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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Aufschriften auf den Straßenschildern lesen?«
    »Jetzt links«, antwortete Böhnke kurz. »Danach die erste rechts. Nach 100 Metern stehen wir vor Mandelhartz’ Büro. Ganz einfach.«
    In der Tat war die Zufahrt ganz einfach. Grundler fand sogar noch einen Parkplatz direkt vor dem Gebäude. »Ich komme mit«, sagte er und sprang behände aus dem Wagen. »Du dementer Friedhofsanwärter brauchst doch bestimmt eine Gedächtnisstütze, die behält, was dir Mandelhartz ins Ohr flüstern wird.«
    Aus dem Flüstern wurde nichts. Im Vorzimmer endete bereits der Besuch. Der Chef sei außer Hause und käme nicht mehr zurück, bedauerte die ältere Mitarbeiterin routiniert. Sie könne allenfalls einen Termin anbieten, an dem Mandelhartz definitiv im Büro sei.
    Besser als gar nichts, dachte sich Böhnke.
    »Wann ginge es denn? Ich will vor dem Fest meine Dinge geregelt haben.«
    Die Frau blätterte lächelnd durch einen Terminkalender und tippte auf ein Datum. »Am nächsten Donnerstag um 18 Uhr kann ich Ihnen einen Termin anbieten, Herr …«
    »Böhnke«, brummte der Kommissar.
    »Und es geht um Ihre Steuer?«
    »Auch«, antwortete er. »Der Termin ist damit fix? Am nächsten Donnerstag um 18 Uhr? Und Sie machen mir dann einen Kaffee!«
    »Tut mir leid. Nächste Woche bin ich auf den Malediven.«

    »Dann ab in den Stall!« Ächzend ließ sich Böhnke in den Beifahrersitz fallen. »Die Schnarchtüte läuft mir nicht davon. Den mache ich noch in diesem Jahr fertig, das garantiere ich dir.« Damit versank er in ein beharrliches Schweigen, derweil Grundler den Wagen nach Huppenbroich lenkte. Erst in der Einfahrt zu seinem Häuschen erwachte Böhnke aus der inneren Zurückgezogenheit.
    »Kommste noch kurz mit rein?«, fragte er höflichkeitshalber.
    »Aber nur auf eine Zigarette«, antwortete Grundler, was er im übertragenen Sinne meinte. Nikotin und Alkohol waren ebenso nicht seine Welt wie Böhnkes.
    »Hab ich nicht. Dafür kriegst du dann ein Mineralwasser«, sagte Böhnke. Er hatte aus dem Briefkasten einen großen, braunen Umschlag genommen, auf dem zwar seine Anschrift, aber kein Absender stand. »Bestimmt wieder eine anonyme Drohung«, flachste er, während er die Haustür öffnete. »Da trifft es sich gut, dass du mein Zeuge bist.«
    Schon beim Eintreten riss er den Umschlag auf und zog zwei mit Büroklammern zusammengeheftete, dünne Papierstapel hinaus. Auf ein Anschreiben hatte der Absender offensichtlich verzichtet.
    »Oho, was haben wir denn da?« Böhnke konnte sein Erstaunen nicht verbergen, nachdem er die Deckblätter kurz überflogen hatte. »Ich glaube, du wirst doch länger bleiben als nur für ein Glas Wasser.«
    Beide Stapel in der Hand haltend, überlegte er kurz. »Hier«, sagte er schließlich, »du bekommst zuerst die Kopien vom Unfallprotokoll. Ich amüsiere mich derweil mit dem Bericht des Unfallsachverständigen.« Schon lesend, lief er ins Wohnzimmer. »Bring das Wasser mit!«, rief er Grundler noch zu.
    Er suchte sich eine bequeme Position in einem der Sessel, dann konzentrierte er sich auf das Gutachten zum Verkehrsunfall. Einen Laien hätte der sachlich-nüchterne Stil wahrscheinlich verunsichert, Böhnke war es gewohnt, dass selbst bei einem dramatischen Unfalltod der Gutachter aus einer neutralen, wissenschaftlichen Sicht seine Ergebnisse und Eindrücke schilderte. Demzufolge war der Porsche in einem absolut verkehrsuntauglichen Zustand gewesen, als er zur Begutachtung vorgestellt wurde. Das Fehlen der Windschutzscheibe und das Auffinden von Glasteilen im Fahrgastraum, die unzweifelhaft der Scheibe zugeordnet werden konnten, waren darauf zurückzuführen, dass von außen ein zerstörendes Element auf die Scheibe eingewirkt haben musste. Es handelte sich, und dabei berief sich der Gutachter auf die Angaben der Polizei, um einen rund 40 Kilogramm schweren Betonbrocken. Ein solcher Gegenstand war nach Auffassung des Gutachters ohne Zweifel in der Lage, die vorgefundene Zerstörung der Windschutzscheibe zu bewirken, wenn er mit einer gewissen Fallgeschwindigkeit frontal aufprallte. In diesem Stil setzte der Gutachter seinen Bericht fort. Er erklärte haarklein, warum die Vorderräder in einem bestimmten Winkel gestanden haben mussten, weil sie nur so hätten stehen dürfen, wenn die Annahme zutreffen sollte, dass der Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hatte, was anzunehmen war.
    Böhnke hatte keine Mühe, das Gemisch aus Fachchinesisch und umständlichem Satzbau zu verstehen. Er

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