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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Gleiche wie Sie, Herr Grundler. Ohne Genehmigung wäre das Werk am Ende. Und ein Umbau wäre nicht machbar, weder räumlich, zeitlich noch finanziell.«
    »Hat Peter von Sybar mit Wegzug gedroht?«
    Weinberg lächelte schwach. »Das ist so eine typische erste Reaktion gewesen. Damit drohen alle, wenn wir von der Gewerbeaufsicht ein Haar in der Suppe finden. Aber erstens sind wir keine Unmenschen und lassen mit uns reden und zweitens bleibt es in fast allen Fällen bei der Drohung. Nein, ich glaube nicht, dass von Sybar die Zelte in seiner Heimatstadt abgebrochen hätte. Warum sollte er?«
    »Weil er vielleicht anderswo günstiger und moderner bauen und erweitern könnte«, nannte Böhnke eine Möglichkeit. »Etwa in Köln. Vielleicht hat er mit Ihrem Kollegen Feilen verhandelt.«
    »Den kenne ich nicht. Davon hat er mir nichts gesagt.« Weinberg hob beide Arme. »Aber das ist nicht meine Baustelle.« Er stand auf. »Sie müssen entschuldigen, aber ich erwarte in ein paar Minuten einen Investor, der in Aachen tätig werden will und mit dem ich einige Dinge abklären muss.«
    Sein Versuch, gewinnend zu wirken, schlug fehl. Seine Grimasse wirkte nur lachhaft.
    »Ich hoffe, ich habe Ihnen helfen können und die Unklarheiten beseitigt.«
    Schnell schüttelte er Grundler und Böhnke die Hand und geleitete sie höflich auf den Flur, auf dem besagter Investor wartete; vermutlich ein Grieche oder Türke.
    »Ah, da sind Sie ja«, rief er ihm winkend zu. »Dann wollen wir mal über Ihre Dönerbude plaudern.«

    Unzufrieden eilte Grundler zu seinem Parkplatz. »Glaubst du dem? Hört sich zwar alles plausibel an, aber steht im Gegensatz zu dem, was du aus von Sybars Unterlagen weißt.«
    Böhnke ließ von Sybars Notizen beiseite. Weinbergs Verhalten ließ ihn zu der Überzeugung kommen, einem Märchenerzähler begegnet zu sein.
    »Der hat sich die Geschichte zurechtgelegt und uns nur das erzählt, was er uns erzählen wollte. Sie mag ja teilweise stimmen. Aber es fehlt etwas.«
    »Was fehlt, mein Freund?« Grundler schaute ihn interessiert an, während er die Fahrertür öffnete.
    »Der Anlass, der Anstoß«, antwortete Böhnke. »Wenn es nur ein reiner Routinebesuch gewesen wäre, hätte Weinberg die Sache anschließend abgehakt. Aber ich glaube, er wollte etwas finden, um von Sybar das Leben schwer zu machen.«
    »Warum? Was hatte er davon?«
    »Du stellst die richtige Frage«, lobte ihn Böhnke, der wieder Schwierigkeiten hatte, in den Corsa einzusteigen. Manchmal spielten die alten Knochen eben nicht mehr mit. »Aber ich habe darauf noch keine eindeutige Antwort.« Mehreres sei möglich. Eventuell wollte Weinberg tatsächlich von Sybar piesacken oder er hatte es auf ihn abgesehen, weil er einem anderen einen Gefallen tun wollte, oder ein anderer hatte etwas gegen ihn in der Hand, dass Weinberg dazu brachte, so zu verfahren. »Wenn wir in Huppenbroich angekommen sind, habe ich dir wahrscheinlich noch wer weiß wie viel andere Möglichkeiten aufgezählt.«
    »Mir reicht’s«, lachte Grundler. »Du glaubst jedenfalls, dass uns unser Freund aus dem Gewerbeaufsichtsamt nicht die ganze Wahrheit gesagt hat.«
    »Nein«, widersprach ihm Böhnke. »Ich glaube es nicht, ich weiß es.«

    Sie hatten die Himmelsleiter schon hinter sich und fuhren auf den Ortseingang von Roetgen zu, als Böhnke ihr langes, stilles Nachdenken beendete.
    »Fahr mal bei Mandelhartz vorbei«, bat er seinen Begleiter. »Ich hab keinen Bock, mich von dem verarschen zu lassen. Der Penner meint wohl, ich bin ein dementer Friedhofsanwärter. Den knöpf ich mir vor, bis der sich freiwillig stellt.«
    Grundler staunte über die drastische Ausdruckweise, die überhaupt nicht typisch war für Böhnke. »Was ist los?«
    »Nichts. Bald ist Weihnachten«, erwiderte Böhnke gelassen. »Und bis dahin will ich alle Sachen vom Tisch haben. Ehrlich gesagt, ich mag diese Ratte von Steuerberater nicht.«
    Da war für Grundler ein vollkommen neuer Zug an seinem alten Freund. Voreingenommen und persönlich betroffen wollte der Pensionär Mandelhartz ans Kreuz nageln. Warum?
    »Weil ich dem Scheißkerl nicht traue. Und weil er Lieselottes Steuerberater ist. Wer weiß, was der sich alles gelappt hat.«
    »Okay.« Grundler fuhr so langsam über die Bundesstraße durch den Ort auf der Suche nach der richtigen Abzweigung, dass sich hinter ihm eine Schlange nervöser Heimfahrer verärgert ins Lenkrad krampfte. »Was kann ich dafür, dass es so früh dunkel wird. Oder kannst die

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