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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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optimal umrahmten. Nur ihre schrille Stimme störte die Harmonie. Böhnke achtete immer auf die Stimme. Und die Stimme passte nicht zu dieser Frau.
    »Kann nicht sein.« Hamacher schüttelte den Kopf. »Kommen Sie!« Er bat die Witwe mit sich vor die Tür und schaute vom Vorplatz hinauf in die oberste Etage.
    »Das Licht brennt«, stellte er nüchtern fest. »Kann es sein, dass …« Weiter kam Hamacher nicht.
    »Ich bin doch nicht blöd!«, fauchte ihn Elisabeth von Sybar an. »Ich habe genau gesehen, dass das Zimmer dunkel war.«
    »Ist es aber nicht«, sagte Hamacher ruhig und ging in sein Büro zurück.
    Die Witwe folgte ihm ungehalten, gefolgt von einem Mann Mitte 30.
    »Da oben ist tote Hose«, sagte er verärgert, ohne überhaupt einen Gedanken an einen Gruß zu verschwenden.
    Es konnte sich nur um Landmann handeln, dachte sich Böhnke, ein selbstbewusster Anzugträger mit schulterlangem, schwarzen Haar und einem sonnengebräunten Gesicht.
    »Hamacher, können Sie mir das erklären?«
    Der Wachmann blieb gelassen. Wenn die beiden so einen Terz machten, war das deren Sache. Und wenn sie nicht einmal zur Kenntnis nahmen, dass auch Böhnke in dem Raum saß, kümmerte ihn das auch nicht.
    »Es gibt nur eine Erklärung«, antwortete er. »Sie müssen sich irren. Es sei denn«, er schien zu überlegen, »da oben hat es einen kurzzeitigen Stromausfall gegeben.«
    »Den Ausfall hat es wahrscheinlich in Ihrem Kopf gegeben, Hamacher«, herrschte ihn Landmann an. »So einen Blödsinn habe ich ja noch nie gehört. Ich glaube, Sie sind Ihrer Aufgabe wirklich nicht gewachsen. Ich habe immer den Eindruck gehabt, dass Sie eine Fehlbesetzung sind. Aber das wird sich ja hoffentlich – oder wahrscheinlich – schon bald ändern.«
    Böhnke wunderte sich über die Gelassenheit, die Hamacher ausstrahlte. An seinem ehemaligen Kollegen schienen die Beleidigung und die Drohung abzuperlen wie die Regentropfen von der gut gewachsten Kühlerhaube eines Autos.
    »Sie müssen sich geirrt haben«, wiederholte Hamacher. »Oder glauben Sie etwa an überirdische Kräfte?«
    »Quatsch!« Landmann funkelte ihn zornig an.
    Erst jetzt erblickte er Böhnke, der schweigend am Tisch sitzend dem Streit zuhörte und sie beobachtete.
    »Wer sind Sie denn? Was machen Sie hier? Sie haben hier nichts zu suchen. Waren Sie etwa im Zimmer meines Vaters? Kennst du den?«, fragte er an Elisabeth von Sybar gewandt. Er war sichtlich irritiert.
    Sie verneinte mit einem stummen Kopfschütteln.
    »Wieso kommt der Mann überhaupt hier herein, Hamacher? Sie wissen doch, dass Fremden der Zutritt untersagt ist.« Landmann musste unbedingt seinen Ärger loswerden und glaubte offenbar, in dem Wachmann das richtige Opfer gefunden zu haben.
    Unbeeindruckt blickte Hamacher auf Böhnke, der kurz nickte. Er hatte verstanden. Sein früherer Untergebener wollte, dass er das Gespräch annahm.
    Freundlich stellte sich Böhnke als pensionierten, ehemaligen Kollegen des Wachmanns vor, dabei seinen früheren Dienstgrad verschweigend. Mit einer gebieterischen Handbewegung stoppte er Landmann, der dazwischenreden wollte.
    »Wenn Sie mich jetzt fragen wollen, was ich hier tue, kann ich Ihnen nur antworten, dass ich im Auftrag von Rechtsanwalt Grundler gekommen bin.« Er hatte lange genug Zeit gehabt, sich eine plausible Erklärung auszudenken. »Sie dürften wissen, dass Herr Grundler die Interessen von Heinrich von Sybar wahrnimmt und, soviel ich weiß, gewissermaßen der Familienanwalt ist.« Mit Genugtuung bemerkte er das unwillkürliche, zustimmende Kopfnicken von Elisabeth von Sybar. »Nach dem ersten Schock wegen des Attentats auf Ihren Mann waren wir natürlich besorgt, was nun mit der Firma geschehen wird.« Entschuldigend blickte er zu der Witwe, die keine Regung zeigte. »Ich bin so etwas wie die rechte Hand von Grundler, wenn es darum geht, Sachverhalte zu klären.«
    Im Prinzip war das eine nichtssagende Bemerkung, aber sie erzielte die beabsichtigte Wirkung. Elisabeth von Sybar und Landmann schauten ihn interessiert an.
    »Wir wollen klären, was der Wille Ihres Vaters ist.« Böhnke wandte sich an die Frau. »Deshalb wollte ich zunächst ein vertrauliches Gespräch mit meinem früheren Kollegen führen.«
    »Es ist doch alles klar, denke ich«, brauste Landmann auf. »Ich leite die Firma. Ist ja sonst niemand da, der Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen kann.«
    »Außer Frau von Sybar und ihr Vater«, widersprach Böhnke höflich. Beschwichtigend hob er

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