Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
Aber er runzelte ganz sicher die Stirn. »Jetzt geht’s uns an den Kragen«, flüsterte sie, wollte davonlaufen, um sich in Sicherheit zu bringen. Aber diesen Gedanken verwarf sie sofort. Sie fürchtete sich nicht vor Lucas. Natürlich, er würde ihr böse sein, aber bald einsehen, daß sie richtig gehandelt hatte. Und so straffte sie ihre Schultern und setzte ihren Weg fort.
    Mit jedem Schritt wuchs ihre Angst. Lucas trug Lederkleidung und in seinem Waffengurt, der tief über den Hüften hing, steckten beide Pistolen. Plötzlich gewann sie den grotesken Eindruck, sie müßte sich auf eine Schießerei einlassen. Und dann wäre er natürlich im Vorteil, dachte sie. O Gott, ich muß einen klaren Kopf behalten ...
    Im Sonnenlicht wirkte er wie ein magischer, unbesiegbarer, legendärer Kämpfer. Goldene Strahlen umflossen ihn und er sah aus, als wäre er soeben aus dem gleißenden roten Himmel herabgestiegen.
    Nun war sie nahe genug herangekommen, so daß sie sein Gesicht sah. O ja, er war tatsächlich wütend. Seine Augen schimmerten kalt wie Eis.
    Wie sollte sie ihn beschwichtigen? Sie schaute zu Hunter hinüber und sah seine selbstgefällige Miene, die ihr zu verstehen gab: »Ich hab’s ja gesagt.« Am liebsten hätte sie ihn gegen das Schienbein getreten. Sie ging weiter und blieb vor Lucas stehen.
    Schweigend starrten sie sich an. Eine dicke Staubschicht überzog seine Kleidung, mit seinem Stoppelbart sah er furchterregend aus. Und wundervoll. Plötzlich wurde sie von einem heißen Glücksgefühl erfaßt. Nun hatte sie ihn endlich wieder, und er verkörperte alles, was sie sich jemals von einem Mann erträumt hatte.
    »Mama«, rief Georgie.
    Die helle Kinderstimme riß Taylor aus ihrer Trance. Sie holte tief Atem, zwang sich zu einem Lächeln und forderte die Zwillinge auf: »Los, begrüßt euren Papa!«

17
    Wille und Geschick sind stets in Streit befangen.
    William Shakespeare, Hamlet
    »Hast du den Verstand verloren?« flüsterte Lucas heiser. Mühsam bezähmte er seinen Zorn, und sein Hals schmerzte, weil er sich gewaltig anstrengen mußte, um nicht zu schreien. Einerseits fühlte er sich maßlos erleichtert, weil Taylor noch lebte, und andererseits hätte er sie am liebsten verprügelt, weil sie ein so tollkühnes Risiko auf sich genommen hatte.
    Angesichts seiner Wut begann sie zu zittern. Ich habe keine Angst, redete sie sich ein, ich bin nur - nervös... Nun mußte sie sich zusammenreißen und die nötigen Erklärungen abgeben. »Wie ich sehe, ärgerst du dich ganz schrecklich. Und ich wüßte es sehr zu schätzen, wenn du dich erst einmal beruhigen würdest...«
    »Antworte mir!«
    »Also gut.« Taylor versuchte, in möglichst sanftem Ton zu sprechen. »Nein, ich habe den Verstand nicht verloren. Immerhin ist es Allies und Georgies und Daniel Davids gutes Recht, dich Vater zu nennen.« Sie wagte sich noch einen Schritt vor. »Und solange sie zu jung sind, um ohne ihre Eltern auszukommen, bleiben sie bei uns.«
    Da er glaubte, sie hätte ihn absichtlich mißverstanden, ignorierte er ihren Vortrag über seine Vaterschaft. »Warum bist du hierhergekommen? Was, um Gottes willen, hast du dir dabei gedacht?«
    »Wir wollten in deiner Nähe sein.«
    Das nahm er ihr nicht ab. »Aber ich war in Chicago. Du weißt doch, wo Chicago liegt?«
    »Ja, natürlich.«
    Er nickte. »Und um in meiner Nähe zu sein, bist du über tausend Meilen in die entgegengesetzte Richtung gefahren? Habe ich das richtig verstanden?«
    »Oh, ich glaube, es waren nicht einmal annähernd tausend Meilen.«
    Lucas schloß die Augen und zählte bis zehn, dann musterte er seine Frau wieder und fing noch einmal von vom an. »Wann hast du beschlossen, nach Redemption zu reisen?«
    In dieser Situation hielt sie es für keine gute Idee, ihm die Wahrheit mitzuteilen. Sie standen mitten auf der Straße, und das Publikum wuchs mit jeder Sekunde. Wenigstens konnte man das Gespräch nicht belauschen, denn Lucas pflegte glücklicherweise die Stimme zu senken, wenn er in Wut geriet. »Darüber möchte ich jetzt nicht reden«, entgegnete sie. »Aber sobald wir allein sind, will ich deine Fragen gern beantworten.«
    »Morgen bringe ich dich nach Cincinnati zurück«, verkündete er, und sie schüttelte stumm den Kopf.
    »Weißt du was, Papa?« Georgie zupfte an seinem Hosenbein und wiederholte ihre Frage zum zehntenmal. Dabei flüsterte sie, und er merkte, daß sie ihn nachahmte. Er hob sie hoch und schaute in ihre großen blauen Augen. In einigen Jahren

Weitere Kostenlose Bücher