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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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verkneifen.
    Da kam ein Mann mit einem Pinguin an der Hand in ein Polizeirevier und fragte den Wachhabenden, wohin er mit dem ihm zugelaufenen Tier soll. Er möge mit ihm in den Zoo gehen, empfiehlt der Polizist. Am nächsten Tag beim Streifendienst sieht der Polizist Mann und Pinguin in der Fußgängerzone und fragt erstaunt, ob er mit dem Pinguin nicht im Zoo gewesen sei. »Doch«, lautete die Antwort, »gestern waren wir im Zoo, heute wollen wir ins Kino.«
    Das Lachen nahm kein Ende. Lieselotte amüsierte sich immer noch, als sie an der Garderobe ihren Mantel in Empfang nahm. Beschwingt eilte sie mit Böhnke ins Parkhaus. Beide erstarrten sie in der Bewegung. Wenige Meter vor ihnen liefen Mandelhartz und Schmitz. Sie gestikulierten aufgeregt. Vor einem Mercedes blieben die beiden stehen, umarmten sich kurz, dann verschwand Mandelhartz im Treppenaufgang und Schmitz stieg in den Wagen. Schnell setzte er aus der Parkbox zurück und brauste davon.
    Böhnke erkannte nur bruchstückhaft ein Kölner Kennzeichen. »Von wegen, man kennt sich nur flüchtig. Ich will ja nicht von inniger Liebe reden, aber Mandelhartz und Schmitz sind mehr als Zufallsbekanntschaften. Da gehe ich jede Wette ein.«
    »Ob die uns gesehen haben?«, fragte Lieselotte.
    »Glaube ich nicht.«
    »Und wenn doch?«
    »Kann ich es auch nicht ändern«, antwortete Böhnke lakonisch. Er war müde und wollte ins Bett, schließlich war es weit nach Mitternacht.

    Das permanente ›Oche Alaaf‹ klang noch am nächsten Morgen in seinen Gehörgängen nach. Es wollte einfach nicht abebben. Lieselotte bezeichnete seinen Zustand wenig respektvoll als ›karnevalistischen Tinnitus‹, gegen den es nur ein Gegenmittel gebe. Er solle sich auf eine Runde durchs Dorf machen, dann könne sie wenigstens in Ruhe das Mittagessen vorbereiten.
    Böhnke trollte sich gern, zumal endlich der Regen aufgehört hatte und es windstill war. Er hatte kaum den Weg in Richtung Modellflugplatz eingeschlagen, da meldete sich in seiner Jackentasche das Handy mit dem Radetzky-Marsch.
    »Ich höre!«
    »Das hoffe ich doch, Chef«, entgegnete der Gesprächspartner. »Alles andere wäre schlecht.«
    Böhnke musste über Hamachers Entgegnung schmunzeln. »Warum haben Sie von Frau Kleinereich meine Nummer bekommen?«, fragte er direkt.
    »Weil ich Sie in gewisser Weise vorwarnen möchte.«
    »Wieso?«
    »Landmann ist gestern Nachmittag in Begleitung eines mir Unbekannten in der Firma erschienen und hat die Schlösser an den Türen zu seinem Büro und dem des Juniorchefs ausgetauscht. Sie können jetzt nicht mehr mit dem Generalschlüssel geöffnet werden. Das sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, hat er behauptet. Als ich ihn darauf hinwies, dass er Probleme mit den Feuerschutzbestimmungen bekommen könnte, immerhin können wir ja in einem Notfall nicht ins verschlossene Zimmer, hat er mich abgebürstet mit der Bemerkung, das sei wohl seine Sorge und außerdem sei auch das Zimmer des Seniorchefs von niemanden anders als vom Senior selbst zu öffnen.«
    »Hm«, Böhnke dachte nach. »Merkwürdig. Und Sie haben keinen blassen Schimmer, wer der Begleiter von Landmann war?«
    »Nein, Chef. Beide waren so unhöflich, mich nicht einmal zu grüßen. Ich nehme an, es ist ein Geschäftsfreund oder Kollege von Landmann. Nach der Kleidung zu urteilen, leidet der nicht am Hungertuch. Aufgefallen ist mir, dass sich die beiden duzten. Sie sind ungefähr gleich alt, denke ich. Und er stammt laut Nummernschild aus der Städteregion Aachen. Er hatte Landmann in seinem Audi A 8 mitgebracht. Die beiden waren nicht gerade angenehm überrascht, als sie mich sahen. Die haben wohl gedacht, sie wären allein auf weiter Flur.«
    »Und das Nummernschild …«
    »Ist notiert und wird überprüft, Chef. Was denken Sie denn von mir?«
    »Nur das Beste«, entgegnete Böhnke schnell.
    »Ich hoffe, ich komme mit meinem Anruf nicht ungelegen, Chef?«
    »Natürlich nicht. Wenn Ihnen Frau Kleinereich meine Handynummer überlässt, geht das schon in Ordnung.« Er würde in den nächsten Tagen vorbeikommen und berichten, versprach Böhnke zum Abschied.

    Langsam ging er zum Haus zurück. Lieselotte sah ihn grinsend an. »Na, was macht dein karnevalistischer Tinnitus?«
    Der Ohrwurm war nicht mehr da. Das ›Oche Alaaf‹ hatte sich verflüchtigt.
    »Dann war ja meine Telefontherapie vollkommen richtig«, meinte seine Liebste und drückte ihm das Kartoffelschälmesser in die Hand. »Wenn du schneller zurückkommst, als wie ich

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