Printenprinz
Stelle einschreiten könnte. Zum anderen ist die Struktur klar geregelt. Die haben wir damals nach der Heirat von Elisabeth von Sybar mit Peter Hommelsheim in unserer Kanzlei aufgestellt. Danach besitzen die Eheleute und der Seniorchef jeweils 50 Prozent am Unternehmen. Bei unterschiedlicher Auffassung über eine wirtschaftlich entscheidende Frage gilt das Wort von Heinrich von Sybar.«
»Mit anderen Worten«, unterbrach ihn Böhnke, »wenn beispielsweise der Senior gegen eine Firmenverlagerung war, hätte sein Schwiegersohn sie nicht vornehmen können.«
»Ja«, antwortete Grundler, »so ist es. Die Erbfolge ist so geregelt, dass der Erblasser seinen Firmenanteil jeweils zur Hälfte auf die Erben überträgt. Das heißt in unserem Falle, dass nunmehr 62,5 Prozent der Firma Heinrich von Sybar und 37,5 Prozent seiner Tochter gehören. Alles andere verstößt gegen den Vertrag. Vielleicht weiß Landmann es nicht oder er glaubt, mit Unterstützung von Elisabeth den Laden schmeißen zu können.«
»Und was ist, wenn Heinrich von Sybar tot ist?«
»Dann erbt Elisabeth als einzige Überlebende.«
Ob die vertragliche Regelung auch für Personalentscheidungen gelte, wollte Böhnke wissen.
»Wenn es zu einem arbeitsgerichtlichen Verfahren kommt, das nicht dem wahrscheinlichen Willen von Heinrich von Sybar entspricht, könnte das Unternehmen schlechte Karten haben. Dann dürfte ganz klar der vermeintliche Wille des Alten gefragt sein. Warum fragst du?«
»Nur so«, wiegelte Böhnke ab. Aber es war für ihn gut zu wissen, dass er eventuell Hamacher Rückendeckung verschaffen konnte, wenn der selbstherrliche Landmann ihm ans Leder wollte.
»Was willst du eigentlich von mir?« Grundler konnte nicht glauben, dass der Kommissar nur seine Fahrdienste benötigte.
»Ich will dir berichten, was ich bisher herausbekommen habe und was ich von dir möchte«, antwortete Böhnke. Ausführlich schilderte er die Ungereimtheiten hinsichtlich Mandelhartz’ Geschäftsgebaren und das seines Erachtens unverschämte Auftreten von Elisabeth von Sybar und Landmann gegenüber Hamacher und ihm in der Pförtnerloge. Schließlich unterrichtete er Grundler auch noch über die Hinweise in Richtung Müller.
»Wusstest du eigentlich, dass dein Freund Werner Müller und Peter von Sybar miteinander verhandelt haben. Es gab da wohl Überlegungen zu einer Firmenansiedlung in Köln. Deswegen hat Müller wohl dafür gesorgt, dass von Sybar Karnevalsprinz am Rhein wird. So oder so ähnlich hat sich das abgespielt.«
»Aha«, Grundler runzelte nachdenklich die Stirn. »Du meinst also, von Sybar wollte Aachen verlassen?«
»Nicht direkt.« Böhnke blieb vorsichtig, solange er nicht endgültig Bescheid wusste. »Ich glaube, er wollte ein Option haben für den Fall, dass er Aachen verlassen musste«, antwortete er. »Da gab oder gibt es wohl Schwierigkeiten mit dem Gewerbeaufsichtsamt.«
»Oho!« Grundler schmunzelte. »Dich darf man nicht auf die Menschheit loslassen. Du kramst alle möglichen Geheimnisse und angeblichen Irritationen aus.«
So sei es nun auch nicht, bremste Böhnke. »Aber ich würde mich freuen, wenn du Müller darüber informierst, dass ich gerne einmal mit ihm sprechen möchte.« Eine Kontaktaufnahme zum Oberbürgermeister von Köln über Grundler schien ihm Erfolg versprechender als der direkte Weg. Damit war zum einen Grundler mit im Boot und zum anderen konnte Müller seine Verpflichtung gegenüber dem Anwalt einlösen. Immerhin hatte der für ihn ein großes Problem beseitigt, das Müller wie ein schweres Geschirr um den Hals gehangen hatte und ihm beinahe den Bürgermeisterstuhl gekostet hätte, weil er sich von einem Kommunalpolitiker zu einem Nachtklubbesuch hatte einladen lassen.
»Gut, mache ich.« Grundler musste das Gaspedal durchtreten, damit der Kleinwagen die Himmelsleiter in Richtung Roetgen erklimmen konnte. Sie sorgten jetzt schon für einen Stau der großmotorigen Fahrzeuge hinter ihnen, die wegen der schlechten Sicht nicht überholen konnten. Immer noch schafften es die Scheibenwischer nur mit Mühe, die Regenmassen beiseite zu schieben. Ein paar Grad kälter, und der Regen käme als Schnee herunter, dachte sich Böhnke.
»Und dann werde ich mich einmal im Rathaus umhören, vielleicht finde ich ja etwas heraus wegen des Ärgers mit der Gewerbeaufsicht«, schlug er vor.
Sie waren schon auf die Straße in Richtung Huppenbroich abgebogen, als Grundler mit einer weiteren Neuigkeit herausrückte. »Ich bin übrigens
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