Printenprinz
zutraf, würde sich erweisen.
Er hatte gerade die Haustür nach der Rückkehr von seinem Nachmittagsspaziergang geöffnet, da meldete sich das Telefon. Wie so oft begann zunächst die Suche nach dem mobilen Teil, das nicht auf der Ladestation in der Küche lag, obwohl er glaubte, es dorthin gelegt zu haben. Böhnke gewann den Wettlauf gegen die Ungeduld des Anrufers. Wie das Telefon in die Ritze zwischen die Polster des Sofas geraten konnte, war ihm unerklärlich. Bevor der andere resigniert hatte, meldete sich Böhnke. Der Blick auf die Telefonnummer im Display sagte ihm nichts.
»Endlich, Chef. Ich dachte schon, Sie sind op jöck«, meldete sich Hamacher.
»Bin gerade zurück«, brummte Böhnke noch ein wenig atemlos. »Was gibt’s?«
»Haben Sie ’nen neuen Job für mich?«, überfiel ihn der ehemalige Kollege mit einer Frage, um sofort eine Erklärung hinterher zu schicken. »Unser Freund Landmann meint, die Firma von Sybar könne auf meine Dienste verzichten und hat mir gekündigt, verbunden mit einer sofortigen Freistellung.«
»Wann war das?«
»Vor einer knappen Stunde. Ich bin gegangen und freue mich zunächst einmal darüber, dass ich endlich einmal über Weihnachten und Silvester freihabe.«
Entweder nahm er die Kündigung nicht ernst oder er war eine Frohnatur, dachte sich Böhnke. Beides würde nicht zu Hamacher passen.
»Lassen Sie etwa die Sache auf sich beruhen?«, fragte er besorgt.
»Chef, wie gut kennen Sie mich eigentlich?«, erwiderte Hamacher unaufgeregt. »Natürlich ist das letzte Wort nicht gesprochen. Ich habe für morgen einen Termin bei Ihrem Freund, dem Rechtsanwalt. Der wird’s richten. Da mache ich mir gar keine Sorgen.«
»Und in welche Richtung?«
»Ist doch klar. Auf Weiterbeschäftigung. Was denn sonst?« Hamacher lachte auf. »Ich betrachte meinen vorübergehenden Rausschmiss als eine Art Urlaub. Den kann ich gebrauchen und sinnvoll nutzen. Chef, Sie brauchen doch jemanden, der Ihnen die Infos aus dem Polizeipräsidium verschafft. Dafür habe ich jetzt massig Zeit.«
Sollte er widersprechen? Böhnke schwieg.
»Übrigens gibt es einen kleinen Fortschritt«, fuhr Hamacher fort. »Meine Freunde im PP haben endlich das Navi aus von Sybars Porsche ans Laufen gekriegt. Aber sie sind noch nicht so weit gekommen, dass es für uns interessant werden könnte. Die Nasen hatten zunächst das Problem, die Stimme umzustellen. Die können alle kein Öcher Platt. Das kommt davon, wenn man uns Nieten schickt und die guten Aachener Polizisten auf externe Dienststellen versetzt. Was sich der PP und der Innenminister dabei denken, bleibt wohl deren Geheimnis. Bald haben wir halb Westfalen bei uns in der schönen Kaiserstadt«, übertrieb er.
Böhnke ließ sich auf das Gerede nicht ein. »Sie bleiben also am Ball und sagen mir Bescheid, wenn das Navi uns seine Geheimnisse verrät?«
»Jawoll, Chef!«, antwortete Hamacher zackig. »Und Sie sorgen dafür, dass Ihr Freund Grundler dem Landmann richtig Feuer unterm Hintern macht.« Er lachte erneut. »Ich hätte glatt vergessen, wofür ich meine gewonnene Freizeit nutzen kann. Ich habe es geschafft, einen einigermaßen brauchbaren Abzug vom Film unserer Überwachungskamera zu machen. Darauf sind Landmann und der Unbekannte zu sehen, von dem ich Ihnen berichtet habe, Chef. Sie erinnern sich?«
Selbstverständlich erinnerte sich Böhnke. Und er erinnerte sich an die Behauptung von Landmann, die das Gegenteil besagte. »Was haben Sie vor?«
»Zuerst muss ich noch ein bisschen an der Aufnahme feilen, um bessere Konturen zu bekommen. Ich werde ein bisschen schnüffeln, wenn Sie verstehen, was ich meine. Könnte ja sein, dass ich mich demnächst als Privatdetektiv durchschlagen muss, wenn ich keinen anständigen Job mehr habe«, meinte er scherzhaft. »Außerdem macht sich das bestimmt gut, wenn ich Landmann sagen kann, wer der Mister X war, mit dem er angeblich nicht auf dem Firmengelände herumgeschlichen ist. Und ich muss noch das Kennzeichen des dicken Audis abchecken. So, Chef, und jetzt halten Sie mich bitte nicht länger von meiner Freizeit ab. Adieda.«
»Moment«, Böhnke wollte das Telefonat noch nicht beenden.
Hamacher schien sich tatsächlich wenig um seine Zukunft zu sorgen, dachte sich Böhnke. Wahrscheinlich setzte der ehemalige Kollege zu Recht auf Grundler, um seinen Job als Wachdienstleiter behalten zu können.
»Wissen Sie eigentlich was von einer Beerdigung? Oder liegt Peter von Sybar immer noch auf Eis?«
»Das ist
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