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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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ich nicht
gedacht... eben, als das Licht so voll auf das Gemälde schien, konnte man
seinen Gesichtsausdruck erkennen... der sah eigentlich nicht besonders bestürzt
aus...»
    «Bitte nicht so nahe!»
    «Tut mir leid.» Sie richtete
sich wieder auf. «Genauso hat Herbert bestimmt geguckt, ehe er merkte, wo er
gelandet war.»
    «Haben Sie gesehen, was Sie
wollten?» Der Pfarrer war offenbar sehr erschöpft.
    «Wir wollten gerade gehen»,
sagte Mr. Pringle eilig. «Und vielen Dank für Ihr Entgegenkommen.» Er warf
einen letzten Blick auf das geheimnisvolle dritte Bild. «Wunderbar», sagte er
hingerissen und führte Mavis zum Ausgang.
    Im Hinausgehen hörte er, wie
Felicity fragte: «Ist die Polizei schon bei euch gewesen, Reg?»
    «Ja, sobald wir hier
abgeschlossen haben, gehen wir rüber und machen unsere Aussagen.»
    «Versuch heute abend einmal
früh ins Bett zu kommen», riet ihm Felicity besorgt. «Du siehst sehr
mitgenommen aus.»
    «Das habe ich vor.»
    Am Ende des Kirchenschiffs
blieben Mavis und Mr. Pringle stehen, um auf Felicity zu warten. Die beiden
Grünen Männer waren dabei, die Holzverkleidungen wieder anzubringen, während
die Wachleute nacheinander alle Lichter ausschalteten.
    «Heute morgen waren wir alle
schrecklich nervös und gereizt, und jetzt sind wir alle abgekämpft», sagte
Felicity traurig. «Aber vor allem bedrückt mich der Tod von Doris. Sie hat so
hart gearbeitet, daß das ganze hier ein Erfolg wird. Je mehr ich darüber
nachdenke, um so unfaßbarer erscheint mir, daß sie nicht mehr am Leben sein
soll.»
    Mavis und sie traten in den
Abend hinaus. Mr. Pringle warf noch einen letzten Blick zurück auf das hell
erleuchtete Viereck unterhalb der Kanzel, wo die Kassetten mit dem
Eintrittsgeld gestapelt waren. Wieviel Tausend Pfund mochte man heute
eingenommen haben? Am morgen würde es genauso sein, und jedes weitere Mal, an
dem die Wandgemälde öffentlich gezeigt würden.
    Der Kirchhof lag verlassen. Aus
einiger Entfernung drang leise Blasmusik herüber, das Dröhnen von der Autobahn
schien gedämpfter als bei Tage. Ein paar Fledermäuse segelten vorüber, ab und
zu schrille kleine Schreie ausstoßend. So hat dieser hektische Tag doch noch
einen friedlichen Abschluß gefunden, dachte Mr. Pringle.
    «Ich hoffe, diese Biester
beißen nicht?» fragte Mavis erschrocken, als eine der Fledermäuse sie fast am
Kopf streifte.
    «Aber nein», versetzte Mr.
Pringle beruhigend. Vor dem Grab des Majors blieben sie stehen. Mavis starrte
nachdenklich die Kränze an, die im fahlen Licht des Mondes einheitlich grüngrau
aussahen.
    «Liegt hier Guineveres Vater,
von dem du behauptet hast, er sei am falschen Ort gestorben?» fragte sie.
    «Ja.»
    «Dann sollten wir lieber
schnell weitergehen. Am Ende steht er noch auf, um uns zu sagen, wie es passiert
ist, und ich glaube nicht, daß ich das hören will.» Sie durchschritten das
Friedhofstor. «Wenn wir zurück sind, dann mache ich uns einen von meinen ganz
speziellen Drinks, Felicity. Das ist ein richtiges Wundergebräu. Hilft gegen
Husten und bestimmt auch gegen Geister.»
    Hinter ihnen duckte sich die
Kirche, als suche sie ihre Schätze zu verbergen. War der Major in der Nacht
seines Todes auf dem Weg hierher gewesen, um sich die Wandgemälde schon einmal
vorweg anzusehen?
    Das wäre eine Möglichkeit,
dachte Mr. Pringle. Zwar wußte er immer noch nicht, warum Mrs. Leveret ermordet
worden war, aber immerhin, ein Rätsel war vielleicht gelöst. Er bemerkte, daß
die Frauen schon ein ganzes Stück weiter vorn waren und legte einen Schritt zu,
um sie einzuholen.
     
    In der mobilen
Ermittlungszentrale der Polizei zog Detective Inspector Andrews eine Bilanz des
Tages: «Also, sie war nicht beliebt, und alle glauben, daß die Kenny irgend
etwas damit zu tun hat.»
    «Mir ist kein Fall bekannt, in
dem eine Frau ihr Opfer durch Erdrosseln getötet hätte», wandte sein Sergeant
John Mather ein.
    «Es gibt für alles ein erstes
Mal, das sollten Sie wissen, John. Und außerdem ist sie doch, wie uns ihr Mann
gesagt hat, eine leidenschaftliche Verfechterin der Gleichberechtigung.»
    «Den finde ich als Täter,
ehrlich gesagt, viel naheliegender, Sir», sagte Mather.
    «Schon — aber was hätte er für
ein Motiv? Andererseits haben die Beamten mir erzählt, daß er am Donnerstag
morgen völlig mit den Nerven fertig gewesen sei. Wer weiß, vielleicht war er
gerade dahintergekommen, was seine Frau in der Nacht getrieben hat.»
    «Die Frage ist doch», sagte
Ted,

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