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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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eilte sie wieder ins Geschäft, wo Victoria sich gerade mit dem Besitzer unterhielt. Sie machte ihn mit Taylor bekannt, und der Mann, der Frank Michaels hieß, wußte sich vor Freude kaum zu fassen. Eine volle Minute lang schüttelte er Mrs. Ross die Hand, und seine Begeisterung erwärmte ihr Herz. Er war etwa fünfzig Jahre alt, trug eine Brille mit einem zersprungenen Glas, und seine braunen Augen strahlten unendliche Güte aus, ebenso wie sein Lächeln.
    Georgie trieb sich im hinteren Teil des Ladens herum, und wenig später tauchte Allie auf, an Hunters Bein gedrückt. Schüchtern starrte sie die vielen Männer an, und als sie ihre Mutter entdeckte, rannte sie zu ihr, um sich hinter ihrem Rücken zu verstecken. Im selben Moment sprang Georgie hinter einem Regal hervor, und Mr. Michaels zuckte zusammen. »Zwillinge!« flüsterte er.
    »Wenn Sie eine Minute Zeit haben, Mrs. Ross«, begann der bärtige Riese, »ich würde gern mit Ihnen reden.«
    Taylor drehte sich um und wich hastig der Zeitung aus, die vor ihrem Gesicht flatterte.
    »Können Sie das lesen?«
    »Ja, sicher. Schon vor vielen Jahren habe ich lesen gelernt,
    Sir.«
    »Hör mal, Rolly, sie ist gerade erst angekommen. Laß sie doch mal Atem holen und belästige sie nicht mit deiner Zeitung.« Es war der Ladenbesitzer, der ihr zu Hilfe kam. »Sie haben wirklich eine nette Familie, Mrs. Ross.«
    »Danke, Mr. Michaels.«
    »Es wäre mir eine Freude, wenn Sie mich Frank nennen
    würden.«
    »Dann müssen Sie Taylor zu mir sagen.«
    »Oh, ich fühle mich sehr geehrt.«
    Rolly ließ sich nicht beirren. »Moment mal, Frank, sie ist einverstanden.«
    Ehe Taylor fragen konnte, womit sie einverstanden warf packte Rolly ihre Hand, klemmte sie unter seinen Ellbogen und zog sie zur Tür. Ehe er den Laden verließ, mußte er an Hunter Vorbeigehen. Er blieb kurz stehen, musterte ihn unbehaglich und murmelte: »Hunter...« Um die Begrüßung zu vollenden, nickte er.
    Auch Hunter nickte, runzelte die Stirn und knurrte: »Rolly...«
    Dann ging Rolly mit Taylor hinaus, und als er den Gehsteig erreichte, schrie er: »Holt die Kiste, Jungs! Die Lady kann lesen.«
    Zu Taylors Verblüffung brach lauter Jubel aus. Wie aus dem Nichts tauchte eine Kiste auf und wurde vor Taylors Füße gestellt. Verständnislos starrte sie den Riesen an, der ihr die Zeitung reichte. Dann hob er sie hoch und stellte sie auf die Kiste. Ein anderer Mann schleppte einen Schaukelstuhl aus dem Laden, und Rolly setzte sich hinein.
    »Mama, was machst du denn da?« fragte Georgie.
    Taylor wandte sich zu ihrer Tochter und zuckte die Achseln. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, wisperte sie.
    »Jetzt wird uns deine Mama die Nachrichten vorlesen«, erklärte Rolly und winkte Taylor zu. »Also fangen Sie an!«
    Verwirrt schaute sie Hunter an, um festzustellen, was er von alldem hielt. Aber er stand gelangweilt neben dem Ladeneingang und ließ sich nichts anmerken. Sie faltete die Zeitung auseinander, den Rosewood Herald. Von dieser Stadt hatte sie nie gehört. Dann bemerkte sie das Datum. »Diese Zeitung ist ja zwei Wochen alt.«
    »Für uns sind das immer noch Neuigkeiten«, erwiderte Rolly.
    »Früher bekamen wir viele Zeitungen aus den Minencamps oben in den Bergen!« rief ein anderer Stadtbewohner. »Aber der Rosewood Herald ist uns allen am liebsten, nicht wahr, Rolly?«
    »Klar«, stimmte der Riese zu.
    Eine Frage brannte Taylor auf der Zunge. Konnten sie alle nicht lesen? Doch sie wollte keine Gefühle verletzen. Sicher irre ich mich, dachte sie sich. In diesem fortschrittlichen Zeitalter mußte zumindest ein Teil der Männer lesen können, die hier herumstanden. Sie beschloß, die Wahrheit auf Umwegen herauszufinden. »Wer hat denn die Zeitung gelesen, bevor mir die Ehre widerfährt?«
    Alle schauten Rolly an. Offensichtlich war er der Wortführer. »Nun ja, früher hat Frank draus vorgelesen. Dann zerbrach seine Brille, und er hatte noch keine Zeit, sie reparieren zu lassen.«
    »Earl hat uns auch manchmal was vorgelesen«, warf jemand ein, und Rolly nickte.
    »Aber das gefiel uns nicht, weil er zwischendurch immer husten mußte.«
    »Und Henry«, ergänzte Frank, der auf der Schwelle seines Ladens stand.
    »Er hat gestottert«, beschwerte sich Rolly. »Das machte mich ganz verrückt, beinahe hätte ich ihn erschossen.«
    »Du hast ihn erschossen«, erinnerte Frank den Riesen.
    Taylor riß die Augen auf, und Rolly verteidigte sich: »Aus einem ganz anderen Grund. Fangen Sie endlich zu lesen

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