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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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jetzt ganz allein
deine Sache. Ich habe die Bausparkasse informiert, daß sie sich jetzt an dich
halten soll. Dir, als erklärtermaßen unabhängiger Frau, dürfte das ja nur recht
sein. Unser gemeinsames Konto habe ich übrigens gekündigt. Du wirst dir ab
morgen deinen Lebensunterhalt selbst verdienen müssen. Das wird sicher eine
ganz neue Erfahrung für dich sein, aber du hast ja immer gepredigt, daß man
sich jederzeit für neue Erfahrungen offenhalten soll. Ich gehe also davon aus,
daß es dir Spaß machen wird. Und versuch bitte nicht, mich zu finden — das wäre
reine Zeitverschwendung.»
    Plötzlich keimte in Miranda ein
furchtbarer Verdacht, der alles andere unwichtig erscheinen ließ.
    «Wenn du Mittwoch nacht draußen
warst... Hast du dann...?» Oliver sah sie an, und in seinem Blick lag fast so
etwas wie Mitleid.
    «Das wirst du vielleicht nie
erfahren.»
     
    Joyce kam den vieren schon an
der Kirchentür entgegen. Sie wirkte genervt.
    «Hallo, Felicity, hallo, Ted,
gut, daß ihr da seid. Guten
Abend, Mrs. Bignell... Mr. Pringle...» Sie
nickte den beiden zu. «Wir hatten gerade eine höchst unerfreuliche Szene.»
    «Ach, deshalb war Miranda so
erregt», sagte Felicity. «Wir trafen sie gerade eben.»
    Joyce senkte ihre Stimme.
«Michelle Brazier sitzt dahinten und hört überhaupt nicht mehr auf zu heulen.
Ich wollte gerade Gerry holen.»
    «Was ist denn passiert?» wollte
Felicity wissen.
    «Michelle und ich hatten gerade
angefangen, die welken Blumen von den Tischen zu räumen, und die beiden Grünen
Männer, Robert und Peter, waren dabei, die Scheinwerfer abzubauen. Es ist das
erste Mal, daß wir näheren Kontakt zu ihnen hatten. Der größere, Robert, sieht
ziemlich gut aus, und Michelle konnte es natürlich nicht lassen und begann mit
ihm zu flirten.» Joyce warf Felicity einen vielsagenden Blick zu. «Du weißt ja,
wie das bei ihr aussieht.»
    «Oh, ja», seufzte Felicity.
    «Irgendwann kam Miranda, um die
Einnahmen aus dem Zelt abzuliefern. Sie zog den Reißverschluß ihrer Jacke auf
und holte bündelweise Scheine hervor — es war wirklich beeindruckend. Reg und
sie setzten sich dann in eine Ecke und zählten das Geld, bis Miranda plötzlich
mitbekam, was da vor sich ging, und Michelle ziemlich grob anfuhr. Die brach
prompt in Tränen aus und begann Miranda anzuschreien, sie sei ja nur
eifersüchtig und sie solle bloß nicht glauben, daß die Männer sie, weil sie
intelligent sei, anziehend finden würden...»
    «Und wie hat Miranda darauf
reagiert?»
    Joyce wurde über und über rot.
    «Sehr, sehr ausfallend — und
das, obwohl wir doch hier in einer Kirche sind.»
    «Darauf nimmt Miranda keine
Rücksicht, wenn man sie provoziert. Michelle ist aber auch wirklich nichts
weiter als ein dummes, verwöhntes Kind. Am besten, wir schicken sie nach Hause,
sonst werden wir hier nie fertig», sagte Felicity.
    «Soll ich sie begleiten?» erbot
sich Ted.
    «Nein, lieber nicht», lachte
Felicity, «die bringt es glatt fertig und beschuldigt dich hinterher, du
hättest unterwegs versucht, sie zu vergewaltigen.»
    «Wir beide könnten doch gehen»,
schlug Mavis vor. «Die Männer lassen wir hier, die können schon anfangen, Mrs.
Parsons zu helfen.» Joyce nickte zustimmend und ging, um Michelle zu holen.
    Mr. Pringle hätte Mavis lieber
in seiner Nähe gewußt. «Es ist schon fast dunkel, und du weißt, was letzte
Woche hier passiert ist. Versprich mir, daß ihr beide, du und Felicity, auf
jeden Fall zusammenbleibt!»
    «Keine Sorge, mein Schatz»,
erwiderte Mrs. Bignell unbekümmert, «Felicity hat mir gesagt, daß hier nachts
nicht nur Fledermäuse, sondern auch Eulen herumfliegen. Ich werde sie bitten,
ob ich sie an der Hand fassen darf.»
     
    Im Innern der Kirche war es
heiß und stickig. Der Pfarrer hatte seine Soutane abgelegt und half Robert und
Peter, die Tischböcke und -platten beiseite zu räumen. Mr. Pringle fühlte sich
ihm gegenüber befangen und nickte ihm zur Begrüßung nur kurz zu. Ted stöhnte
über die Hitze und schlug vor, die Kirchentür offenstehen zu lassen, aber der
Reverend war dagegen. «Das erscheint mir im Augenblick noch nicht ratsam»,
sagte er und deutete auf den Tisch mit den Geldkassetten.
    «Oh, entschuldige, Reg, daran
habe ich im Moment gar nicht gedacht. Ich werde sehr erleichtert sein, wenn das
Geld erst einmal auf der Bank ist.»
    «Da bist du nicht der einzige.»
    Joyce kam mit einer
Trittleiter. «Könnten Sie und Ted schon einmal anfangen, den Deckenschmuck

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