Printenprinz
zu erfahren, wie ein gewisser Herr Grundler seine Bürozeit verbringt.«
»Bist du Hellseherin oder was?«, fragte Böhnke verblüfft.
Lieselotte lachte. »Nein, dann wäre ich wohl eher eine Hellhörerin. Aber du müsstest euch beide mal beobachten. Du und Tobias, ihr redet immer miteinander.«
»Kann nicht sein. Denn jetzt redest du mit mir«, unterbrach Böhnke sie. »Und jetzt willst du mir bestimmt sagen, dass du gar nicht mit mir reden willst.«
Ihr Schweigen betrachtete er als Aufforderung fortzufahren. Detailliert schilderte er ihr die Machenschaften von Mandelhartz, die er mit dem Ratschlag beendete, mit ihm ein Gespräch zu suchen, um die Steuerberatertätigkeit zu beenden.
»Sofort«, antwortete Lieselotte erschrocken. »Dem kann ich doch gar nicht mehr glauben.«
Böhnke mahnte zu Geduld. »Jedem muss das Recht gegeben sein, sich zu äußern. Deshalb sollten wir mit ihm zuerst reden.« Das ginge aber erst in der nächsten Woche, da er momentan in Sachen Karneval unterwegs sei.
»Das trifft sich gut. Karneval ist das richtige Stichwort. Ich habe für Samstag zwei Eintrittskarten geschenkt bekommen für die große Galasitzung im Eurogress. Du wolltest doch bestimmt immer schon einmal mit mir zu einer Karnevalssitzung.«
»Da ist mein größter Wunsch«, knurrte Böhnke. »Muss das sein?«
»Muss nicht, aber ich würde mich freuen«, meinte seine Liebste. »Es gibt viele Künstler aus Aachen und Köln, sogar Witze Fritze. Das wird bestimmt toll.«
»Du machst Witze!«
»Ich nicht, dafür bin ich nicht zuständig.«
»Dann sind wir dabei«, sagte Böhnke spontan. »Und Sonntag lassen wir uns zum Essen einladen.«
11.
Die von Müller angeregte und auch veranlasste Verlegung des Büfetts in der Alten Post auf den ersten Adventssonntag war ganz in Böhnkes Sinne. Das wäre ihm zu viel geworden, erst die jecke Sitzung und nur wenige Stunden später ein wahrscheinlich anstrengendes Treffen mit vielen zu verarbeitenden Informationen mit dem Kölner Oberbürgermeister. So würde es am Wochenende bei der einen Veranstaltung bleiben, der er mit großer Skepsis entgegensah. Ohnehin überraschte es ihn, dass die Karnevalisten in dem meistens von Trauer und Trübsal geprägten Monat November schon Sitzungen durchführten. Für ihn begann die Karnevalszeit in den vier Wochen vor dem Rosenmontag und nicht im November. Im Lokalteil hatte er sogar von Sitzungen gelesen, die vor dem Elften im Elften stattgefunden hatten. Wegen der Kürze der Session, die bereits am Mittwoch nach dem ersten Februarwochenende vorbei sei, hätten sich die Karnevalsgesellschaften genötigt gesehen, etliche Sitzungen vorzuziehen, damit sie alle veranstaltet werden konnten, erläuterte der Vorsitzende der Karnevalsvereine der Aachener Lande in einem Beitrag für die Zeitung. Die Zahl der Sitzungen sei im Vergleich zum Vorjahr annähernd gleich geblieben, allerdings sei die Sessionszeit fast fünf Wochen kürzer, also hätte manche Gesellschaft mit ihren Angeboten ausnahmsweise einmal in den November wechseln müssen.
Die Frage, die sich Böhnke stellte, warum man denn in diesem Jahr nicht auf die ein oder andere Sitzung verzichtete, wurde ebenfalls beantwortet. Man könne es den vielen Garden und Tanzmariechen der eigenen Gesellschaft nicht antun, dass sie das ganze Jahr über ihre Tänze geprobt hätten und nun nicht auftreten dürften.
Und bestimmt haben auch die Funktionäre ein Interesse daran, ziemlich viele Veranstaltungen organisieren zu können, dachte sich Böhnke seinen Teil. Sie verdienten schließlich an jedem Auftritt ihrer Künstler, und manche sogar zweimal, wie das Beispiel Schmitz und Mandelhartz zeigte.
Er war gespannt auf Schmitz und dessen Auftritt bei der Sitzung im Eurogress und hoffte insgeheim, dort vielleicht auf Mandelhartz zu treffen.
»Aber nicht, dass du dich den ganzen Abend wie ein Kriminalhauptkommissar benimmst. Wir gehen dahin, um zu lachen, mein Freund«, hatte Lieselotte ihn gemahnt, als sie in ihren Polo stiegen.
Ihre Befürchtung, er würde sich nicht unterhalten wollen, sondern ermitteln, war nicht aus der Luft gegriffen. Oft genug hatte sie während seiner aktiven Zeit miterlebt, dass er während einer Theateraufführung, zu der sie ihn mitgeschleift hatte, aufgesprungen war, weil ihm eine Idee gekommen war oder ihn eine Szene an einen aktuellen Fall erinnerte.
»Du darfst auch mal lachen«, hatte sie allen Ernstes gesagt, als sie sich am frühen Abend in Huppenbroich auf den Weg
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