicity.
«Ich nehme an, das war eine
Reaktion darauf, daß ich die Vermutung geäußert hatte, sie sei mit Elsie in
dieselbe Klasse gegangen.»
Ted lachte. «Das konnte sie
natürlich nicht auf sich sitzenlassen.»
«Ted, die arme Frau!»
«Ich weiß, ich weiß.»
«Wie kommt es eigentlich»,
wollte Mavis wissen, «daß jedesmal, wenn der Name Elsie erwähnt wird...»
«Sollen wir ihr von Elsie
erzählen, Pringle?»
«Es ist Zeit fürs Bett»,
verkündete Felicity energisch. «Ich werde es Ihnen morgen erklären, Mavis, wenn
wir allein sind. Das ist ein Thema, bei dem Teds Blutdruck immer gefährlich
ansteigt.»
«Ach, heutzutage nicht mehr,
mein Schatz.» Ted begann Gläser und Kaffeetassen abzuräumen.
«Aber auf einen Punkt sind wir
heute abend noch gar nicht zu sprechen gekommen...» sagte Mr. Pringle.
Irgendwie kam ihm der Gedanke, der Major könnte aus schierer Kunstbesessenheit
nachts noch versucht haben, die Fresken zu betrachten, inzwischen doch ziemlich
unwahrscheinlich vor. «Wieso ist Major Petrie Coombe-Hamilton am Abend seines
Todes...» Lautes Stöhnen ließ ihn innehalten.
«Und ich hatte mich schon so
gefreut, weil ich dachte, daß
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