Printenprinz
so schnell auf seinen Terminwunsch eingegangen sind und Sie es gar nicht erwarten können, in die Eifel zu kommen.«
»Hat er«, räumte Müller vergnügt ein. »Und er hat mir auch die Rufnummer der Alten Post gegeben. Ich werde also alles herauskramen und mir ins Gedächtnis rufen, was es mit Peter von Sybar auf sich hat. Ich werde Ihnen nichts vorenthalten und Ihnen alles sagen, was Sie hören wollen.«
Der Oberbürgermeister schien noch tiefer in Grundlers Schuld zu stecken, als Böhnke gedacht hatte. Oder war dieses Angebot wieder die typische Art eines Politikers, vollmundig alles und zugleich nichts zu versprechen?
»Passen Sie auf Ihr Nummernschild auf, wenn Sie losfahren.« Böhnke konnte es sich nicht verkneifen, Müller zum Abschluss zu hänseln. Gefälschte Nummernschilder hatten schließlich den Kölner Oberbürgermeister fast ins Gefängnis gebracht. Erst Böhnke und Grundler hatten in ihrem letzten Fall die raffinierte Masche der Verbrecher durchschaut und den Kopf von Müller gerettet. Ohne sie wäre die Karriere des Oberbürgermeisters wahrscheinlich genauso schnell beendet gewesen, wie sie nach seinem überraschenden Sieg nach der letzten Kommunalwahl begonnen hatte.
»Da sorgt schon meine Frau für. Da können Sie sicher sein«, entgegnete Müller munter.
Bei seinem Rundgang durch Huppenbroich am späten Nachmittag, als schon allmählich die Dämmerung Platz griff, hatte er nur einen Gedanken: Er musste Lieselotte dazu bringen, sich einem anderen Steuerberater anzuvertrauen. Wenn das nur annähernd stimmte, was von Sybar zusammengetragen hatte, und Böhnke zweifelte nicht, dass das stimmte, dann konnte niemand mehr Vertrauen zu diesem Mandelhartz haben. Beruflich mochte er bestimmt ausgezeichnet sein, aber was er sich als Funktionär im Karneval angemaßt hatte, zeugte von einem massiven Mangel an Seriosität.
Von Sybar hatte in seinem Aktenordner akribisch aufgelistet, was er selbst gemacht und wie Mandelhartz gehandelt hatte. Zunächst hatte von Sybar in seiner vom Schwiegervater übernommenen Funktion als Kassenprüfer ebenfalls keine Beanstandungen an der Kassenführung des Finanzmannes ihres Karnevalsvereins gefunden. Stutzig war von Sybar erst geworden, nachdem er seinen Plan umsetzte, selbst das Dreigestirn im Kölner Karneval anzuführen.
Die Vorgehensweise von Mandelhartz war einfach, aber nicht durchschaubar für Außenstehende oder für gutgläubige Freunde im eigenen Verein, die Mandelhartz bei der seit Jahren gelungenen Programmerstellung freie Hand gewährten, weil sie ihm vertrauten.
Aufgefallen war von Sybar die Methode Mandelhartz’ zum ersten Mal, als er den Sänger einer Musikgruppe direkt ansprach und dieser als Standardhonorar für den zwanzigminütigen Auftritt 2.000 Euro nannte. Der Sänger schickte ihm sogar auf sein Bitten einen Vertragsentwurf als Fax zu. Von Sybar verglich die Zahl mit der auf dem Vertrag, den Mandelhartz als Beleg dem Verein vorgelegt hatte. Darauf waren 2.200 Euro vermerkt und außerdem eine andere Kontonummer. Als er daraufhin nochmals den Sänger kontaktierte, bestätigte er ihm, dass auf das Konto der Band 2.000 Euro geflossen waren, und zwar angewiesen von dem Konto, auf das Mandelhartz 2.200 Euro eingezahlt hatte. Wenn er die Band verpflichten wolle, so solle er sich an den Agenten Fritz Schmitz wenden, der würde ihre Auftritte regeln. Man würde ihm nach Eingang des Honorars zehn Prozent als Provision zurückschicken. In der Agentur von Schmitz wurde ihm von einem Mitarbeiter bestätigt, dass das Honorar für diese Gruppe generell bei 2.000 Euro liege, keinen Cent darunter, aber auch keinen Cent darüber. Diese festen Honorarsätze bestünden mit allen Künstlern.
Mandelhartz und Schmitz arbeiteten offenbar mit zwei Verträgen, den offiziellen über 2.000 Euro und einen zweiten über 2.200 Euro. Da das Geld nicht direkt floss, sondern über ein drittes Konto, fiel die Trickserei nicht auf. Die Künstler erhielten vertragsgemäß ihr Honorar, die Karnevalsgesellschaft bezahlte nach dem ihr vorliegenden Vertrag 2.200 Euro. Die Differenz sackten Mandelhartz und der Agent ein. Die Kassenprüfung kannte zwangsläufig nur den höher dotierten Kontrakt und akzeptierte ihn.
Nachdem von Sybar die Methode durchschaut hatte, überprüfte er sämtliche Verträge zwischen von Sybar und der Agentur Schmitz und verglich sie mit den Honoraren, die er direkt bei den Künstlern erfragte. Immer wieder trat eine Differenz von 200 Euro zutage. Bei seiner
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