Pringle vermisst eine Leiche
abzunehmen?»
fragte sie Mr. Pringle. «Wenn Sie hier an der Seite beginnen, dann sind Sie
nicht im Weg.»
Mr. Pringle nickte abwesend.
Ihn beschäftigte die Frage, ob der Major, bevor er starb, noch mit dem
Geistlichen gesprochen hatte. Aber wie es aussah, würde es schwierig sein, den
Pfarrer heute abend noch unter vier Augen zu sehen.
Mit etwas zittrigen Händen
umfaßte er den Fuß der Leiter, damit Ted oben einen sicheren Stand hatte. Sein
Blick suchte die Fresken, aber die waren alle bereits wieder hinter den Holzabdeckungen
verschwunden.
«Das ganze verwelkte Zeug kann
hier in die Plastiksäcke, die stellen wir an den Eingang», sagte Joyce. «Morgen
wird dann alles abgeholt.»
«In Ordnung. Hat vielleicht
zufällig jemand hier ein Messer?» fragte Ted.
Mr. Pringle zog sein
Taschenmesser hervor. «Wenn das groß genug ist...»
«Danke.» Mit schnellen,
entschiedenen Schnitten durchtrennte Ted die Bindfäden, die den Farn und den
Efeu unter der Decke gehalten hatten. «Das jetzt alles aufzuknoten würde viel
zu lange dauern.»
Die beiden Restauratoren und
der Reverend arbeiteten schweigend. Möglicherweise ging ihnen die unangenehme
Auseinandersetzung zwischen Miranda und Michelle noch nach, dachte Mr. Pringle.
«Ich ärgere mich, daß ich nicht
daran gedacht habe, vorher noch auf ein Glas Bier in den Pub zu gehen», murrte
Ted. «Das werden jetzt ein paar sehr durstige Stunden werden.»
«Wenn wir rechtzeitig fertig
werden, könnten wir doch vielleicht hinterher noch einen trinken gehen.»
«Ich glaub nicht, daß wir hier
früh genug rauskommen. Aber vielleicht hat ja der Pfarrer... Reg, hast du
zufällig hier irgendwo Bier? Wir gehen auch damit nach draußen, hier ist ja
wohl nicht ganz der geeignete Ort...» Der kleinere der beiden Männer murmelte
etwas und verschwand.
«Peter glaubt, daß noch ein
paar Büchsen da sein müßten», sagte der Geistliche.
«Na, prima.» Ted durchschnitt
resolut die restlichen Bindfäden, und das Grün rauschte wie ein Vorhang zur
Erde. «Sag mal, Reg, was haben die Experten denn nun eigentlich gesagt?» wollte
Ted wissen. «Sind sie sich schon einig?»
«Ich dachte mir, daß ich das am
besten Sonntag nach dem Gottesdienst bekanntgebe», antwortete der Pfarrer
zurückhaltend.
«Das ist natürlich allein deine
Entscheidung», sagte Ted. Er schien etwas enttäuscht. «Das garantiert dir auf
jeden Fall auch für nächsten Sonntag eine volle Kirche. Aber noch mal», er warf
Joyce einen vorwurfsvollen Blick zu, «noch mal springe ich nicht am Harmonium
ein.» Der kleinere der beiden Grünen Männer kam mit zwei Dosen Bier zurück, die
er Ted und Mr. Pringle schweigend in die Hand drückte, um dann sofort wieder zu
seiner Arbeit zurückzukehren.
«Pringle und ich machen mal
kurz Pause», verkündete Ted.
Sie gingen nach draußen und
ließen sich auf dem kurzen, trockenen Gras zwischen den Grabsteinen nieder. Dankbar
nahmen sie jeder einen tiefen Zug.
«Nicht sehr gesprächig die
drei», bemerkte Ted.
«Nein.»
«Ich verstehe eigentlich nicht,
was die ganze Geheimniskrämerei soll... Es sei denn...» Offenbar war dieser
Gedanke Ted erst jetzt gekommen. «Halten Sie es für möglich, daß die Experten
ein negatives Urteil gefällt haben könnten?»
Mr. Pringle wiegte den Kopf.
«Ja, durchaus.»
«Aber wieso?» Ted sah ihn
ratlos an. «Nun kommen Sie, alter Junge, rücken Sie schon raus mit der Sprache.
Mavis hat uns erzählt, daß Sie selber Bilder sammeln. Also — was halten Sie von
den Fresken?»
Mr. Pringle wußte nicht recht,
ob er offen reden sollte. Er hatte Ted seit ihrer gemeinsamen Schulzeit nicht
mehr gesehen, sein zweiter Vorname lautete, wie er nun wußte, Leonard, und
überdies hatte die Polizei es für nötig befunden, ihm mitzuteilen, er möge sich
weiterhin für Befragungen zu ihrer Verfügung halten.
«Ich bin kein Fachmann für
Fresken, und für so alte Sachen schon gar nicht», sagte er ausweichend.
«Aber warum haben Sie dann die
ganze Zeit über meinen Büchern gehockt und sind heute nachmittag noch nach
Wenhaston gefahren?» fragte Ted fast ein wenig empört. «Das hat doch einen
Grund.»
«Ich brauchte eine
Bestätigung.»
«Wofür?» Mr. Pringle entschloß
sich, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Was immer Ted zu verbergen haben
mochte, ein Mord war es sicherlich nicht.
«Die Fresken sind wirklich eine
Augenweide, aber leider stammen sie aus einer sehr viel späteren Zeit, als wir
gehofft hatten. Zur Zeit Wuffas können sie auf
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