Pringle vermisst eine Leiche
wissen wir, daß sie nachts
häufiger unterwegs ist, aber was hatte Doris Leveret um diese Zeit draußen zu
suchen?»
«Vielleicht hatte Miranda sie
um ein Treffen gebeten», sagte Felicity.
«So spät?»
Felicity zuckte die Achseln.
«Tagsüber hatte doch in dieser verrückten Woche sowieso keiner Zeit.»
«Na schön, nehmen wir also an,
die beiden hätten sich getroffen und Mrs. Kenny erdrosselte Mrs. Leveret.
Dürfte ich dann fragen, wo?»
«Sie meinen, wo im Dorf?»
fragte Ted. «Also, da kommen viele Stellen in Frage.»
Mr. Pringle schüttelte den
Kopf. «Nein, ich denke, die möglichen Stellen lassen sich einschränken. Meiner
Meinung nach liegt der Tatort sehr wahrscheinlich in der Nähe des Wuffen, denn
Doris Leverets Leiche muß eine Weile im Fluß gelegen haben, bevor ich sie fand
— sonst wäre die Kleidung nicht so durchnäßt gewesen.»
«Na, dann vielleicht unter der
Autobahnbrücke», schlug Ted vor. «Dort hält sich Miranda ja ohnehin dauernd
auf, es würde sich also niemand wundern, sie dort zu sehen. Nicht einmal des
Nachts. Und es ist dicht am Fluß.»
«Gut. Also Mrs. Kenny
erdrosselt Doris Leveret und wirft dann die Leiche in den Fluß — und dann?»
Die drei sahen ihn
verständnislos an.
«Was — und dann?» fragte Ted.
«Ich meine, was passiert mit
der Leiche?» sagte Mr. Pringle. «Was Miranda angeht, so glauben wir zu wissen,
was sie tut: sie läuft nach Hause und erzählt ihrem Mann das Märchen von dem
Angriff, um ihm ihren aufgelösten Zustand plausibel zu machen. Die beiden bleiben
die ganze Nacht über auf. So. Aber wie kommt jetzt die Leiche aus dem Fluß ins
Zelt?»
«Und aus dem Zelt wieder in den
Fluß», ergänzte Felicity.
«Ich glaube, ich gebe auf»,
stöhnte Mavis. «Das wird mir zu kompliziert.»
«Einmal ganz abgesehen von
diesem merkwürdigen Auftauchen und Verschwinden der Leiche», nahm Mr. Pringle
den Faden wieder auf, «ich glaube einfach nicht, daß Miranda Kenny die Mörderin
ist. Als ich gestern bei ihr war und ihr von meinem schrecklichen Fund
berichtete, reagierte sie mit Entsetzen. Ich glaube nicht, daß das gespielt
war.»
Ted nickte. «Wahrscheinlich war
sie wirklich entsetzt, sie hatte ja auch allen Grund dazu», sagte er. «Aber
meiner Meinung nach nicht wegen des Mordes, sondern weil Doris’ Leiche, die sie
im Wuffen wähnte, plötzlich wieder aufgetaucht war, noch dazu offenbar mit
ihrer — Mirandas — Mütze auf dem Kopf. Und um das Maß vollzumachen, muß sie
dann obendrein noch erfahren, daß die Leiche inzwischen schon wieder
verschwunden ist. Unter diesen Umständen grenzte es ja fast schon an ein
Wunder, wenn sie nicht entsetzt gewesen wäre.»
«Ich muß das fürs erste so
stehenlassen», sagte Mr. Pringle achselzuckend, aber ich darf gleichzeitig
darauf aufmerksam machen, daß ich noch immer keine Antwort habe auf die Frage,
wer die Leiche aus dem Wuffen geholt und sie ins Zelt geschafft hat.»
«Vielleicht war das Eddie!»
rief Felicity plötzlich.
«Wie kommst du denn auf den?»
fragte Ted verblüfft.
«Nehmen wir an, der Mörder habe
Doris’ Leiche tatsächlich in Höhe der Autobahnbrücke in den Wuffen geworfen...
Sie ist dann von der Strömung erfaßt und flußabwärts getrieben worden, und das
heißt, sie muß kurze Zeit später am Garten von Nummer acht vorbeigetrieben
sein... Und da hat Eddie sie entdeckt.»
«Was für ein brillanter
Einfall, mein Schatz!» sagte Ted.
«Wer ist denn Eddie?» wollte
Mavis wissen.
«Der Bruder von Elsie... Elsie
ist hier im Dorf...» Ted wollte gerade zu einer längeren Erklärung ausholen,
aber seine Frau unterbrach ihn schroff. «Die beiden wohnen in einem ziemlich
heruntergekommenen Haus, und alle im Dorf wissen, daß sie Miranda hassen wie
die Pest.»
«Und aus diesem Grund schleppt
er die Leiche von Doris ins Zelt und setzt ihr Mirandas Mütze auf?» fragte Mr.
Pringle skeptisch. «Übrigens — wo hatte er die Mütze denn her?»
«Eigentlich arbeitet Eddie die
ganze Woche über in Milton Keynes und kommt erst am Wochenende nach Wuffinge
zurück», sagte Felicity. «Aber in letzter Zeit ist er öfter auch unter der
Woche da. Er versucht, die Füchsin zu erwischen, die sich hier seit Monaten rumtreibt.
Wenn er hier ist, ist er meistens nachts unterwegs — bei einem dieser
Pirschgänge könnte er die Mütze gefunden haben.»
«Füchse?!» rief Mavis
erschrocken.
«Ja, und auch Wölfe!» sagte Ted
roh. «In puncto Schlangen haben wir dafür Glück, nur ab und zu ein paar
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