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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Baurecht? Und zum anderem: Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen? Fragen wie die nach dem Bestandsschutz und der Veränderung von Bebauungsplänen lassen ich dabei mal ganz außer Acht.«
    »Wie meinen Sie?«
    »Was ich meine, ist doch wohl ganz klar. Sie sind doch nicht mit dem Bauplan in der Hand zu von Sybar gefahren und haben ihm seine Fehler gezeigt. Das fällt doch gar nicht in Ihre Zuständigkeit.«
    »Was er damit meint«, unterbrach Böhnke, »ist Folgendes: In wessen Auftrag sind Sie zu von Sybar gegangen?«
    Ein erneut kurzes Zucken der Mundwinkel wurde von einer minimalen Blässe auf den Wangen begleitet, doch dann hatte sich Weinberg wieder unter Kontrolle. Einem ungeübten Beobachter wäre die geringfügige und kurzzeitige Veränderung wahrscheinlich nicht aufgefallen, Böhnke erkannte sie sofort. Es sind die Kleinigkeiten, die Menschen verrieten, das war eine der Erfahrungen aus seiner Dienstzeit als Kriminaler.
    »Also gut.«
    Weinberg erweckte den Eindruck, als wolle er den Sachverhalt schildern. Er würde, da war sich Böhnke sicher, den Sachverhalt so schildern, wie er ihn für sich zurecht gelegt hatte oder wie er für andere plausibel schien. Ob der Beamte aber tatsächlich alles preisgab? Das herauszufinden war die Aufgabe, die vielleicht anschließend auf Böhnke warten würde.
    »Also gut.« Weinberg wiederholte sich. »Es gehört zu den routinemäßigen Aufgaben der Gewerbeaufsicht, Firmen, Betriebe, Produktionsstätte zu überprüfen, ob sie den Vorschriften entsprechend geführt werden. Dass die Prüfungen bei Unternehmen intensiver sind, die mit Lebensmitteln arbeiten, als bei anderen, liegt ja auf der Hand. So bin ich also vor ein paar Monaten in das Printenwerk von von Sybar gefahren und habe dort eine unangemeldete Kontrolle vorgenommen. Wie gesagt«, er schaute Verständnis erhaschend von Böhnke zu Grundler, »das ist so nach dem Gesetz geregelt und gewollt und deshalb auch nicht außergewöhnlich.« Sinnierend schaute er auf den Kugelschreiber, den er zwischen seinen Fingern drehte. »Die Kontrolle hat keine schwerwiegenden Verstöße ergeben. Es waren nur Kleinigkeiten, die es zu bemängeln gab und die nur, wie soll ich sagen, temporär waren.«
    »Also vorübergehend.« Grundler half dem Beamten sprachlich auf die Sprünge. »Da war ein Fluchtweg durch eine frisch angekommene Lieferung kurzfristig versperrt, wenn ich mich richtig erinnere.«
    »So war es«, bestätigte Weinberg. »Und da gab es noch eine andere Kleinigkeit. Ich weiß nicht mehr, was. Sie war so unbedeutend, dass ich mich daran gar nicht mehr erinnern kann.«
    »Sie meinen die Mitarbeiterin, die ihre Arbeitshaube für kurze Zeit abgenommen hatte, um ihr Haar zu richten«, erklärte ihm Grundler. »Aber das reicht mir nicht als Begründung, von Sybar baurechtlich etwas ans Zeug zu flicken.«
    »Das war so.« Weinberg legte den Kugelschreiber zurück und schaute dem Anwalt ins Gesicht. »Der versperrte Fluchtweg hat mich nachdenklich gemacht. Ich habe mir daraufhin die Baupläne beschafft, die im Bauamt liegen. Ich wollte kontrollieren, ob darin die Fluchtwege eingezeichnet waren oder ob es im Lauf der Jahrzehnte Veränderungen gegeben hat.« Er lächelte schwach. »In gewisser Weise wollte ich dem Unternehmen sogar helfen, die Sicherheit zu optimieren. Über die Baupläne für das Firmengebäude bin ich dann auf die Bebauungspläne gestoßen und fand schnell heraus, dass bei von Sybar ein eindeutiger Verstoß gegen das Baurecht vorliegt.«
    Das verächtliche Schnauben von Grundler konnte ihn nicht beeindrucken.
    »Vielleicht haben meine Kollegen damals nicht so genau hingeguckt, als sie die Bauabnahme für das Gebäude machten, oder das Unternehmen hat in den Folgejahren innerhalb des Gebäudes die gravierenden Veränderungen vorgenommen. Fakt ist jedenfalls, dass eine Produktionsstraße für Backgeräte dort steht, wo es nach dem Baurecht und der Baugenehmigung nur Sozialräume oder einen Lagerplatz geben darf. Diesen Verstoß habe ich dem Unternehmen mitgeteilt mit der Aufforderung, den unrechtmäßigen Zustand zu ändern. Anderenfalls könnte ich mich als Gewerbeaufsichtsamt veranlasst sehen, die Genehmigung für die Produktion von Printen zu entziehen.«
    »Was gleichbedeutend mit dem Aus für von Sybar gewesen wäre.«
    Weinberg zuckte mit den Schultern. »Ich bin nicht für die Vorschriften verantwortlich. Ich bin nur dazu da, dass sie eingehalten werden.«
    »Und was hat von Sybar dazu gesagt?«
    »Das

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