Pringle vermisst eine Leiche
Maulwürfe!
Mavis, Pringle, jetzt sehen Sie sich bloß mal meinen Rasen an!» Vorsichtig
streckten die beiden die Köpfe aus dem Fenster, um den Schaden aus sicherer
Entfernung zu begutachten.
«Wer hat denn die Erdhügel da
aufgehäuft — waren das etwa Tiere?» fragte Mavis ungläubig.
«Ja.»
«Sag mal, fressen die sich
vielleicht auch durch Fußböden?»
«Nein, Maulwürfe brauchen
Dunkelheit, die bleiben unter der Erde.»
«Aber wie wird man sie dann
los?»
«Diese Frage, liebe Mavis,
beschäftigt die Gartenfreunde schon seit über zweitausend Jahren.»
«Woher willst du eigentlich
wissen», fragte Mavis jetzt, «daß nicht eins dieser Viecher, wenn wir
Spazierengehen, plötzlich herausgeschnellt kommt und versucht, uns anzunagen?»
Mr. Pringle schüttelte den Kopf. «So etwas habe ich noch nie gehört.»
Felicity machte gerade in der
Küche Frühstück, als das Telefon klingelte. Mavis und Mr. Pringle saßen im
Wohnzimmer am Tisch und studierten die Sonntagszeitungen, um zu sehen, was sie
über den Mord in Wuffinge zu berichten hätten, als sie Felicity im Flur sagen
hörten: «Ach, du liebe Güte, Joyce... Cyril habe ich ja glatt vergessen...
Natürlich gehe ich rüber. Ja? ... Ja, ich verstehe. Zehn Uhr. Wer hat denn die
Aufsicht? ... Nein, das täte ich an deiner Stelle auch nicht... Ja, ich werde
ihn gleich fragen. Ted?»
«Was ist?»
«Joyce hat eine Bitte — ob du
sie heute am Harmonium vertreten könntest? Die Lieder gibt sie dir durch.»
«Ungern, höchst ungern. Warum
kann sie denn nicht selbst spielen?» Felicity steckte den Kopf durch die Tür.
«Weil schon jetzt massenhaft
Leute eintreffen, obwohl das Zelt eigentlich erst um elf Uhr aufmachen soll.
Reg hat deshalb gebeten, ob nicht ein paar von uns vielleicht schon jetzt
kommen könnten. Die Fresken sind erst nach dem Gottesdienst wieder zu
besichtigen, und irgendwo müssen die Menschen ja schließlich bleiben. Aber wenn
Joyce im Zelt ist, kann sie nicht gleichzeitig in der Kirche Harmonium spielen,
das siehst du doch ein?»
«O. k., o. k.» Ted war
aufgestanden. «Ich hoffe nur, es ist nichts in e-Moll dabei.»
«Miranda muß nämlich heute
morgen zur Polizei... Michelle hat sich zwar bereit erklärt, sie zu vertreten,
aber sie ist so chaotisch. Joyce findet, daß man sie besser nicht alleinlassen
sollte.»
«Da hat sie wahrscheinlich
recht.»
Felicity war wieder am Telefon.
«Aber daß keiner von uns an Cyril gedacht hat... Ich habe ein ganz schlechtes
Gewissen...» Ted schlängelte sich am Wohnzimmertisch vorbei zur Tür, um Joyce
nach den Liedern zu fragen. Felicity verabschiedete sich und kam dann ins
Wohnzimmer.
«Sie haben es gehört, nicht
wahr, ich möchte gleich zu Cyril rüber. Er hat bestimmt seit Tagen nichts
Richtiges mehr gegessen, er war es gewöhnt, daß Doris ihm alles hinstellte.
Mavis, wären Sie so lieb und würden in die Küche gehen und das Frühstück zu
Ende machen? Die Eier sind fertig, nur die Würstchen müßten noch einmal
umgedreht werden.»
Mavis tätschelte Felicity den
Arm. «Geh’n Sie nur, ich mach das hier schon.» Ted kam herein und lehnte ein
ziemlich zerfleddertes Exemplar von Alte und Neue Kirchenlieder gegen
das Marmeladenglas.
«Normalerweise vertrete ich
Joyce nur während ihrer Sommerferien», sagte er, «und dann sind meistens nicht
mehr als ein halbes Dutzend Leute da... Sie meinte, heute könnte die Kirche
voll werden, weil fast das ganze Dorf kommen würde und bestimmt auch noch ein
paar Festbesucher... Blödsinnige Idee, dieses Fest!»
Mr. Pringle konnte ihm sein
Lampenfieber nachfühlen. Stumm verzehrte er sein Frühstück, während Ted mit
steifen Fingern imaginäre Melodien auf die Tischplatte klopfte.
«Wenn Sie es wünschen, können
wir selbstverständlich dafür sorgen, daß während der Befragung eine Beamtin
dabei ist», sagte Inspector Andrews entgegenkommend. Miranda schüttelte den
Kopf. «Daß eine Beamtin anwesend ist, reicht mir nicht, ich möchte, daß sie das
Verhör durchführt. Meinetwegen können Sie zuhören, falls Sie das für wichtig
erachten.»
«Mrs. Kenny, ich leite diese
Ermittlungen!»
«Und ich weigere mich, einem
Mann irgendwelche Fragen bezüglich des Vergewaltigungsversuchs zu beantworten.»
‹Reizbar und schwierig› hatte
im Bericht der beiden Beamten gestanden — das war ja wohl die Untertreibung des
Jahrhunderts!
«Wenn Sie mich einen Moment
entschuldigen würden, Mrs. Kenny...» Er ging hinaus, um Constable Tracy Tyler
auf die
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